Berliner Immobilienmarkt: Ende mit Schraekken
Der dänische Immobilienkonzern Taekker verkauft seine Berliner Wohnungen – dem Land entgehen dabei Millionen, und für die Mieter sieht's auch nicht gut aus.
Der Immobilienkonzern Taekker hat seine Ankündigung, sich vom Berliner Wohnungsmarkt zurückziehen zu wollen, wahrgemacht und bereits Anfang des Monats einen Großteil seiner Wohnungen in der Hauptstadt an die britische Firma Round Hill Capital mit Sitz in London verkauft, wie der Konzern jetzt bestätigte.
An dem äußerst schlechten Ruf, den sich der Immobilienkonzern über die Jahre in Berlin erworben hat, dürfte nun auch sein Rückzug nichts ändern: Der Verkauf erfolgte per sogenanntem Share Deal, bei dem nicht die Häuser selbst erworben werden, sondern Anteile an der Gesellschaft, die die Immobilie besitzt.
Der Trick: So lange diese Anteile unter 95 Prozent liegen, wird keine Grunderwerbssteuer fällig. Dem Land Berlin entgehen durch diese Geschäfte große Summen – Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) hat bereits bekannt gegeben, eine Bundesratsinitiative gegen solche Share Deals anzustreben.
Auch für die MieterInnen der verkauften Wohnungen ist der Verkauf nicht gerade eine gute Nachricht: Für Round Hill Capital, die ihren damaligen Berliner Bestand vor drei Jahren verkauft hatten, ist der Kauf Teil einer Immobilienerwerbs-Offensive, die das Unternehmen zurzeit in 15 deutschen Städten mit „einem günstigen Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem Immobilienmarkt“ verfolgt, wie es in einer Pressemitteilung erklärt.
Der Gründer von Round Hill Capital erklärte gegenüber einem Branchenblatt vor einigen Jahren, die Unternehmensstrategie in Deutschland bestehe darin, „attraktive Immobilien zu kaufen, diese erfolgreich aufzuwerten und sie anschließend gewinnbringend zu veräußern“.
Die Häuser in der Lausitzer Straße 10 und 11, deren MieterInnen zuletzt mit ihrem Protest gegen den drohenden Verkauf durch Taekker viel Aufsehen erregt hatten, sind von dem Kauf nicht betroffen. „Wir sind weiterhin mit Taekker und dem Bezirk im Gespräch, um eine Lösung zu finden“, so Sprecherin Julia Oelkers. Bisher wolle der Konzern aber nicht von dem anvisierten Kaufpreis von rund 20 Millionen abweichen.
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