Berlin Science Week: Keine Insel der Seligen
Auf der „Berlin Science Week“ dreht sich alles um die Wissenschaft. Thema ist auch die Krise, in der sie steckt.
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Die Wahrheit zur Wissenschaft ist nämlich: Es geht ihr nicht besonders gut. Die Anfeindungen gegen Forschende nehmen zu, die gesellschaftliche Akzeptanz sinkt, in Berlin werden sogar Universitäten von Protestlern besetzt und beschädigt. Dieser kritischen Entwicklung will sich auch Deutschlands größtes Wissenschaftfestival stellen.
„Die Wissenschaft muss dagegen halten, indem sie erklärt, wie sie funktioniert und welchen Nutzen sie bringt“, sagt Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD). So beschäftigt sich etwa die Diskussionsreihe „Bedrohte Wissenschaft“ des Exzellenzclusters „Script“ der Berliner Unis in vier Veranstaltungen mit Gefahren und Bedrohungen für die Wissenschaft: den Angriffen gegen „ungeliebte Wahrheiten“, der Infragestellung wissenschaftlicher Autorität, der „Selbstbeschränkung“ (vulgo: Selbstzensur) sowie der politischen Einflssnahme auf die Wissenschaft.
Czyborras Senatswissenschaftsverwaltung unterstützt die „Berlin Science Week“ großzügig mit 380.000 Euro. Veranstalter ist die private Falling Walls-Stiftung, die auch die internationale Konferenz zu wissenschaftlichen Durchbrüchen am 9. November durchführt. Am Tag des Berliner Mauerfalls werden dort jedes Jahr die „Breakthroughs“ in 20 Foschungsgebieten vorgestellt. Eine Reihe von Veranstaltungen greifen auch aktuelle Krisen-Themen auf.
Brückenbauer zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
„Common Ground“ lautet das Rahmenthema, womit die gemeinsame Basis gemeint ist, auf der man sich verständigen kann. Als „Brückenbauer“ zwischen verschiedenen Welten sieht sich denn auch Christian Rauch, der Programm-Verantwortliche der Science Week. „Wir verstehen uns als Forum, um den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu stärken und so einen Beitrag zur Überwindung gesellschaftlicher Polarisierungen zu leisten“, erklärt er.
Ein neues Format ist das „Decision Theater“, das vom Max Planck-Institut für Geoanthropologie angeboten wird. Diese innovative Methode kombiniert Big Data, die Modellierung komplexer Systeme und die Einbindung von Interessengruppen, um die Auswirkungen von Entscheidungen auf soziale, wirtschaftliche und ökologische Systeme zu erforschen.
Bei der Science Week werden in dieser Weise die Themen Wasserknappheit und Wasserqualität oder die Auswirkungen regionaler wirtschaftlicher Veränderungen am Beispiel des Lausitzer Kohleausstiegs behandelt, aber unter den Stichwort „Bildung neu denken“ auch der Einzug datengetriebener Technologien in die Klassenzimmer. An zwei Orten wird für das breite Publikum „Forschung im Power-Pack“ angeboten: dem Museum für Naturkunde und dem Holzmarkt am Ostbahnhof, wo ein Akzent auf doe Begegnung von Wissenschaft und Kunst gelegt wird.
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