Bericht von 27 Wissenschaftsakademien: Klimawandel macht krank
Ein Report warnt vor den Schäden der Klimakrise. Ein höheres Risiko von Infektionskrankheiten könnte auch EuropäerInnen belasten.
Die Forscher werteten zahlreiche unabhängige Studien aus, um direkte und indirekte Effekte auf die menschliche Gesundheit durch den Klimawandel abzuschätzen. Diese seien von der Politik jedoch lange vernachlässigt worden. „Die Gesundheit der kommenden Generationen wurde verpfändet, um kurzfristige ökonomische Ziele zu erreichen“, heißt es in der 76-seitigen Untersuchung.
Die EASAC ist ein Zusammenschluss wissenschaftlicher Akademien aus Europa. Seit 2001 verfasst die Organisation Berichte zu den Bereichen Biowissenschaft, Energie und Umwelt, um Entscheidungsprozesse europäischer Institutionen zu beeinflussen.
Hitzewellen führen schon heute zu frühzeitigen Todesfällen insbesondere älterer oder kranker Personen. Deren Dauer und Intensität werde in Zukunft jedoch deutlich zunehmen, heißt es in dem Bericht. Der Unterschied zwischen den im Pariser Abkommen angestrebten 1,5 Grad und 2 Grad Erderwärmung ist gravierend: In Städten wie Paris oder London würde dadurch die Zahl der mit der Hitze zusammenhängenden frühzeitigen Todesfälle um 15 bis 22 Prozent steigen.
Zunahme von Infektionskrankheiten
Ähnliche Unterschiede zwischen 1,5 und 2 Grad Erwärmung beobachten die ForscherInnen bei Waldbränden, Überflutungen sowie in der Lebensmittelproduktion. Bemühungen, die Klimaerwärmung einzudämmen, führten zudem auch indirekt dazu, Gesundheitsrisiken für den Menschen zu senken: Der Verzicht auf fossile Brennstoffe könnte also sowohl die Erderwärmung reduzieren als auch atemwegsbelastende Luftverschmutzung.
Der Klimawandel werde auch in Europa zu einer Zunahme von Infektionskrankheiten führen, heißt es im EASAC-Bericht. Ein Grund dafür: die höhere Überlebenschance von Krankheitsüberträgern bei wärmeren Temperaturen.
Allerdings gibt es auch andere Faktoren wie zunehmenden Tourismus oder erhöhten Warenaustausch. „Der Klimawandel ist immer nur ein Faktor“, sagt Christina Frank, Infektionsepidemiologin am Robert-Koch-Institut, der taz. Europa habe anders als zum Beispiel Afrika die finanziellen Möglichkeiten, auf die neuen Gefahren zu reagieren. Plötzlich auftretende Epidemien durch von Mücken oder Zecken übertragene Viren seien zunächst nicht zu befürchten. „Die Wahrscheinlichkeiten steigen, aber sie steigen langsam“, sagt die Expertin.
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