Beirat der Bundesregierung fordert: Schluss mit klimaneutral
Auf eine Nullbilanz beim Treibhausgas hinarbeiten, wie zum Beispiel Deutschland es tut? Das reicht nicht, sagen Regierungsberater:innen.
Hinter dem Begriff steckt eine Nullbilanz bei den Treibhausgasen: Die sollen also nicht komplett heruntergefahren werden, aber nur noch in solchen Mengen anfallen, dass Bäume, Moore oder auch Technologien sie komplett wieder aus der Atmosphäre filtern können.
Das reicht nicht, kritisieren jetzt Berater:innen der Bundesregierung. „Szenarien zur Klimaentwicklung zeigen, dass selbst bei einer schnellen Reduktion der Treibhausgasemissionen sehr wahrscheinlich eine zusätzliche Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre notwendig sein wird, um die im Pariser Abkommen verpflichtend festgelegten Klimaziele zu erreichen“, heißt es in einem Papier des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU) vom Dienstag.
Das Abkommen sieht vor, die Erderhitzung bei deutlich unter 2 Grad und möglichst bei 1,5 Grad zu begrenzen. Auf Letzteres beziehen sich die Wissenschaftler:innen.
„Schnell und vollständig“ raus aus fossiler Energie
„Die Botschaft des WBGU ist klar: Wir müssen im Klimaschutz weit vorausdenken“, schloss Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) aus den Ergebnissen. „Dazu gehört auch, dass wir schon heute damit anfangen, den verantwortungsvollen Einsatz von Methoden zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre vorzubereiten.“
Diese Interpretation dürfte großen Teilen der Klimabewegung kaum gefallen – die nämlich davor warnen, in der Hoffnung auf künftige Technologien die Minderung von Emissionen heute zu verschleppen.
Auch im Papier des WBGU taucht die Erforschung von Technologien für die CO2-Entnahme erst als letzte von drei Empfehlungen für langfristige Klimastrategien von Staaten auf, für deren verpflichtende Einführung sich Deutschland auf dem nächsten UN-Klimagipfel einsetzen solle.
Vor diesem Punkt nennt das Gremium die Stärkung der natürlichen Ökosysteme. Und die Nummer 1 ist: „Schnell und vollständig aus der Verbrennung fossiler Energieträger aussteigen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit