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Bedeutung der Corona-Warn-AppBitte Klarheit schaffen

Kommentar von Svenja Bergt

Die Corona-Warn-App kann jetzt auch zur Kontaktverfolgung dienen. Leider scheint die Regierung die eigene App nicht ernst zu nehmen.

Begegnung mit Ri­si­ko:­die Anzeige der Corona-Warn-App sollte ernster genommen werden Foto: Gärtner/imago

E s ist ein bisschen untergegangen, zwischen all den G-Fragen rund um das neue Infektionsschutzgesetz. Aber der Bundestag hat darin ein Detail mit beschlossen, das durchaus revolutionär ist: Zur Kontaktverfolgung etwa bei Restaurants oder Veranstaltungen können die Bundesländer künftig ausdrücklich auf die Corona-Warn-App setzen. Bisher war Standard, dass persönliche Daten von mutmaßlichen Kontaktpersonen erfasst werden, die im Infektionsfall an die Gesundheitsämter gehen. Setzen die Länder stärker auf die Corona-Warn-App, die ohne persönliche Daten auskommt, ist hier eine deutliche Entlastung der völlig untergehenden Gesundheitsämter möglich.

Doch was gut klingt, hat leider einen Haken. Denn: Die Bundesregierung scheint ihre eigene App nicht ernst zu nehmen. So häufen sich Berichte, in denen Nut­ze­r:in­nen via App eine rote Warnung erhielten, zur Abklärung einen PCR-Test machen wollten – und abgewiesen wurden. Rote Warnung heißt: Die Betroffenen befanden sich länger nahe einer infizierten Person und könnten sich angesteckt haben. Doch Ärzt:innen, Teststellen und der Kassenärztliche Bereitschaftsdienst scheinen häufig abzuwinken, wenn die gewarnte Person doppelt geimpft ist. Dabei sollte sich herumgesprochen haben, dass Geimpfte zwar deutlich seltener schwer erkranken – sich aber anstecken und auch andere anstecken können.

Manchen Betroffenen wurde empfohlen, sich stattdessen selbst zu testen – ein problematischer Rat. Schließlich stellt sich zunehmend heraus, dass Schnelltests wohl weniger zuverlässig sind als angekommen – vor allem vor Symptombeginn, wo eine infizierte Person bereits ansteckend ist. Dieser Effekt kommt wohl bei Geimpften noch stärker zum Tragen, schreibt der Charité-Virologe Christian Drosten auf Twitter. Wenn die Bundesregierung also ihre eigens beauftragte App ernst nehmen will, muss das Gesundheits­ministerium Klarheit schaffen und dafür sorgen: Eine rote Warnung in der App gibt den Anspruch auf einen PCR-Test, auch mit Impfung. Und es den Betroffenen nicht unnötig schwer machen, das Richtige zu tun.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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9 Kommentare

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  • Haben echt noch so viele diewarn App drauf?

  • Ist es denn nicht egal ob man geimpft den Virus bekommt?



    Sinn ist doch allein nicht zu erkranken.



    Ist wie mit dem Lippen Herpes Virus, den hast du, kannst ihn übertragen stirbst aber zu 99 Prozent nicht davon.



    Ergo wenn das auch bei covid gilt, mega, was will man mehr

  • Nun, es sollte doch inzwischen mehr als deutlich geworden sein, dass wir hier den Auswirkungen und Folgen der geistig-moralischen Wende des Jahre 1982 und deren Karriererezept, dass spätestens 1985 allgemeine Akzeptanz und Anerkennung fand: "KÖNNEN? KÖNNEN MUSS NICHT SEIN. KENNEN! KENNEN MUSS SEIN!"

    Mit einem großen, ja oft gewaltigen Adressbuch und umgekehrt proportional kleinem Wissen, manchmal gegen Null strebenden Kenntnissen mimen sich diese "Leistungsträger" in Wirtschaft und Politik durch die Zeit, mit maximalem Zeit und Energieeinsatz bei dem fast schon verzweifelten Selbstbildnisinzenierungen, immer mit der Angst im Nacken, dass einer ihre Doofheit, Blödheit und Schwachgesitigkeit auf die Schliche kommt.

    Was anderes kann dabei heraus kommen als die immer wiederkehrenden PPPP, also die Pleiten-, Pech- und Pannen-Projekte, die im Zentrum der PPP, also der Public Private Partnerships, stehen und Staat und Gesellschaft unaufhaltsam desintegrieren, ausmergeln und zerstören.

    Wirklich toll.

  • Die Kontaktverfolgung mit der Warnapp scheint auch nicht richtig zu funktionieren. Ich hatte vor einigen Wochen die rote Warnung. Leider war damit wenig anzufangen. Die App hat angezeigt, dass die Risikobegegnung an einem Ort gewesen sein soll, an dem ich an diesem Tag nicht war. Etwas seltsam.

    Übrigens steht in den Hinweisen weiter unten, Geimpfte sollen sich testen lassen, wenn sie Symptome haben. Also haben die Ärzte eigentlich nichts falsch gemacht...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Testen erst wenn man Symptome hat? Dann kann man diese Corona-Warn-App in die Tonne treten.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Corona-Warn-App zeigt doch keinen Ort an?

      • @Mustardman:

        Doch. Wenn man etwas sucht. Es steht im Tagebuch. Ich habe eine Weile gesucht.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Das Tagebuch wird eigenständig geführt. Entweder durch manuelles Eintragen oder durch das Nutzen von QR-Codes. Wenn Sie meinen, Sie wären nicht an diesem Ort gewesen, haben Sie es entweder vergessen oder falsch Eingetragen.

  • Das verwundert mittlerweile nicht mehr, es nun mal politisch geführte Corona-Chaos-Tage.