Bauernproteste gegen Umweltauflagen: Am Rand der Gesellschaft

Umweltauflagen? Nein, danke. Insektensterben? Gibt's nicht: Die Bauern, die jetzt zu Demos mobilisieren, bewegen sich damit ins Fahrwasser der AfD.

Biene sitzt auf Sonnenblumenblüte

Das Wildbienensterben ist ebenso real wie die überdüngten Böden Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Ein großer Teil der deutschen Bauern manövriert sich gerade ins gesellschaftliche Abseits. Das zeigen die für Dienstag geplanten Demonstrationen von Landwirten: Sie wenden sich gegen alle zusätzlichen und viele bestehende Umweltvorschriften. Damit finden sie nur noch bei der AfD Gehör.

Selbst die Unionsparteien haben inzwischen begriffen, dass die Landwirtschaft erheblich zu Insektensterben, Klimawandel und Wasserverschmutzung beiträgt. CDU- Bundesagrarministerin Klöckner weiß, dass die Mehrheit der Bevölkerung das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ in Bayern unterstützt hat. Dass sich auch Mehrheiten für ähnliche Forderungen nach mehr Umweltschutz in der Landwirtschaft in anderen Bundesländern abzeichnen.

Doch viele Bauern, die jetzt mobilisieren, ignorieren das einfach. Zudem leugnen sie ziemlich klare Fakten. Zum Beispiel, dass der Insektenschwund belegt ist – nicht nur durch die berühmte Krefelder Studie, sondern auch durch zahlreiche weitere. Besonders betroffen sind Arten, die in Agrarlandschaften leben. Was auch deshalb fatal ist, weil die Landwirtschaft die Hälfte der Fläche Deutschlands bewirtschaftet.

Subventionen fürs Umweltverschmutzen

Die Forderungen der Protest-Landwirte sind ziemlich dreist: Sie wollen weiter im Schnitt 50 Prozent ihres Einkommen als Agrarsubventionen vom Staat bekommen. Aber sie wollen auch weiter die Umwelt verschmutzen. Und, ganz wichtig: Die angeblich ahnungslosen „Städter“, die „Grünen“, die „Umweltschützer“ und „die“ Presse – die sollen bitte den Mund halten und die Bauern nicht mit Kritik behelligen.

Diese Landwirte verkennen, dass die gescholtenen Städter die Fakten in Sachen Umweltschutz oft auf ihrer Seite haben. Und dass sie ihre Kunden sind, ihre Finanziers, die mit ihren Steuern die Subventionen bezahlen.

Sind die Bauern also verloren? Nein, es gibt auch Landwirte, die zu Veränderungen bereit sind. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft oder der Bioland-Verband etwa verlangen, mit den Subventionen Umweltschutz in der Landwirtschaft zu finanzieren. Diese Bauern brauchen die Unterstützung der Gesellschaft.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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