Bahn-Pläne in Hamburg: Eine Alternative zum Brückenungetüm
Für den als monströs empfundenen Neubau einer Bahnbrücke in Hamburg-Altona gibt es einen Gegenentwurf. Die Bahn sollte ihn prüfen, der Stadt zuliebe.
D ie Sternbrücke in Altona markiert einen neuralgischen Punkt im Hamburger Verkehrsnetz. Jahrelang gab es Debatten über das wuchtige Bauwerk, mit dem die Bahn den fast 100 Jahre alten Bestandsbau ersetzen möchte. Doch was die Bahn und die Verkehrsbehörde als alternativlos verkaufen wollen, wird jetzt durch einen leichten und eleganten Entwurf konterkariert. Es stellt sich einmal neu die Frage, wer eigentlich über das Gesicht Hamburgs entscheidet: die Stadtgesellschaft oder die Bahn?
Die Eisenbahnbrücke führt diagonal über die Kreuzung zweier Hauptverkehrsachsen, wo sich Radler, Autofahrer und Fußgänger in die Quere kommen. Über die Brücke führen nicht nur zwei S-Bahn- sondern auch zwei Fernbahngleise der ICE-Strecke von Kiel gen Süden. 900 Fern- und Regionalzüge verkehren hier täglich.
Die Bahn möchte die Brücke so ersetzen, dass die Bahnstrecke beim Bau möglichst kurz unterbrochen wird. Die Verkehrsbehörde des grünen Senators Anjes Tjarks wünscht, dass der 108 Meter lange Neubau ohne die Stützen mitten in der Fahrbahn auskommt. Das soll Platz schaffen, für einen vierten Fahrstreifen auf dieser Ausfallstraße.
Um das statisch hinzukriegen, plant die Bahn nach Konsultation „namhafter Ingenieur- und Architekturbüros“ eine Stabbogenbrücke. Das Planfeststellungsverfahren dafür läuft und soll bis Ende des Jahres abgeschlossen werden.
Massive Kritik
Etwas spät ist jetzt der Architekturprofessor Karsten Brauer mit einem Gegenentwurf an die Öffentlichkeit getreten. Er schlägt vor, die Brücke an drei gebogenen, einander an der Spitze überkreuzenden Stützen aufzuhängen. Die Fahrbahn bliebe frei, der Himmel auch. Zudem wäre der Entwurf von großer Originalität. Dem Hamburger Abendblatt sagte Brauer, sein Entwurf könne helfen, Kosten zu sparen. Außerdem wäre die Bauzeit kürzer und die Montage einfacher.
Nach massiver Kritik aus der Öffentlichkeit hatte sich die Bahn dazu bereit gefunden, Interessierte in einem Kreativworkshop etwas am Äußeren ihrer Konstruktion herumwerkeln zu lassen. Das war ein bisschen wenig. Jetzt dagegen liegt zum ersten Mal eine sichtbare Alternative auf dem Tisch. Die Bahn ist es den Hamburgern schuldig, diese zu prüfen. Schließlich geht es um eine Entscheidung für die nächsten 100 Jahre.
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