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Autokonzerne investieren in ForschungViel Geld für den Wandel

Die deutsche Autoindustrie steckt etliche Milliarden in die Forschung. Cheflobbyistin Müller fordert noch bessere Standortbedingungen.

Volkswagen hat schon ein paar Milliarden in Elektrofahrzeuge investiert: Modell ID.4 Foto: Matthias Rietschel/reuters

Berlin taz | Die deutschen Autohersteller wollen bis zum Jahr 2026 mehr als 220 Milliarden Euro in die Entwicklung der Elektromobilität, Digitalisierung und weitere Bereiche investieren. Das teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Dienstag mit.

Die jährlich rund 44 Milliarden Euro seien mehr als das, was der Bundeshaushalt im kommenden Jahr für Wirtschaft und Energie, für Bildung und Forschung und für internationale Zusammenarbeit zusammen vorsehe, erklärte der VDA. Die Forschungsausgaben der deutschen Autobauer sind bereits von rund 32 Milliarden Euro 2013 auf 44,6 Milliarden Euro im Jahr 2018 gestiegen.

Die Branche steckt wegen des Umstiegs vom Verbrenner- auf das E-Auto in einem großen Umbau. „Die großen Investitionen sind Ausdruck unseres Willens, schnellstmöglich klimaneutrale Mobilität zu ermöglichen“, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Sie stellte Forderungen an die neue Bundesregierung. „Wer die weltweit höchsten Klimaziele hat, braucht auch die weltweit besten Standortbedingungen“, sagte sie. „Wir brauchen jetzt schnellere Genehmigungs- und Planungsverfahren, massive Investitionen in die Infrastruktur und wettbewerbsfähige Steuern sowie Energiepreise.“ Wichtig sei eine „aktive Außenpolitik, die sich für Handelsabkommen und Energiepartnerschaften einsetzt, um die Versorgung mit Rohstoffen und erneuerbaren Energien langfristig zu sichern und den Bedürfnissen anzupassen“.

Allerdings sind die Standortbedingungen für die Branche in Deutschland bereits sehr gut, die Gewinne sind auch in der Coronakrise hoch. Die Autoindustrie wird massiv staatlich subventioniert. Den Kauf eines E-Autos fördert der Staat mit bis zu 6.000 Euro. Nach einer Studie des Umweltbundesamts zu umweltschädlichen Subventionen würde die Abschaffung von Steuervergünstigungen im Autoverkehr unter anderem für Diesel oder fossil betriebene Dienstwagen der öffentlichen Hand Mehreinnahmen im zweistelligen Milliardenbereich bringen. Hinzu kommt die Subventionierung durch den Bau und Unterhalt von Straßen sowie Parkplätzen und die Übernahme weiterer Kosten durch die Allgemeinheit, etwa von Unfallfolgen.

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5 Kommentare

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  • Ich hatte mir die Preise für E-Autos mit 400km Reichweite angeschaut. Wer wie ich noch nicht Geld für einen Tesla hat, den interessiert vielleicht meine Lösung: Ein CNG Wagen in Golfgrösse, fährt mit Biogas aus Stroh gewonnen. Habe ich für 18,5k€ neu geordert als EU Wagen mit 5 Jahren Garantie. Gibt es von Skoda oder Seat. In 10 Jahren bin ich dann offen für ein E-Auto, wenn es genügend grünen Dtrom geben wird.

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Nur weil der VW-Chef die Elektro-Parole ausgegeben hat, muss das nicht richtig sein.



    Alle reden vom Wasserstoff, doch für die Mobilitiät wird eher wenig getan.



    Schiffe, Züge, LKW .... wo sind denn die Tankstellen? Wenn die vorhanden sind, überlegen sich die PKW-Hersteller bestimmt auch, ob sie ein H2-Auto produzieren.



    Stattdessen frönt man dem Elektrowahn. Es ist doch bekannt, dass E-Autos erstmal einen CO2-Rucksack von ca. 70.000 km mit sich bringen, bevor man überhaupt von "sauber" sprechen kann.



    Das Recycling der Batterien wohl nicht eingerechnet.

    • @47202 (Profil gelöscht):

      Wasserstoffautos sind auch Elektroautos. Sie benötigen wegen der umständlichen Speicherung des Stroms mittels Wasserstoff statt Batterie einfach nur die dreifache Menge Kohle oder Erdgas oder Atomkraftwerke oder Windräder. Wasserstoffautos waren immer ein Märchen der Automobilindustrie aus der Zeit, als sie einfach am Verbrenner festhalten und die Einführung von Elektroautos auf den St. Nimmerlandstag verschieben wollte. Die einzige Lösung sind Elektroautos die mit erneuerbaren Strom hergestellt werden und damit auch fahren. Wasserstoff benötigt die chemische Industrie, wenn sie vom Erdgas wegkommen will und man benötigt es mittelfristig für große Schiffe und Flugzeuge. Denn dafür sind Batterien zu schwer. Offensichtlich nicht für Autos.

  • „Die jährlich rund 44 Milliarden Euro seien mehr als das, was der Bundeshaushalt im kommenden Jahr für Wirtschaft und Energie, für Bildung und Forschung und für internationale Zusammenarbeit zusammen vorsehe, erklärte der VDA.“



    Unverschämt. Dieses Geld gehört in die öffentliche Hand, um Alternativen zum MIV zu fördern.

  • "Den Kauf eines E-Autos fördert der Staat mit bis zu 6.000 Euro."

    Verrückt. Wer sich ein Auto kauft, dürfte die 6000 Euro nicht unbedingt brauchen. Wer sich ein Fahrrad für ein paar hundert Euro kauft, tut mehr für die Umwelt und kriegt keine Förderung.

    Vom Umweltaspekt her sollte der Kauf eines Elektrofahrrads mit 12000 Euro, der Kauf eines richtigen Fahrrads mit 18000 Euro und der Kauf von Schuhen mit 24000 Euro belohnt werden.