Auswirkung von Umweltzonen auf Menschen: Blutdruck gut, Laune schlecht
Für die Gesundheit der Anwohner:innen ist die Einrichtung einer Umweltzone gut. Für ihre Zufriedenheit anfangs nicht, so eine Studie des DIW.
taz | Bluthochdruck und andere Gesundheitsrisiken sinken bei den Anwohner:innen in Umweltzonen – aber ihre Lebenszufriedenheit zumindest zeitweise auch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, die der taz vorab vorliegt.
Mit Umweltzonen gehen Kommunen gegen verkehrsbedingte Luftbelastungen vor, in Deutschland gibt es 56. In diese Gebiete dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten und das mit einer grünen Plakate zeigen. „Umweltzonen und damit verbundene Fahrverbote senken nachweislich die verkehrsbedingte Schadstoffbelastung“, sagt DIW-Ökonomin Nicole Wägner. Die bessere Luftqualität führt der Studie zufolge dazu, dass die Anwohner:innen seltener wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in die Klinik müssen, weniger unter Atemwegserkrankungen leiden und weniger Geld für Medikamente ausgeben. Die Wahrscheinlichkeit, Bluthochdruck zu bekommen, sinkt nach der Einrichtung einer Umweltzone um 4,6 Prozent, bei Senior:innen sogar bis zu 8 Prozent.
Aber viele Anrainer:innen hadern offenbar mit der Einrichtung von Umweltzonen. „Erst etwa vier bis fünf Jahre nach der Einführung scheinen sich die Anwohner:innen damit angefreundet zu haben“, sagt Wägner. Die Untersuchung bezieht sich auf Daten bis 2018. Die Zufriedenheit sank vor allem bei Menschen unter 65 Jahren und Dieselfahrer:innen. Diesel-Fahrzeuge treffen höhere Standards etwa bei Stickoxiden stärker als Benzinautos. Den Missmut der unter 65-Jährigen führen die Autor:innen auf deren Mobilitätsbedürfnis zurück. Für den Zeitraum der Untersuchung waren viele Millionen von den Einschränkungen betroffen. Heute sind es nur noch wenige.
Sollten die Vorgaben für Umweltzonen aber verschärft werden – etwa durch Einführung einer blauen Plakette – könnten wieder negative Effekte auf die Zufriedenheit von Anwohner:innen und Akzeptanzprobleme auftreten. Um das abzufedern, empfehlen die Wissenschaftler:innen, besser über die gesundheitlichen Vorteile aufzuklären und Alternativen zum Auto wie den ÖPNV oder das Radfahren zu stärken.
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