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Ausfälle bei Bundeswehr-SchützenpanzerPuma nur bedingt kriegstauglich

Im Dezember waren 18 Puma-Schützenpanzer der Bundeswehr ausgefallen. Eine Untersuchung liefert jetzt ernüchternde Erkenntnisse.

Der Schützenpanzer Puma auf einem Übungsplatz der Bundeswehr Foto: Sven Eckelkamp/imago

Berlin afp/dpa | Die Schützenpanzer Puma der Bundeswehr sind nach Einschätzung des Bundesverteidigungsministeriums auch unabhängig von den im Dezember akut aufgetretenen Mängeln nach jetzigem Stand nur bedingt kriegstauglich. Bei der Reparatur der bei einer Schießübung ausgefallenen 18 Schützenpanzer Puma wurden demnach überwiegend kleinere und mittlere Schäden festgestellt.

Vereinzelt seien sie schwerwiegenderer gewesen, teilte das Ministerium den Obleuten im Bundestag am Mittwoch in einer als Verschlusssache eingestuften Unterrichtung mit, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorlag. Das Ministerium „bewertet den SPz Puma unverändert als technologisch hochwertiges Waffensystem“, heißt es darin.

Der Puma sei „grundsätzlich ein leistungsfähiger Schützenpanzer“, hieß weiter. Aber: „Derzeit kann das System nur in einem eng verzahnten System aus Truppe, Heeresinstandsetzungslogistik, Projektleitung und Industrie betrieben werden.“

In dem Sachstandsbericht wird darauf hingewiesen, dass von den 18 im Dezember bei einer Übung eingesetzten und dabei komplett ausgefallenen Puma-Schützenpanzern 17 wieder repariert worden seien. Es seien nun weitere Untersuchungen notwendig, „sie betreffen Hochwertteile sowie einen Brandschaden“.

Zwar verfüge der Puma eigentlich „über die Fähigkeit, der Truppe im Gefecht Wirkungsüberlegenheit zu verschaffen. Für ein „kriegstaugliches System“ müssten die Panzerfahrzeuge aber auch „robust und zuverlässig“ sein. Daher solle zeitnah ein weiteres Spitzengespräch der Bundeswehr, der Heeresinstandsetzungslogistik, der Projektleitung und der Industrie stattfinden.

Aktuell werden demnach 150 Puma-Fahrzeuge auf einen verbesserten Konstruktionsstand „S1“ gebracht. Zudem werde „das technisch-logistische Konzept der Truppe weiter ausgestaltet“. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen sei dann Voraussetzung für ein Auslösen weiterer Nachrüstoptionen sowie die Beschaffung weiterer Puma-Schützenpanzer im Rahmen eines eigentlich vorgesehenen zweiten Loses. Diese Vorhaben hatte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) nach dem im Dezember aufgetretenen Problemen zunächst gestoppt.

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16 Kommentare

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  • Ein guter Teil waere wahrscheinlich locker 'kriegstauglich'. Wenn es ernst wird, dann wird kein Fz, das heute gesperrt wird noch wegen eines ausgefallenen Kat oder Blinker stillgelegt.



    Peinlich ist das trotzdem

  • es liegt doch sicher einfach am geld. hochspezialisierte kampfmaschinen über jahre kriegstauglich zu halten braucht geld und personal .. und wille. wenn die maschinen bisher nicht wirklich gebraucht wurden, wird eben gespart. das ist krass, denn ein haufen steuermittel gehen in den verteidigungsetat. aber hey, schulen sind auch im miserablen zustand, die bahn kommt nicht klar ect. pp wo an welcher stelle auf der welt gibt es eigentlich genügend geld, wenn es um das wohl der allgemeinen bevölkerung geht? wo gibt es überhaupt auf der welt dinge, die zuverlässig funktionieren? NSA und Folter, Zerstörung und so, darin sind wir anscheinend gut..

  • Jetzt verstehe ich, warum wir keine Leopard Panzer schicken. Würde zu peinlich werden.

    • @WeisNich:

      Der Leopard 1 ist veraltet, ausserdem hatte die Merkel - Regierung über 1000 Leo 1 und 4000 Marder verschrottet. Weder Leo 1 noch 2 haben eine Reaktivpanzerung oder ein aktives Abwehr ystem, ihre Lebensdauer auf dem Gefechtsfeld wäre also sehr begrenzt, Ganz abgesehen davon dass die Instandsetzung organisiert werden müsste, der Verschleiss der durch das ukrainische Personal verursacht wrid scheint bei de r PzH 2000 ja aussegewöhnlich zu sein,. Aber derlei technische Einzelheiten scheinen ja niemdanden zu interessieren, man fordert einfach ohne zu wissen was man da fordert...

      • @Gerald Müller:

        Dann ist es also besser, wenn die Ukrainer die russische Soldateska mit bloßen Händen bekämpft?

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Die wollen nur spielen...

  • So peinlich wie sich die Situation darstellt, so schwierig ist es aus meiner persönlichen Erfahrung moderne Technik robust in unkontrollierbaren "dreckigen" Umgebungen zu betreiben. Man vergleiche den Bau von großen Verkehrsflugzeugen sowie des James Web Teleskops. 30 Jahre hat letzteres gedauert und viele Rückschläge hinnehmen müssen.

    Hinzu kommt, das in den letzten 10+ Jahren immens im Ministerium gespart wurde. Das badet die aktuelle Regierung in einer angespannten Zeit nun aus. Gäbe es den Krieg in der Ukraine nicht, würde sich für diesen Fall wohl niemand in der Öffentlichkeit interessieren.

    • @Gorch:

      "Hinzu kommt, das in den letzten 10+ Jahren immens im Ministerium gespart wurde."



      Der Wehretat ist von 35 Mrd. 2006 auf inzwischen über 50 Mrd zzgl. 10 Mrd. Wumms-Anteil gewachsen, wobei in diesen Zeitraum auch noch eine Verkleinerung der Truppe durch das Ende der Wehrpflicht fällt. Die Probleme sind keineswegs durch mangelnde Finanzierung verursacht, sondern struktureller Natur.

      • @Ingo Bernable:

        Naja wären die 35 Milliarden nur an die Inflation angeglichen worden wäre man bei ~47 Milliarden. Gleichzeitig wurde die Truppe in dieser Zeit zu einer Einsatzarmee umgebaut das kostet. Die Bundeswehr wurde kleiner musste dafür aber mehr Leistungen bei der Industrie einkaufen. Während früher alle Wartung bei der Bundeswehr stattfand muss heute vieles bei der Industrie gekauft werden - kostet halt. Außerdem hat eine Einsatzarmee mehr Bedarf an hochbezahlten Spezialisten. Sie haben zwar Recht mit strukturellen Problemen, aber das ist bei weitem nicht alles und ein Grundproblem der BRD.

  • Stell dir vor es ist Krieg und alle haben Pumas.

  • Hat der Produzent da etwa Teile auf Wish bestellt, um die Produktionskosten zu optimieren? 😂



    Mal ernsthaft, wer hat das Fahrzeug abgenommen und für gut befunden? Für jeden Kram muß ein Zertifikat, CE-Zeichen und sonstiges ausgewiesen werden, aber bei einem Waffensysteme ist man auf beiden Augen blind und läßt etwas Halbgares durch.

    • @Wurstfinger Joe:

      Naja, soetwas läuft immer gleich. Die Tests zur Abnahme werden durch Truppe, Ingenieure und Industrie vernünftig durchgeführt, die Mängel werden bekannt. Das BMVg gibt dann allerdings eine nicht schriftliche Weisung was zu geschehen hat. Falls Sie befördert werden möchten, setzten Sie die Weisung besser um. So einfach ist das. Die Beschaffung der Bw ist darauf ausgelegt keine Probleme zu machen, denn die letzten 30 Jahre hat sich niemand für die militärische Leistungsfähigkeit der Bw interessiert. Neben strukturellen Änderungen wären hier auch kulturelle Änderungen von oben notwendig - die sind aber von Frau Lambrecht eher nicht zu erwarten. Und glaubt irgendjemand im Ernst, man würden es bis zum Inspekteur einer Teilstreitkraft oder gar der Bw bringen, wenn man sich nicht Systemkonform verhält? Echte Probleme herauszuarbeiten oder gar lösen zu wollen, Verwantwortlichkeiten klar definieren, Ergebnisse einfordern und personelle Konsequenzen bei miesen Ergebnissen ziehen - nicht in der Bw.

  • Blumen für den Hersteller. Waffen, die nicht funktionieren, sind ein aktiver Beitrag für Gewaltlosigkeit.

    • @Bunte Kuh:

      Wenn nicht funktionierende Verteidigung ein Garant für Gewaltlosigkeit sind, warum werden dann überall dort wo die russischen Besatzungstruppen zurückgedrängt werden Folterkeller und Massengräber gefunden?

      • @Ingo Bernable:

        Nun ich gebe zu, absoluter Pazifismus ist sicher nicht immer gangbar, da sind wir dann schon beim "Bewaffneten Frieden" mit dem Igel.



        Was mir hier aber bisher völlig ungelöst scheint: Ja, wer bestimmt denn dann *gewissenhaft* über die Verwendung von Waffen?

  • "Für ein „kriegstaugliches System“ müssten die Panzerfahrzeuge aber auch „robust und zuverlässig“ sein."

    Eine ganz, ganz neue Erkenntnis :-)