Auf einen Kaffee im neuen Kiez-Café: Café vorm Balkon
In der Hausburgstraße im Friedrichshainer Nordkiez ist nicht viel los. Da ist das neu eröffnete „Café im Fenster“ eine willkommene Abwechslung.
Es hatte sich angekündigt, das machte die Sache etwas spannend. Auf einmal hing an der Ecke des Hauses in der Hausburgstraße 5 ein Kästchen an der Wand hoch oben, dass für ein „Café im Fenster“ Werbung machte. Aber wo, hier bei uns? Das Fenster in Schaufenstergröße blieb noch eine kleine Weile mit einem Rollladen verschlossen.
Dazu muss man wissen, dass in der Hausburgstraße so gut wie nichts los ist. Einseitig mit Häusern bestanden, zieht sich auf der anderen Straßenseite eine dunkelrote Backsteinmauer die gesamte Straßenlänge entlang, dahinter liegt das Gelände des Alten Schlachthofs, dass nun gänzlich neu bebaut ist und zu Pankow gehört. Hinter dem schmalen, aber lang gestreckten Areal liegt Lichtenberg. Man könnte also sagen: Das Café im Fenster, just vergangene Woche eröffnet, ist das einzige Café in unserer Straße und auch das letzte Café im Innenstadtring.
Es ist klitzeklein, es besteht im Grunde genommen aus einem Raum (mit intaktem Stuck), in dem Kaffeemaschine, Eistruhe, Tassen etc. stehen, und einem zweiten, nicht einsehbaren Raum, wie Pascal Körner erzählt, der das Café zusammen mit Tim Hassmann betreibt. „Hier hatte eine Haustechnikfirma ein Lager“, erzählt Körner bei einem Cappuccino. Man ist befreundet, hat beim Ausräumen geholfen und ist so an die Räumlichkeiten gekommen. Es gehören weitere Zimmer in Parterre dazu. „Vielleicht machen wir da, wenn es gut läuft, irgendwann einmal ein Café auf, in dem man dann auch drinnen sitzen kann.“
… und es flaniert viel mehr
Das „Café im Fenster“ bietet neben dem Ausschank ausschließlich draußen ein paar einfache Sitzgelegenheiten – das ist ja auch gerade Trend in Berlin –, fest installiert an einer mit Blumen bepflanzten Baumscheibe und auf den Gehweg gestellt. Ganz klein, aber clever, ist ein klitzekleiner Abstelltisch, der einfach auf dem benachbarten Spielplatzzaun montiert ist – quasi ein Stehtischen für eine:n Solo-Kaffeetrinker:in.
Diese Neueröffnung ist super, für den Autor aus ganz persönlichen Gründen. Wie gesagt, meine Straße ist recht ereignisarm, und wenn man wie ich zur Entspannung der Augen gern mal ein Weilchen vom Balkon schaut, ist man froh über jedes bisschen Bewegung auf dem Trottoir und etwas Abwechslung. Und so ein kleines Café unterm Balkon belebt ungemein. Plötzlich sitzen da Leute plaudernd unterm Baum, Kinder essen Eis, Hunde kriegen Wasser, und es flaniert viel mehr.
Hassmann und Körner kennen sich schon länger und haben beide Berufserfahrungen in der Gastro- und der Veranstaltungsbranche, das Café ist ihr zweites Standbein, wie man so schön sagt. Im Café teilen sich Körner und seine Freundin Lara Iloff die Arbeit.
Der Kaffee übrigens kommt aus Kolumbien und wird in einer Rösterei am Treptower Park veredelt. Das Eis stammt von der Berliner Eismanufaktur „Eisengelchen“. Und die italienische Kaffeemaschine ist offensichtlich eine gebrauchte. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sogar von Vorteil: „Alte Kaffeemaschinen halten heißes Wasser vor“, erklärt Barista Körner, „die neuen machen das nicht mehr und erhitzen das Wasser erst beim Einspritzen. Deshalb schmeckt der Kaffee aus alten Maschinen einfach besser.“ Das kann ich nach mehrmaligem Selbstversuch bestätigen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!