Asta-Umfrage an der Uni Lüneburg: Stress hinterm Laptop
Eine Umfrage des Asta an der Uni Lüneburg zeigt, dass die digitale Lehre nur mäßig funktioniert. Ferner haben viele Studierende finanzielle Sorgen.
Dass es vielen Studierenden so geht wie ihr, bestätigt eine Online-Umfrage, die der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni durchgeführt hat: Fast 75 Prozent der Studierenden gaben darin an, dass sich der Arbeitsaufwand für sie in diesem Semester erhöht hat.
Die Leuphana war eine der wenigen Unis, die das Sommersemester trotz der Coronapandemie zum regulären Termin begonnen hat – mit digitaler Lehre. Mehr als tausend der rund 10.000 Studierenden haben an der Umfrage teilgenommen. So bildet sie recht gut ab, wie die Studierenden diese Umstellung erleben und welchen finanziellen und psychischen Belastungen sie ausgesetzt sind.
„Wir haben mit Hochdruck daran gearbeitet, unseren Studierenden trotz der vielfältigen Einschränkungen ein inhaltlich reiches Studium anbieten zu können“, sagte Universitätspräsident Sascha Spoun Anfang April. Nach mehreren Wochen Online-Studium kristallisiert sich heraus: Nur 15 Prozent der Befragten finden, dass die digitalen Veranstaltungen „reibungslos“ laufen. Tabea Bartels schildert beispielsweise, dass sie auf Grund der schlechten Internetverbindung bei ihrer Familie wieder zurück in ihr WG-Zimmer gekehrt sei.
Doch nicht nur die Technik erschwert das digitale Lernen. Durch Überschneidungen mit Arbeit, Kinderbetreuung und Pflege stehen Studierende vor Problemen. Und die wirken sich auf die Psyche aus: 23 Prozent der Befragten fühlten sich psychisch belastet. In den Anmerkungen der Teilnehmer*innen der Umfrage wird ersichtlich, dass auch soziale Isolation und finanzielle Sorgen die Student*innen belasten.
Rund 16 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf Grund der Pandemie ihren Job verloren haben. Ein Großteil fürchtet jedoch keine finanziellen Sorgen, da Familienangehörige sie unterstützen. Dies verdeutliche „den Nachteil von weniger privilegierten Student*innen“, sagt der Asta. Auch die Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Studentenwerke befürchtet, dass Studierende durch die Pandemie in „akute existentielle Engpässe geraten werden“. Etwa 49.000 Studierende seien in Niedersachsen auf Verdienste im Nebenjob angewiesen.
In solchen Fällen sollte ein Ende April vom Bund beschlossener Zuschuss von 100 Millionen Euro an die Studierendenwerke Abhilfe leisten – nur ist dieser bisher nicht angekommen. „Es ist sehr unbefriedigend, dass die angekündigte Unterstützung des Bundes bis heute nicht verfügbar ist“ sagt Martin Schreiner, Vizepräsident der Uni Hildesheim. „Für viele Studierende geht es letztlich um die Frage, ob sie ihr Studium überhaupt fortsetzen können.“
Man wirke darauf hin, „dass die Studentenwerke diese Überbrückungshilfen ab dem 1. Juni 2020 anbieten können“, heißt es aus dem niedersächsischen Wissenschaftsministerium. Als Alternative könne auch ein Kredit der KfW Bank von bis zu 650 Euro monatlich aufgenommen werden, der bis März 2021 zinslos sei. Der AStA Lüneburg befürchtet aber, dass das zu einer Verschuldung von Studierenden führt. Stattdessen solle das BAföG für alle Studierenden geöffnet werden.
Die Vertreter*innen der niedersächsischen LandesAstenKonferenz fordern auf Grund der außergewöhnlichen Lage ein „Solidarsemester“. Das Motto: Alles kann, nichts muss. So sollen Studierende zwar Leistungspunkte sammeln können, aber nicht darunter leiden, falls das nicht möglich ist. Auch Heinke Traeger, Sprecherin des niedersächsischen Wissenschaftsministerium, bekräftigt, dass für Studierende „keine Nachteile entstehen“ sollen. Erbrachte studentische Leistungen sollen demnach länderübergreifend großzügig anerkannt werden.
In welchem Ausmaß das am Ende umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Vieles liegt im Ermessensspielraum der einzelnen Universitäten. Auf Grundlage der Umfrageergebnisse hat der Asta Forderungen an die Uni formuliert. Die Uni will nach Angaben des Sprechers nun prüfen, ob und wie sich die Wünsche umsetzen lassen. Demnach bemühe sich die Uni bereits Studierenden, die keine geeigneten Laptops haben, diese im Einzelfall zur Verfügung zu stellen. Man wolle außerdem prüfen, ob Betroffene Seminarräume nutzen dürfen, um das WLAN der Uni zu verwenden.
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