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Artenschutz-Experte über den Wolf„Man muss lernen, mit ihm zu leben“

Der Wolf, eine Gefahr für Haus- und Nutzvieh? Übertrieben findet Sachsens Artenschutz-Referent Bernd Dankert die Ängste von Tierhaltern. Der Staat fördert den Zaunbau.

„Der Wolf weckt wie kein anderes Tier die Emotionen“: zwei Exemplare, die gerade heulen Bild: dpa
Jean-Philipp Baeck
Interview von Jean-Philipp Baeck

taz: Herr Dankert, wie böse ist der böse Wolf?

Bernd Dankert: Der Wolf weckt wie kein anderes Tier die Emotionen. Er ist nicht böse, sondern ein Wildtier wie andere auch.

Ein Wildtier, das gefährlich werden kann …

Auch wenn Unfälle nicht ganz auszuschließen sind: In keiner Statistik der Welt finden Sie den Wolf als Todesursache.

Was ist mit dem Reißen von Schafen und Kälbern?

Wölfe fressen zu über 95 Prozent Wildtiere. In Sachsen leben die meisten Wölfe Deutschlands – etwa 60 bis 70 Tiere. Demgegenüber wurden dieses Jahr bislang 19 Nutztiere gerissen. Deutschland hat einen historischen Höchstbestand an Schalenwild, und da nimmt ein Großraubtier wie der Wolf eine ökologisch wichtige Rolle ein.

Bild: privat
Im Interview: Bernd Dankert

51, ist seit 2007 Referent für Artenschutz im Sächsischen Umweltministerium. Der studierte Forstwirt ist dort für den Wolf und andere gefährdete Arten zuständig.

Die Schafhalter sehen das nicht so gelassen.

Dieser Streit wird immer bleiben. Tierhalter, besonders Schäfer, müssen ihre Haltungsbedingungen ändern, wenn der Wolf dauerhaft anwesend ist. Eine Zeit ohne ihn wird es nicht mehr geben. Er ist streng geschützt, und man muss lernen, mit ihm zu leben. Es geht darum, wie man den Konflikt möglichst verringert. Wenn ein Wolf ein Tier gerissen hat, leistet das Land Schadenersatz. Und wir fördern den Herdenschutz.

Das Land zahlt für höhere Zäune?

Ja, das ist eine der wichtigsten Maßnahmen. Im Umkreis von Wolfsrevieren fördern wir 60 Prozent der Kosten – übrigens auch für Hobbytierhalter. Sonst lernt der Wolf dort, dass Schafe schmecken.

Wie aufwendig ist der Schutz der Wölfe?

Im Gegensatz zum Artenschutz anderer Tiere, etwa des Storches, sind Projekte zum Wolf relativ einfach, weil man ihm keinen Lebensraum gestalten muss. Er breitet sich von ganz allein aus, wir arbeiten nur an seiner Akzeptanz.

Wie passt es dazu, dass der Wolf 2012 ins Sächsische Jagdgesetz aufgenommen wurde?

Das Jagdrecht wurde angepasst, ohne dass der Wolf seinen Schutzstatus verloren hat.

Aber der Wolf soll irgendwann wieder gejagt werden dürfen?

Sicherlich. Denn unser Artenschutz wird Erfolg haben und Wölfe werden irgendwann nicht mehr bedroht sein. Dann wird er behandelt wie Reh oder Wildschwein, ohne seinen Bestand zu gefährden.

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2 Kommentare

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  • E
    Emma

    Alternative Sichtweise ...

    Eigentlich müsste es heißen: "Der Mensch, eine Gefahr für Haus- und Nutzvieh?" und "Wie böse ist der Mensch?" Aus Sicht der Ausbeutungsideologie heraus, wie sie Interviewer und Interviewter vertreten, jedoch nicht. Das macht auch der Sprachgebrauch deutlich: "Schalenwild" (aus dem Jäger_innenjargon), "Nutzvieh" ... Die Tiere werden entrechtet und entindividuelisiert. Sie werden zu nutzbaren Objekten gemacht, quasi zu Maschinen, die für den Menschen Wolle und Fleisch produzieren. Als gewinnbringendes Eigentum werden sie schützenswert. Wird das Ausbeutungsinteresse des Menschen gestört, so darf dieser bspw. Wölfe töten - Wölfe, die als Fleischesser im Gegensatz zum Menschen töten müssen, wollen sie leben. Der jagende Mensch wäre dennoch "der Gute" und der Wolf "der Böse"?

    • M
      Mensch
      @Emma:

      Ich bin vollkommen ihrer Meinung.Besonders die Antwort auf die letzte Frage ist besonders abscheulich.Auf Trophäen von Wölfen sind die Jäger sicherlich schon sehr begierig.Dann müssen sie dafür nicht mehr Rumänien oder sonstwohin reisen.