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EU-Vorgaben für AbgaseTeure Lockerungspläne

Eine Schwächung der EU-Abgasregeln würde vor allem Verbraucher teuer kommen, so Umweltschützer. Die Union will die Rücknahme der Grenzwerte.

Weiter abstinken: FDP, CDU und AfD wollen eine Lockerung der EU-Abgasregeln für Autohersteller Foto: Marijan Murat/dpa

Berin afp | Eine Lockerung der EU-Abgasregeln für Autohersteller würde nach Einschätzung der Umweltorganisation Greenpeace insbesondere Verbraucher teuer zu stehen kommen. „Die Tankkosten der Autofahrenden würden durch eine Verschiebung massiv steigen“, erklärte die Umweltorganisation am Donnerstag. Sie gehe alleine wegen des teureren Betriebs von Verbrennern im Vergleich zu E-Autos von 100 Milliarden Euro Mehrkosten aus.

Die Autoindustrie wehrt sich gegen die geplante Verschärfung der EU-Flottengrenzwerte im kommenden Jahr und bekommt dabei politische Rückendeckung unter anderem aus der FDP, der Union und der AfD. Wenn die Hersteller nicht den durchschnittlichen CO2-Ausstoß ihrer Neuwagen etwa über den Verkauf von mehr E-Autos reduzieren, drohen ihnen hohe Bußgelder. Angesichts der Krise der deutschen Autoindustrie fordern Kritiker seit einiger Zeit, die Strafzahlungen auszusetzen.

„Würden die Zielwerte für 2025 und 2030 jeweils um zwei Jahre verschoben, könnten die Autohersteller in der EU damit insgesamt rund 11,8 Millionen Benziner, Diesel und Plug-in-Hybride mehr verkaufen als mit der bestehenden Regelung“, erklärte Greenpeace dazu. Daraus ergeben sich demnach zusätzliche CO2-Emissionen in Höhe von 308,5 Millionen Tonnen und ein zusätzlicher Kraftstoffverbrauch von 97,4 Millionen Tonnen.

Verbrennermotoren sind deutlich ineffizienter in der Energieübersetzung. Zudem ist spätestens ab 2027 und der Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf den Verkehr mit steigenden Spritkosten zu rechnen. „Sollten mit abgeschwächter Flottenregelung mehr Verbrennerfahrzeuge auf den Markt kommen und sich damit die Nachfrage nach Kraftstoff und entsprechenden CO2-Zertifikaten erhöhen, würde sich dies zusätzlich preissteigernd auswirken“, erklärte Greenpeace.

Die FDP dringt seit Längerem auf eine Lockerung der CO2-Flottengrenzwerte und eine Rücknahme des Verkaufsverbots neuer Verbrennerautos ab dem Jahr 2035. Die Unionsfraktion will in dieser Woche einen Antrag einbringen, in dem sie eine „schrittweise“ Rücknahme der EU-Flottengrenzwertvorgaben fordert.

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10 Kommentare

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  • Irgendwann vielleicht eventuell unter Umständen die Schäden, die durch die Abgase entstehen und entstanden sind, zu reparieren, wird um ein Vielfaches teurer.

  • "Eine Schwächung der EU-Abgasregeln würde vor allem Verbraucher teuer kommen..."



    Da warte ich erst mal ab, wie sich die Strompreise entwickeln werden. Neben Netzausbau, Habecks wasserstofffähigen Gaskraftwerken, Wasserstoffspeichern, Wasserstoff aus Namibia, etc. fallen für Erdgas und Braunkohle ja auch... CO2-Abgaben an.



    Was die Emissionen betrifft bleibe ich bei meiner Rechnung: Meine Frau bekam letztes Jahr einen neuen Sandero. Der Differenzbetrag gegenüber einem (noch nicht einmal gleichwertigen!) E-Auto steckt in Windparkbeteiligungen. Die sparen im Stromsektor weit mehr CO2 ein, als der Sandero jemals rauspusten kann.

  • Ich kann nur immer wieder feststellen, wer flexibel handelt (und damit meine ich u.A. zukunftsweisende Investitionen vorzunehmen, bzw. mal wirklich richtig volkswirtschaftlich denen) muss sich nicht an ideologischen Schranken festklammern. Der hält sich auch nicht immer nur am Status Quo fest.

  • Zitat_



    "Eine Schwächung der EU-Abgasregeln würde vor allem Verbraucher teuer kommen"



    Das ist nun wirklich nichts Neues! Ich kann mich an keine Regierung der letzten Jahrzehnte erinnern, die das Wohl der Verbraucher vor das Wohl der Autoindustrie gestellt hat, im Gegenteil, die Politik hatte immer nur drei Ziele:



    1. Autoindustrie



    2. Autoindustrie



    3. Politikertaschen mit den kleinen Scheinchen vollstopfen

  • Die Zerstörung der Industrie ist auch die Zerstörung des Sozialstaates. Was meint ihr denn, woher das Geld kommt

    • @Allister:

      Das Geld kommt natürlich aus den Steuereinnahmen. Die sprudeln logischerweise am besten mit einer zukunftsorientierten Wirtschaft, Arbeits- und Sozialpolitik.



      Die Wirtschaft besteht einerseits aus der Industrie. Hier ruhen sich viele, vor allem in großen Konzernen, gerne auf dem Althergbrachten aus, ohne sich um die Zukunft zu kümmern, oder kümmern sich nur um die Zukunft, wenn ess maximale Förderung gibt.



      Mittelständische Industrie- und Handwerksbetriebe sind da wesentlich flexibler, agiler, zukunftsorientierter, werden aber nicht weiter gefördert.



      Tja, und nun? Alles solassen, wie es ist, und den Schwarzen Peter immer den anderen zuschieben? Kann's ja wohl nicht sein...

  • TOMAS ZEROLO: Was für ein unsinniger und weltfremder Kommentar.

    Die Hersteller haben genügend E-Modelle entwickelt, die aber aus unterschiedlichen Gründen von den Kunden nicht angenommen werden.

    Können Sie bitte mal erklären, warum daran die Hersteller schuld sind und zusätzlich zu den wirtschaftlichen Problemen noch Milliardenstrafen zahlen sollen? Das ist einfach der falsche Weg.

    • @Ramto:

      Nein ist es nicht. Das nennt sich dann eigentlich Marktwirtschaft.



      Schon komisch, dass die sonst immer gelten sollt.



      Die E-Autos kommen nicht so gut an, weil viel teurer als Verbenner. Der Chinesische Markt bricht weg und die Flottengrenzwerte sind seit 6 Jahren bekannt. Es sind Fehler im Mangement und diese sollen nun sozialisiert werden, damit Boni und dividenden stimmen.

  • Ich bleibe bei meiner Rechnung: Meine Frau bekam letztes Jahr einen neuen Sandero. Der Differenzbetrag (und noch ein Bisschen mehr) gegenüber einem (noch nicht einmal gleichwertigen!) E-Auto steckt in Windparkbeteiligungen. Die sparen im Stromsektor weit mehr CO2 ein, als der Sandero jemals rauspusten kann.



    Was die Benzinkosten angeht: Da warten wir erst mal ab, wie sich die Strompreise entwickeln werden. Neben Netzausbau, Habecks wasserstofffähigen Gaskraftwerken und Wasserstoffspeichern fallen für Erdgas und Braunkohle ja auch... CO2-Abgaben an :-)

  • Klimakrise? I wo.

    Ich will Spass, ich geb' Gas!

    Ich hoffe eines Tages diese Schnapsnasen alle vor Gericht zu sehen. Da mögen sie uns erklären, was sie sich dabei gedacht haben.