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Strafzölle für chinesische E-AutosFairness für europäischen Markt

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Die EU will Einfuhrzölle auf chinesische E-Autos erheben. Ein Schritt, der dem europäischen Markt mehr Zeit für die eigene Produktion beschafft.

E-Autos des chinesischen Herstellers BYD wären von den Zöllen betroffen Foto: Lars Penning/dpa

D ie Lebensqualität in Deutschland ist auch deshalb so hoch, weil die Unternehmen in hiesigen Fabriken erfolgreiche Produkte herstellen. Diese werfen Gewinne ab, die teilweise als Steuern an den Staat und damit in Schulen, Straßen und Krankenhäuser fließen.

Einen anderen Teil erhalten die Beschäftigten als Einkommen. Dieses Erfolgsrezept attackiert die chinesische Regierung nun, indem sie mit hohen Subventionen versucht, die noch schwache europäische Produktion von E-Autos zu untergraben.

Richtigerweise erklärt die EU-Kommission deshalb, Europa solle sich das nicht bieten lassen. Chinesischen Firmen, die E-Autos nach Europa exportieren, drohen gestaffelte Einfuhrzöllen von bis zu 35 Prozent, die die erhaltenen Subventionen ausgleichen. Doch Kanzler Olaf Scholz (SPD), BMW, Daimler, VW, der Automobilverband und die IG Metall sind dagegen.

Ein Argument: Deutsche Firmen, die elektrische Fahrzeuge in China fertigen und nach Europa bringen, müssten die Zölle ebenfalls zahlen. Dieser Einwand erinnert an das Geschäftsmodell „iPhone“. Deren Hersteller Apple verbucht zwar hohe Gewinne in Kalifornien, gefertigt werden die Geräte jedoch schwerpunktmäßig in China – eine Entwicklung, die zum Verlust von Industriearbeitsplätzen in den USA und zum Aufstieg des rechtsdrehenden Politikers Donald Trump beitrug.

Zölle noch nicht in Kraft

Die Zölle würden chinesische Fahrzeuge verteuern und ihre Verkäufe in Europa reduzieren. Das verschaffte den hiesigen Herstellern etwas Zeit, um günstige E-Autos auf den Markt zu bringen. Damit der Druck Richtung E-Mobilität erhalten bleibt, sollte die Politik die schärferen Abgasgrenzwerte 2025 wie geplant einführen und ab 2035 keine neuen fossilen Fahrzeuge mehr zulassen.

Noch aber sind die Zölle nicht in Kraft. Die EU würde verzichten, wenn die chinesischen Firmen ihre subventionierten Preise auf realistisches Niveau anhöben. So oder so wäre dann eine faire Konkurrenzsituation hergestellt, die hierzulande weiter eine hohe Lebensqualität ermöglichte.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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8 Kommentare

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  • Mitleid mit den europäischen, vor allem den deutschen Autobauern kann man getrost im Sack lassen. Die haben vor lauter Gier erst mal weiter auf Verbrenner gesetzt und dann nur !! SUV's und höchstpreisige Autos angeboten. Kleinwagen - Fehlanzeige. Und dann wundern die sich, dass andere den Markt aufrollen? Auf die Spitze treiben es die Manager, dass sie nun auch noch -nach Jahrzehnetn der enormen Gewinne- den Steuerzahler um Subventionen angehen. Unglaublich.

  • So wird das nix mit der Verkehrswende und dem Klimaschutz.

  • Dieses Zolltheater hat nur einen Sinn: Wir Autofahrer:innen sollen mehr zahlen.

    Die deutsche Autoindustrie hat fast ein Jahrzehnt mit Dieselmogelei verprasst. Jetzt wird es Zeit, aufzuholen.

    Immerhin scheint VW beim Verbrauch der e-Motoren endlich Tesla einzuholen. Da sind viele chinesische Firmen deutlich abgehängt. Aber Batterien? Fehlanzeige - die werden in China gebaut. Und entwickelt!

  • Die paar chinesischen Autos in Europa machen den Kohl nicht fett. Die erwartbare chinesische Reaktion dürfte den deutschen Autobauern in China, dem weltgrößten Markt, das Leben noch schwerer machen. Keine gute Idee. Aber bitte. Man kann es ja probieren.

  • Die Doppelmoral ist schon beachtenswert...🤭



    ...man feiert europaweit Norwegen als Vorbild dafür, dass dort fast nur noch reine Stromer neuzugelassen werden - was die Norweger freilich auch nur dadurch schaffen, dass sie e-Autos dermaßen subventionieren, dass diese kaum mehr mehr als vergleichbare Verbrenner kosten... - egal, Vorbild, Applaus, bravo 🥳



    ...nun kommen die Chinesen und "fluten" die europäischen Märkte mit "unanständig" subventionierten Stromern - nur zur Einordnung, chinesische Fahrzeuge machten 2023 marktbestimmende 1,2% aller Neuzulassungen in Deutschland aus... - egal, Skandal, Sauerei, buhhh, Strafzölle 😤🤬



    Merke: Klimaschutz und Dekarbonisierung ist nur erstrebenswert wenns von westlichen Partnern ausgeht - lieber verbrennen wir, als dass wir uns von den gottlosen Kommis vorführen lassen... 😂👍



    Ein Hoch auf Europa 🇪🇺

    • @Farang:

      Äpfel und Birnen.

  • Nein, Strafzölle sind nicht fair, sondern erhöhen die Preise. Das ist unfair gegenüber den Verbrauchern. Wir betreiben Handel, u.a. auch mit China. Aber nicht nur mit China. Wir beziehen Waren, die bei uns aus Kostengründen nicht hergestellt werden können, eben weil es andere Länder günstiger produzieren, darunter auch China. Dazu gehören z.B. viele Medikamente, u.a. eben auch das jetzt knappe Kochsalz. Ob die dann subventioniert sind oder nicht, interessiert keinen. Nicht das Gesundheitsministerium, nicht die Krankenkassen und auch nicht die Patientinnen und Patienten. Wir nehmen's weil es günstig ist. Warum sollte es ausgerechnet beim Auto anders sein? Und wenn ich mir anschaue was unsere Autohersteller dazu sagen, dann muss doch etwas dran sein. Alles andere ist Augenwischerei und hat nichts mit fairen Handel zu tun.

  • Es gibt keine unregulierten Mätkte, sondern nur unterschiedlich starke Marktteilnehmer und möglichst marktübergreifende Regelungen für alle Beteiligten. Insofern ist es richtig, auch die Xinesen an das Prinzip von Geben und Nehmen zu erinnern. Sonst werden alle nur verlieren.