Demo für Brandmauer in Dresden: „Geht demokratisch wählen!“

Tausende Menschen haben in Dresden, Leipzig und Erfurt am Sonntag gegen Rechtsextremismus protestiert. Einige Redner sagten aus Angst vor der AfD ab.

Vor allem viele junge Leute beteiligten sich an der Brandmauer-Demo in Dresden vor der Landtagswahl Foto: Sebastian Kahnert/dpa

DRESDEN taz | Die Zählung der Teilnehmer an der Dresdner Großdemonstration „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen“ allein rechtfertigt noch keinen Optimismus hinsichtlich des Ausgangs der Landtagswahlen in Sachsen am 1. September. Der Theaterplatz vor der Semperoper war in der Vergangenheit schon dichter gefüllt, zur Künstlerdemo am 19. November 1989 etwa, bei rechtsextremen Pegida-Demos oder zur Empörungswelle nach den Correctiv-Enthüllungen über die Potsdamer rechte „Remigrationskonferenz“ Ende Januar dieses Jahres.

Mit behaupteten 11.000 Personen haben die Veranstalter des Bündnisses „Wir sind die Brandmauer“ wohl zu hoch gegriffen. 5.000 waren angemeldet, und etwa so viele Bürgerinnen und Bürger kamen auch am Sonntagnachmittag. In Leipzig sollen es sogar 15.000 gewesen sein, im thüringischen Erfurt 7.000, aber auch diese Veranstalterangaben sind zu überprüfen. In Sachsen demonstrierten auch in der Görlitzer Kreisstadt Zittau mehrere hundert Menschen für Demokratie angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen.

In Dresden kann vor allem die jugendliche Dominanz unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ermutigen. Alle Altersgruppen waren vertreten, aber der Altersdurchschnitt dürfte kaum über 30 Jahren gelegen haben.

Was wiederum nichts an der von Jens Hoffsommer von der Kinder- und Jugendstiftung Sachsen auf der Bühne getroffenen Feststellung ändert, dass im Osten 22 Prozent der 18- bis 29-Jährigen AfD wählen. In Sachsen wahrscheinlich noch mehr. Hoffsommer war einer der wenigen Redner, die nicht abgesagt hatten. Denn schon zur Begrüßung alarmierte ein Bericht der Veranstalter, dass „der Rechtsruck bereits Wirkung zeigt“. Insbesondere aus dem Bildungsbereich seien vorgesehene Redner und Rednerinnen nicht erschienen, „weil sie Angst vor der kommenden Regierung haben“.

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Auch Gedenken an Opfer von Solingen

Unverdrossen lautete die Botschaft an die sächsische Bevölkerung aber: Geht wählen, und zwar demokratisch! Bekräftigt unter anderem vom gebürtigen Schweden Nilsson Samuelsson, dem Vorsitzenden des Dresdner Ausländerrates und Referenten für Stadtentwicklung in der Stadtverwaltung. Und eine Aktivistin, die sich als Janina vom Bündnis „Fridays for Future“ vorstellte, schilderte nochmals dramatisch die Entwicklung des Weltklimas und nannte das Verhalten vieler Politiker „verantwortungslos und gemeingefährlich“.

Mit wenigen Sätzen gedachten die Veranstalter auch der Opfer des Messeranschlags von Solingen und ihrer Angehörigen. Die Rednerin wandte sich aber angesichts ausländerfeindlicher Demonstrationen „gegen jedwede Vereinnahmung“.

Für lockere Stimmung sorgte die internationale und interreligiöse Musikgruppe „Coexist“. Sie vereint Musiker aus Israel und Syrien, aber auch drei Mitglieder der Sächsischen Staatskapelle wirken mit. Ein langer Demonstrationszug durchquerte anschließend ohne Zwischenfälle die Innenstadt.

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