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Letzte Generation in ÖsterreichKlimagruppe löst sich auf

In Österreich steckt die Klimabewegung in einer tiefen Krise. Auch in Sachen Klimapolitik sieht es in dem Alpenland düster aus.

Keine Perspektive: Die Letzte Generation Österreich gibt ihre Auflösung bekannt Foto: Tobias Steinmaurer/picture alliance

Wien taz | Die letzte große Stimme der Klimabewegung in Österreich gibt auf. „Wir haben weitergemacht trotz Gewalt, Morddrohungen, Festnahmen und Haft, Hass oder Strafen in Höhe von Zehntausenden Euros.“ So gab die Letzte Generation Österreich nun ihre Auflösung bekannt. „Wir sehen keine Perspektive für Erfolg mehr.“

Schon länger ist die österreichische Klima­bewegung in der Krise. Zuletzt war die Letzte Generation die einzige Gruppe, die medial in Erscheinung getreten ist – durch Straßenblockaden, das Verschütten von Farbe und zuletzt durch Proteste im Gebäude des Wiener Flughafens. Ihre Methoden waren umstritten, Erfolge blieben aus. Zwar kam die Gruppe mit ihren Aktionen immer wieder in die Medien, doch in der Regel waren die Berichte negativ konnotiert. Klimaschützer wurden mitunter im selben Atemzug mit Terroristen genannt.

Dabei ist der Handlungsbedarf eklatant: Trotz abgelaufener Frist hat Österreich seinen Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) nicht bei der EU-Kommission abgegeben. Bis heute gibt es kein Klimaschutzgesetz, das Emissionslimits verbindlich vorschreibt. Schuld trägt vor allem der größere Koalitionspartner ÖVP, doch auch die Grünen vermarkten lieber eigene Erfolge, anstatt Druck aufzubauen.

Neben der zunehmenden Kriminalisierung – laut ORF gab es mehr als 4.000 Anzeigen und über 1.000 Festnahmen gegen die Letzte Generation – war vor allem auch die anhaltende Erfolglosigkeit Grund für die Auflösung. Das räumt die Bewegung selbst ein: „Wir sehen ein, dass Österreich weiter in fossiler Ignoranz bleiben will. Die Gesellschaft hat versagt.“ Nun wolle man Platz für „Neues“ machen.

Politik will keinen Klimaschutz

Aktuell gibt es jedoch wenig Hoffnung, dass ein solches Neues in der österreichischen Klima­bewegung entstehen könnte. Um Fridays for Future ist es längst still geworden, ebenso um andere Gruppen wie System Change, Not Climate Change. Auch in der breiten Bevölkerung geht Umfragen zufolge das Interesse am Klimaschutz zurück. Noch düsterer sieht es bei den Parteien aus: Die regierende konservative ÖVP hielt kürzlich einen Gipfel zum Erhalt des Verbrennermotors ab. Die rechtsradikale FPÖ, die alle Umfragen zur Parlamentswahl Ende September anführt, will den Klimaschutz am liebsten ganz abschaffen. Doch auch die SPÖ hielt zum Beispiel jüngst am Bau eines umstrittenen Wiener Autobahnzubringers fest.

Das ländlich geprägte Österreich bleibt Autoland und versiegelt weiterhin mehr Boden als jedes andere EU-Mitglied. Es ist drauf und dran, die selbst gesteckten Klimaziele meilenweit zu verfehlen. Ein unbequemes Korrektiv wird künftig fehlen.

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14 Kommentare

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  • Ich finde es immer wieder bezeichnend, wenn den Klimaaktivisti vom Sofa aus erklärt wird, was sie besser machen sollten. Es ist unser aller Verantwortung, uns zu kümmern, los gehts!

  • Eine andere Strategie wäre lokaler Protest. In der Gemeinde, in der Stadt die Politik unter Druck setzen, dieses oder jenes Gebäude mit PV zu belegen oder Wärmezudämmen oder Massnahme hier und dort. Was aber noch viel viel wichtiger ist :



    - DIE ÖFFENTLICHKEIT ZUrRÜCKgEWiNNEN! -



    Wenn 70 % der Gesellschaft eine Politik wählt, die unser Wirtschaften zukunftsfähig korrigieren will und kann, bräuchte es z.B. viel weniger Subventionen.

  • Mit der Entscheidung der Auflösung ist die Gruppe in der Alpenrepublik einen Schritt weiter als in Deutschland. In Deutschland fehlt es der Gruppe (?) inzwischen an der notwenigen Struktur, um überhaupt noch eine Auflösung bekannt zu geben.

  • Interesse am Klimaschutz und Desinteresse an Fridays for Future, System Change oder Not Climate Change sind nun wirklich nicht das Gleiche.

  • Der Unterschied zu DE ist eigentlich, dass sie es einsehen, dass sich auf diesem Wege nichts zum Positiven bewegt.

    Auch wenn es auf der großen Skala nicht genug ist, ich tue meinen Teil indem ich bedacht und reduziert konsumiere und ausschließlich mit den Öffis fahre. Im Endeffekt wäre uns ein Stück weit geholfen, wenn alle bei sich anfangen und sehen wo es Einsparpotential gibt.



    Weniger Flüge? Weniger oder am besten gar nicht fliegen.



    Auch kleine Dinge wie eine leistungsärmere Grafikkarte oder weniger Deko summieren sich, wenn es viele tun.



    Und das beste ist, dass wir dafür auf niemand anderes angewiesen sind. Wir können es einfach tun.

    Und wenn man auf nichts verzichten will? Dann weiß man wohl, wo es klemmt.

  • Die Letzte Generation macht Ihrem Namen alle Ehre.

    • @0 Substanz:

      Ich gehöre bestimmt nicht zur letzten Generation, möchte aber auch nicht mit den "alten" Umweltzerstörern in einen Topf geworfen werden.



      Das Thema ist gelaufen, Politik und Wirtschaft machen ungebremst weiter und fördern die Zerstörung der Lebensbedingungen sogar sehenden Auges.



      Ich als Einzelner kann nur so leben, dass ich mit mir selbst im Reinen bin.



      Aber das sind die Billigflieger, Kreuzfahrer und Billigfutterkonsumente ja wohl auch, zumindest tun sie so als ob.

  • Na gut, wenn man ein Alpenland ist und größere Landesteile vom Tourismus leben, dann *möchte* man vielleicht einfach mehr Bergrutsche und Verschüttungen und einfach keinen Schnee mehr im Winter. Und nicht immer diese lästigen Ski-Wettbewerbe mit kuhglockenschwingenden Fans, is ja auch nervig! Sieht aus, als würden die das so wollen. Wehren die sich vielleicht so gegen Overtourism?

  • "Wir sehen ein, dass Österreich weiter in fossiler Ignoranz bleiben will. Die Gesellschaft hat versagt."



    Nein die Gesellschaft hat nicht versagt liebe LG, sie hat sich entschieden. Das ist ein großer Unterschied.



    Das Klima ist 99,7% einfach nicht wichtig genug - der Rest hat euch zuletzt seine Stimme bei der Europawahl gegeben, das ist ein an Eindeutigkeit kaum zu übertreffendes Votum.



    Schau mer mal wies weitergeht, Österreich lebt ja auch maßgeblich vom Tourismus - Schneemangel, Gletscherrückgang, Wasserknappheit und Extremwetter inklusive Lawinen, Muren und Felsstürzen sind da besonders geschäftsschädigend.

    • @Farang:

      Ne kann man nicht so sagen dass 99,7% das Klima einfach nicht wichtig genug wäre. 99,7% ist die LG nicht wichtig genug, das ist was anderes.

      • @sonicprisma:

        Perfekte Antwort!

  • "Neben der zunehmenden Kriminalisierung ..."



    Sei meinten sicher "Neben dem zunehmend kriminellen Handeln...."



    Niemand hat die LG "kriminalisiert", die kriminelle Energie kam aus der LG.

    • @Rudi Hamm:

      Und die maßlosen Übertreibungen hinsichtlich des Handelns der LG kam aus der Politik. Na ja, die übliche Hetzerei halt (gestern LG, heute Bürgergeldempfänger, morgen...).

      • @J. Straub:

        Aber auch aus der Gesellschaft selbst. Die LG hat trotz löblicher Ziele mit ihren Aktionen nicht jedem eine Stimme gegeben, sonst wäre der Rückhalt vielleicht stärker.