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Verein inkonsequenter FußballhasserEM ist überall

Die Deutschlandfähnchen sind wieder da und Robert Habeck trägt Pink. Aber haben sich die Grünen eigentlich für eine Kanzlerkandidatur qualifiziert?

Fußball ist überall: Deutschlandwinpel im Regierungsflieger, mit dem Wirtschaftsminister Habeck nach Südkorea und China fliegt Foto: Sebastian Gollnow/dpa

N eulich zeigte mir ein syrischer Bekannter auf seinem Handy das Foto seiner drei breit grinsenden Kinder in Deutschlandtrikots und mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen in den Händen. EM-Familypaket von Aldi, berichtete er mir stolz. – Wie schön, hüstel, hüstel. So hatte ich mir das mit der Integration eigentlich nicht vorgestellt. Und als Vorsitzende des Vereins inkonsequenter Fuß­ball­has­ser*in­nen schaue ich mir sowieso nur die Halbfinale und das Finale großer Turniere an.

Übrigens hat auch Osama bin Laden gern Fußball mit seinen Jüngern in Afghanistan gespielt. Die Taliban dagegen haben Fußballspiele nach ihrer Machtergreifung auch für Männer zuerst untersagt, dann das Verbot aber gelockert. Spiele sind zugelassen, allerdings nur in züchtiger Kleidung und ohne Jubelgeschrei. Letzteres würde ich mir auch in Deutschland wünschen. Es gibt kaum etwas Schlimmeres als eine sich öffnende S-Bahn-Tür, durch die massenweise Fußballfans strömen.

Eine weitere Zumutung: Vizekanzler Robert Habeck im pinken Nationalmannschaftstrikot. Ich als Vereinsvorsitzende kann hierzu nur feststellen: Nee. Die Farbe steht ihm nicht, und außerdem weiß doch jeder, dass Habeck Handballfan ist. Auf dem Weg nach Südkorea: Habeck im weißen DFB-Trikot mit der Flugcrew, die schwarz-rot-goldene Girlanden um den Hals trägt.

Robert und Frenemy Annalena

Und auf diesem Niveau ging es weiter: Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea erinnere ihn an die innerdeutsche, so Habeck, obwohl es eine ganz andere Grenze sei. Ja! Stimmt! Sie liegt in Korea!

Aber so eine Vizekanzlerreise will ja auch immer innenpolitische ­Zeichen setzen. Wir sollen lernen, dass Habeck auch Außenpolitik kann. In nächsten Jahr sind Bundestagswahlen. Und ganz überraschend stehen bei den Grünen wieder einmal zwei Kan­di­da­t*in­nen zur Auswahl: Habeck und Frenemy ­Annalena Baerbock, die seit Langem verlangt, dass in den Regierungsfliegern Torwände eingebaut werden. Es dürfen die Außenministerin dann nur noch jene begleiten, die bei drei Versuchen mindestens einen Treffer landen.

Im Auftaktspiel zwischen Habeck und Baerbock wurde leider eine Frage außen vor gelassen: Haben sich die Grünen überhaupt für die Kanzlerkandidatur qualifiziert? Mit gerade mal 11,9 Prozent bei den Europawahlen und aktuellen Umfragewerte von 13 Prozent muss ich mich als wohlmeinende Vereinsvorsitzende fragen, ob es nicht besser wäre, wenn Grüne sich nicht mit einer Kanzlerkandidatur blamierten.

Ruttes Qualitäten auf Fußballdeutsch

Und bevor die Sozialdemokraten jetzt laut loslachen: Die SPD ist auch nur ein paar Prozentpunkte von der Todeszone entfernt und braucht bald auch keinen Kanzlerkandidaten mehr.

Auf der anderen Seite spielen Qualifikationen nicht immer eine herausragende Rolle beziehungsweise können eigenwillig interpretiert werden. Der amtierende Ministerpräsident der Niederlande, Mark Rutte, soll beispielsweise der neue Nato-Generalsekretär werden.

Qualifiziert hat er sich durch eine Reihe von Skandalen und zuletzt dadurch, dass er die Regierung hat platzen lassen. Die Folge: Nun hat der rechtsextreme Mozartfrisurträger Geert Wilders in den Niederlanden das Sagen. Was ihn ebenfalls auszeichnet: Donald Trump findet ihn gut.

Auf Fußballdeutsch klingt das so: Rutte hat keine Tore geschossen, keine Lauffreudigkeit oder Defensivstärke gezeigt, die Spieler des gegnerischen Teams und den Schiedsrichter angepöbelt und ist deshalb ein sehr guter Kandidat für den Chefposten. Die Niederländer jubeln.

FDP spielt im gelben Trikot

In Deutschland indes ähnelt die politische Lage einem Fußballspiel, bei dem alle die Regeln vergessen haben. Die Regierungsmannschaft zerfällt in drei Teile, wobei die mit den gelben Trikots nicht genau wissen, in wessen Team genau sie spielen. Deshalb kommt es immer häufiger zu Eigentoren.

Wie das Regierungsturnier ausgeht, ist für mich noch unklar. Ich schaue mir ja ohnehin nur die letzten drei Spiele an. Eines steht allerdings fest: Fußball ist doch recht langweilig. Interessant wird es lediglich beim Elfmeterschießen. Sorry, Fußballfans, die Wahrheit muss ans Licht.

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Silke Mertins
Redakteurin Meinung
Kommentatorin & Kolumnistin, Themen: Grüne, Ampel, Feminismus, Energiewende, Außenpolitik
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7 Kommentare

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  • Ich bin beim letzten Deutschlandspiel zu einem schwedischen Möbelhaus gefahren.

    Ein tolles Erlebnis.

    Die Straßen waren leer, das Geschäft war leer.

    Von mir aus könnte das ganze EM sein.

    Und anschließend bitte gleich WM.

    Ein Mehr an Lebensqualität.

  • Der Ball ist rund und



    Ein Spiel dauert 90 Minuten( und eine Legislaturperiode 4 Jahre).



    Fußball ist deshalb spannend, weil Niemand weiß, wie das Spiel ausgeht ( bei der Wahl ähnlich)



    Elf Freunde müsst ihr sein( Regierungsempfehlung)



    Das ist Fußball, manchmal gewinnt der Bessere ( was in jeglicher Hinsicht zu wünschen wäre...)



    Fußball muss man nicht mögen, wie das Leben...

    • @Philippo1000:

      "Fußball muss man nicht mögen, wie das Leben..."



      Darf man aber :-))



      Mal in die Runde gefragt: Dem Herrn Nagelsmann (Bundestrainer Herren-Fussball) geht doch jede Contenance und Anstand ab?

  • EM ist überall? Ich war nun in den letzten Tagen in mehreren deutschen Großstädten. Verglichen mit der WM 2006 hat man nicht den Eindruck, dass in Deutschland derzeit ein herausragendeS Sportereignis stattfindet. Mag aber auch an den im Westen und Norden seit Monaten herrschenden Herbstwetter liegen.

  • "EM-Familypaket von Aldi, berichtete er mir stolz. – Wie schön, hüstel, hüstel. So hatte ich mir das mit der Integration eigentlich nicht vorgestellt ..."

    Wie schön, dass die Welt bunt ist und es unterschiedliche Geschmäcker gibt.



    Nein - es müssen nicht alle Ansichten stramm nach links-grünen Geschmäckern ausgerichtet sein.

    • @Andere Meinung:

      Ist auch ganz anders:🏳️‍🌈🇪🇺



      Traditionell ist weiß, aber das "bunte Trikot" ist ein Kassenschlager, es heißt auch "DIE PINKE GEFAHR"😉❗



      /



      "Deutschland bei der EM in weiß gegen die Schweiz



      Beim 5:1-Sieg im Eröffnungsspiel gegen Schottland kam das weiße Heimtrikot zum Einsatz. Beim 2:0 Sieg gegen Ungarn lief die DFB-Elf erstmals im pinken Trikot auf. Das pink-lila Auswärtsdress der deutschen Fußball-Nationalmannschaft — von den Fans "die pinke Gefahr" genannt — bricht derzeit alle Verkaufsrekorde. Das Shirt „ist das am besten verkaufte Auswärtstrikot in der Geschichte aller DFB–Trikots“



      Quelle swp.de



      Tatsächlich war Grün aber auch traditionelle Farbe für die Nationalmannschaft.



      Es hat nach einer offiziell unbestätigten Überlieferung etwas mit Freundschaft und mit Dankbarkeit zu tun:



      "Deutschland und die Legende der grünen Trikots



      Es gibt Geschichten, die sind fast zu schön, um wahr zu sein. Ein Beispiel ist die irische Legende, die erzählt, warum die Deutschen regelmässig in grünen Trikots spielen." Quelle nzz.de



      Weiter steht dort:



      "Übrigens: Das erste offizielle Länderspiel Deutschlands fand 1950 statt – gegen die Schweiz."

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Martin Rees:

        In diesen [adjektiv ihrer Wahl einsetzen] Farb-Canon wird seit einiger Zeit fast jedes Bühnenbild getaucht. Mit viel Licht. Jetzt fehlen nur noch LEDs an den Trikots der Spieler. Dann könnte im Merchandising noch ne Schüppe draufgelegt werden. Wie passend - Robert Red..



        www.youtube.com/watch?v=BM6nO_iTQKk



        (scnr)