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Mehr Flüge und teurere TicketsAirlines machen Milliardengewinne

Fluggesellschaften fuhren 2023 27,4 Milliarden Dollar Profit ein. Nicht genug, sagt die Branche. Dabei wird sie zumindest in Deutschland subventioniert.

Hoch hinaus am Denver International Airport: Vor allem für nordamerikanische Airlines war 2023 ein profitables Jahr Foto: AP Photo/Thomas Peipert

Dubai/Berlin dpa/afp/taz | Ein Aufschwung nach der Corona-Pandemie und höhere Ticketpreise haben Fluggesellschaften in aller Welt 2023 mehr Gewinn eingebracht als vor der Krise. Für das laufende Jahr sagt der Weltluftfahrtverband IATA der Branche einen weiteren Anstieg auf etwa 30,5 Milliarden US-Dollar (28,1 Milliarden Euro) voraus. Das wären fast fünf Milliarden mehr als im Dezember prognostiziert.

Im vergangenen Jahr erzielten die Airlines einen geschätzten Gewinn von 27,4 Milliarden Dollar, wie der Verband bei seiner Generalversammlung am Montag in Dubai mitteilte. Das ist eine Milliarde mehr als vor der Pandemie im Jahr 2019.

Rund die Hälfte der weltweiten Gewinne dürften auch 2024 die Fluggesellschaften in Nordamerika einfliegen. Die IATA sagt ihnen einen Überschuss von 14,8 Milliarden Dollar voraus und damit ebenso viel wie 2023. Die Airlines in Europa dürften ihren Gewinn von zuletzt 8,6 Milliarden auf 9 Milliarden Dollar steigern.

„Die Gewinnspanne bleibt hauchdünn“, sagte IATA-Generaldirektor Willie Walsh. „Diese Leistung liegt immer noch weit unter dem, was die Branche erreichen sollte.“ Hohe Steuern und „lästige“ Vorschriften schmälerten die Einnahmen, die letztlich auch für Investitionen in den Klimaschutz gebraucht würden.

BUND fordert mehr Einsatz fürs Klima

Der Luftverkehr verursacht weltweit rund drei Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen und rund fünf Prozent aller Klimaeffekte. „Keine andere Art der Fortbewegung verbrennt so viel Energie wie das Fliegen“, schreibt der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) auf seiner Website. Dass die Flugbranche wächst, liege zum Beispiel in Deutschland an hohen Subventionen: Der Treibstoff Kerosin ist von der Energiesteuer, internationale Flüge sind von der Mehrwertsteuer befreit.

Der BUND fordert, so viel Luftverkehr wie möglich auf klimafreundlichere Verkehrsmittel, zum Beispiel auf die Schiene, zu verlagern. Bei nicht verlagerbaren Flüge müssten durch optimierte Flugrouten und klimafreundliche Technologien Emissionen gespart werden – und dafür müsse „die Branche insgesamt stärker in die Pflicht genommen werden“.

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27 Kommentare

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  • Wir könnten auch einfach den Fleischkonsum halbieren, ab sofort darf kein Fleisch mehr in die EU importiert werden, lebende Tiere maximal 100km transportiert werden zur Schlachtung und der Platz pro Tier wird verdoppelt. Auf einen Schlag würde CO2 Bilanz massiv sinken und die Menschen in Europa wären gesünder da eh viel zu viel Fleisch konsumiert wird.

    • @Machiavelli:

      Machen wir also beides?



      Gut.



      (ich fürchtete schon, das wäre ein reiner Ablenkungsversuch gewesen)

      • @Janix:

        Ich halte meinen Vorschlag für realistischer, als auf die Flugindustrie zu verzichten.

        • @Machiavelli:

          Beides.



          Bei beidem müssen sie bequemlichen Menschen als Politiker auf die Zehen steigen und es sich mit potenziellen Parteispendern verscherzen.



          Am einfachsten in alle Richtungen.



          (Viel) Fliegen ist ein Privileg der Reicheren, noch stärker als Billigfleisch das ist.

  • "Bei nicht verlagerbaren Flüge müssten durch optimierte Flugrouten (...) Emissionen gespart werden"



    Lieber BUND, derlei Gesuche bitte direkt an beispielsweise Vladimir Putin richten 🤷‍♂️



    Airlines sind so durch und durch kapitalistisch, die schauen grundsätzlich auf maximale Effizienz bei ihren Flugrouten für ihre Gewinnmaximierung, keine Sorge - aber durch den Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland sind halt große Lufträume aktuell für westliche Airlines unzugänglich. Gerade auf dem Weg zwischen Europa und Asien kann das in Kombination mit den regelmäßigen Großwetterlagen und spontanen Wetterereignissen zu erheblichen 'Umwegen' führen.



    Mein negatives Highlight diesbezüglich bisher, statt in gut 10 Stunden von Helsinki nach Tokio dauerte es am Ende knapp 14 Stunden - die Freiheit am Himmel ist eben doch nicht grenzenlos 🛂🚫

    • @Farang:

      Noch einfacher: weniger fliegen.



      Dann geht die Freiheit auch nicht auf die der anderen.

  • Leute, ihr verlangt hier alle höhere Steuern von der Lufthansa.



    Dann lasst uns mal in die Bilanz vom 31.12.23 schauen.



    Aufgeführt wird dort eine Bilanzsumme von €45,32 Mrd.



    Das Eigenkapital wird mit €9,71 Mrd beziffert - also einer Eigenkapitalquote von 21,4% - nicht gerade viel! Für schlechte Jahre sollte die Gewinnrücklage von derzeit €2,51 Mrd durchaus aufgestockt werden. Parallel wollen Aktionäre verständlicherweise zumindest eine gewisse Rendite Ihrer Einlage sehen. Mit 4,65% liegt die Dividende dort in Anbetracht des Anlagerisikos beileibe nicht hoch.



    Im guten Jahr 2023 wurde ein Gewinn nach Steuern von €1,689 Mrd erwirtschaftet.



    Also: Wieviel wollt Ihr davon nun noch für höhere Steuern abziehen?



    Viel geht da nicht mehr!



    Offensichtlich wollt ihr lieber, dass die Gesellschaft ausser Betrieb geht.



    Für die Umwelt ändert sich dadurch jedoch nichts. Das Geschäft werden ausländische Gesellschaften übernehmen! Die Steuereinnahmen erhalten dann andere Staaten.

    • @Andere Meinung:

      Keine Staatsgelder fürs Fliegen generell. Derart Klimaschädliches muss umgekehrt seine Kosten endlich auch mal tragen. Egal, wo die Airline sitzt.

      PS: 4,56 % Rendite wäre nicht hoch, wenn Sie durch staatliche Päppelung das Unternehmensrisiko heruntergefahren haben?



      Und Süßspeisen? Möchtet ihr noch Süßspeisen, frei nach Asterix & Obelix.

  • Die Luftindustrie ist das perfekte Beispiel dafür, dass Steuersenkungen und Bürokratieabbau nicht funktionieren. Nirgends sind die Erleichterungen und Privilegien so stark wie dort und trotzdem beschwert sich der Verband über zu hohe Steuern.

    Einen Plan für die Klimaneutralität hat die Branche nicht.

    Urlaubsflüge habe keine Zukunft.

    • @SPD-Versteher:

      Und Urlaub hat auch nicht zwangsläufig was mit Fliegen zu tun.

    • @SPD-Versteher:

      Auch wenn es noch 30 Jahre dauern sollte. Der Tag wird kommen an dem mit klimaneutralen Treibstoffen geflogen wird.

      Flüge von Punkt zu Punkt werden dann klimaschonender sein als Systeme, die Flächen versiegeln und durchschneiden, die Asphalt, Stahl und Beton für Straßen, Schienen, Tunnel und Brücken benötigen.

      • @Donald Duck:

        Wir warten einfach 30 Jahre auf Zauberkraftstoff und alles wird gut.

    • @SPD-Versteher:

      Natürlich haben Urlaubsflüge eine Zukunft. Der Bedarf wächst von Jahr zu Jahr.



      Ob dieser Bedarf von Deutschland aus befriedigt werden muss? Ich denke ja.



      Hubs wie Frankfurt oder München stehen in Konkurrenz zu Amsterdam, Paris oder London.



      Die warten darauf, dass Deutschland in Zügel enger zieht. Dann verlagern wir das Klimaproblem eben in andere europäische Länder.



      Ob wir in Deutschland 15 internationale Verkehrsflughäfen und diverse Regionalflughäfen benötigen ist ein anderes Thema.

  • Kurzer Faktencheck:

    Die Deutsche Airline-Industrie ist zahlenmässig von der Lufthansa dominiert.



    Ich habe daher der Einfachheit halber einfach mal auf der Investor-Relations-Seite das Konzernergebnis 2023 geprüft. Dies ist durch einen externen unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft.

    Der Umsatz betrug in 2023 €34,5 Mrd.



    Der Materialaufwand betrug €20,4 Mrd.



    Abzüglich der damit gezahlten €3,9 Mrd Vorsteuer hat das Unternehmen damit Umsatzsteuern in Höhe von €2,7 Mrd gezahlt.



    An Personalkosten wurden €8,3 Mrd ausgezahlt. Davon wurden ca. €1,74 Mrd an Sozialaufwendungen und €1,68 Mrd an Einkommensteuern entrichtet.



    Letztendlich wurden darüberhinaus €380 Mio an Ertragssteuern gezahlt.



    Der verbleibende Gewinn nach Steuern betrug €1,689 Mrd.



    In der Summe hat Lufthansa damit €6,5 Mrd an Steuern und Abgaben geleistet.



    Für die deutsche Airline-Industrie dürfte dieser Wert demnach bei ca. €10 Mrd liegen.



    Damit steuert die Airline-Industrie erheblich zum Gemeinwohl bei.



    Eine ausserordentliche Subvention wurde 2023 nicht geleistet. Eine solche finanzielle Unterstützung war in der Corona-Krise sicherlich gegeben. Die gezahlten Beträge wurden jedoch mit Rendite zurückgezahlt

    • @Andere Meinung:

      Mit einer normalen Steuer auf Kerosin würden die Flugpreise steigen, und dadurch wahrscheinlich etwas weniger geflogen werden. Steuern fließen trotzdem. Für die Umwelt wär es besser. Und es würden auch weniger Ausgaben zur Beseitigung von Umweltschäden anfallen, für die die Lufthansa keineswegs aufkommt, aber durch den Flugverkehr verursacht. Dafür darf im Nachhinein die Allgemeinheit aufkommen, was wieder Steuermittel kostet. Das wird immer wieder von verschiedenen Seiten angemahnt, hier endlich mal an's Thema heranzugehen.

    • @Andere Meinung:

      Umweltschäden durch CO2, Konsensstreifen, Lärm = ??



      Bezuschussung der ganzen Regionalflughäfen, von der Lufthansa als Zubringer genutzt? = ??



      Wenn Sie "Gemeinwohl" schon nennen ;-)



      (NB: Wir haben kaum CO2-"neutralen" Treibstoff, das allein gibt dem billigen Fliegen im heutigen Übermaß den absehbaren Todeskuss.)

      Dass ein Unternehmen samt Mitarbeiters auch seine Steuern zahlt, ist keine Gnade, sondern selbstverständlich. Gerne dürfte da die Umsatzsteuer auch mal voll berechnet werden und Kerosin normal versteuert.

      Umweltbundesamt & Co. haben weitere Ideen, was geschehen müsste.

      • @Janix:

        Sie würden also lieber auf die €10 Mrd verzichten und die Unternehmen schliessen - na toll!

        • @Andere Meinung:

          Fachkräftemangel heißt, dass diese fähigen Leute etwas anderes ökonomisch und ökologisch Sinnvolleres finden werden, ohne teure Bevorteilung durch den Staat für etwas, von dem jeder weiß, dass es so nicht mehr weiter gehen kann.



          Andere Unternehmen, andere Arbeiter und Angestellte zahlen auch ihre Steuern.

        • @Andere Meinung:

          Wir haben Fachkräftemangel, die würden also unsubventioniert Sinnvolleres machen, und unsere Wohlfahrt wäre größer.

          • @Janix:

            Da hängt ein riesiger Rattenschwanz an anderen Firmen dran, am Ende werden aus den 10 Milliarden eher 20 oder 30. Und nein wenn das Unternehmen weg ist findet diese Wohlstands Schöpfung nicht woanders in DE statt die Piloten bspw. Gehen dann ins Ausland und fliegen da, das ist kein Job wie bäckereifachverkäufer. Das wäre ein massiver wohlstandsverlust der für Regierung massiv den finanziellen Spielraum nehmen würde.

            • @Machiavelli:

              Die Argumentation könnten Sie für Trinkhallen nutzen, da hängt auch ganz viel dran. Und die wären deutlich leichter CO2-neutral zu bekommen als Flieger, die schon aus Mangel an echtem "Bio-Fuel" in die Obsoleszenz gehen.



              Zweiter Fall Steinkohle.



              Sorry, falls Sie womöglich als Vielflieger da eigengetriebene Hoffnungen hätten.

              Deutschland ist viel weiter, als Sie denken, und muss sich nicht von den letzten Fossils erpressen lassen.

  • Man sollte auch dankbar sein, das die Airlines so fleißig Kerosin in den höheren Luftschichten verbrennen. Sie sorgen schließlich dafür das Deutschland im Winter nicht soviel Gas verbrauchen tut (hochwirksame zusätzliche Klimaerwärmung durch Treibhauseffekt).

    Klar saufen die Küstenstädte bald ab. Doch was tut man nicht alles für ganzjährig warme Füße... .

    Alle singen: "Über den Wolken..."

    ;-)

  • Die Fluglinien raffen Subventionen, zahlen ihren Stewardessen und Dienstleistern auch nicht übertrieben und gefährden messbar das Klima mit.



    Noch ein Grund mehr, Fliegen angemessen kritisch in die Schranken zu weisen.

  • Es ist bequem, wenn man von einem deutschen Flughafen aus, das Gepäck durchchecken kann.

    Ich habe eben Flugpreise verglichen Hamburg New-York und Hamburg Aukland. Wenn 2 Personen Economy die Tickets z.B. ab Amsterdam kaufen, ist es auf der kurzen Strecke 400 EUR billiger. In der Premium-Economy nach Aukland können es über 1000 EUR sein. Dazu kommt dann natürlich noch die Anreise nach z.B. Amsterdam. Und evtl. eine Übernachtung zu Sicherheit, wenn man mit der Bahn anreist.

    Ein günstiges Angebot enthielt eine Bahnfahrt zum Flughafen München. Da nehme ich doch lieber einen Zug nach Amsterdam. Wer pauschal verreist hat möglicherweise bessere Rechte, wenn er die Gesamtreise von Deutschland aus bucht. Wer seine Reisen individuell organisiert, sollte prüfen, ob nicht schon jetzt 2 separate Ticketkäufe sinnvoller sind.

  • Wie bei den Autofirmen leisten wir uns da teure, umweltschädliche Sperenzchen für die Großaktionäre.

    Und das würde ein fähiger Finanzminister oder Verkehrsminister längst gekappt haben.

    Vielleicht sonst via die EU.

  • Interessantes Thema. Green Flying vs. Lärm.



    Es gibt einige Flugverfahren die (aus CO2-Sicht) verbessert werden könnten. Dann aber für mehr Lärm bzw. mehr Lärmbetroffene sorgen würde.



    "Es wird etwas lauter bei ihnen in der Stadt, dafür wird die Luft aber besser".

  • “ Hohe Steuern und „lästige“ Vorschriften schmälerten die Einnahmen, die letztlich auch für Investitionen in den Klimaschutz gebraucht würden.



    Auch weniger Bildung in allen Bereichen sorgt immer wieder für Heiterkeit....Ironie aus!