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Zum 2. Schließtag in Berliner MuseenAm falschen Ende gespart

Andreas Hergeth
Kommentar von Andreas Hergeth

Etliche Staatliche Museen in Berlin haben ab 16. April zwei Schließtage. Die angespannte Haushaltslage ist schuld. Armes Berlin. Das ist nicht sexy.

Opfer der Sparpolitik der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: das Bode-Museum hat ab Mitte April montags zu – und dienstags auch Foto: dpa/Sabirna Szameitat

L etztens erst habe ich einen schönen Abend im Museum erlebt, es war schon weit nach 21 Uhr. Im Fotografiska Museum, das sich der Fotokunst verschrieben und ins alte Tacheles in Mitte eingemietet hat, geht das jeden Tag von 10 bis 23 Uhr. J-e-d-e-n Tag.

Aber okay, die Berliner Dependance eines schwedischen Fotomuseums ist eine private Einrichtung. Kein Vergleich mit den aus öffentlicher Hand finanzierten Museen in der Hauptstadt. Die haben ganz andere Sorgen. Denn sie hängen am Tropf vom Bund und dem Land Berlin.

Das ist in Phasen klammer Kassen fatal. Insofern gebührt Herrn Parzinger Respekt für seine Offenheit, mit der er den zweiten Schließtag ab Mitte April in etlichen staatlichen Museen zu Berlin mit der angespannten Haushaltslage begründet hat. Dabei ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die die Museen verwaltet, mit einem Haushalt von rund 400 Millionen für die Gesamtausgaben im Jahr 2022 (aktuellere Zahlen gibt es leider noch nicht) ausgestattet. Es reicht aber einfach nicht.

Der Landesregierung, speziell dem Kultur- und dem Finanzsenator (beide CDU) möchte man zurufen: Geht’s noch? Das ist am falschen Ende gespart. Nicht nur wegen der Touristen aus aller Welt, die Geld in die Stadt bringen. Sondern auch, weil Museen niedrigschwellige und inklusive Bildungsorte sind.

Armes Berlin. Sexy ist das nicht.

Man stelle sich vor, wie das ab dem 16. April auf der Museumsinsel zugeht, etwa vor dem Alten Museum oder um die Ecke am Bodemuseum. Be­su­che­r:in­nen aus London oder Warschau, die ja auch wegen Kunst und Kultur und den wirklich einmaligen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in die Hauptstadt kommen, sind hier unterwegs und wollen spontan in einen der vielen Kunsttempel – und stehen an gleich zwei Tagen in der Woche vor verschlossenen Türen.

Armes Berlin. Und das ist hier ja wörtlich zu nehmen. Sexy ist das nicht. Eher schade. Der Ruf als eine DER Kunstmetropolen ist ramponiert und wird, peu à peu, demontiert.

Mit Grausen denkt man da an die Zukunft, wenn die öffentliche Hand in zwei Jahren den Gürtel noch enger schnallen muss. Und es auch keine Rücklagen mehr gibt, weil diese von der derzeitigen schwarz-roten Regierung in der laufenden Legislaturperiode verpulvert werden. Was dann? Schließt Berlin die Museen, die sich auf dieser Liste der – ja, was: unbeliebteren, nicht so gut besuchten Museen findet? – auch am Mittwoch? Und am Donnerstag. Oder schafft sie gleich ganz ab? Solche Horrorszenarien sind angesichts der derzeitigen Kulturpolitik leider nur zu gut vorstellbar.

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Andreas Hergeth
Redakteur & CvD taz.Berlin
In der DDR geboren, in Westmecklenburg aufgewachsen, Stahlschiffbauer (weil Familientradition) gelernt, 1992 nach Berlin gezogen, dort und in London Kulturwissenschaften studiert, 1995 erster Text für die taz, seit 2014 im Lokalteil Berlin als Chef vom Dienst und Redakteur für Kulturpolitik & Queeres.

2 Kommentare

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  • Die sog. touristisch relevanten Sachen (Nationalgalerien, Neues Museum, Schlossattrappe) bleiben ja auf. Das zeigt deutlich, was die Kulturpolitik für museumspolitisch wichtig hält: Deutsche Innerlichkeit, Gemäldesammlungen und Beutekunst. Caspar David Friedrich soll dann ja auch Sonderöffnungen bekommen

  • "Etliche Staatliche Museen in Berlin haben ab 16. April zwei Schließtage. Die angespannte Haushaltslage ist schuld. Armes Berlin. Das ist nicht sexy."



    Das ist nicht nur nicht sexy, es zeigt wieder einmal deutlich die Provinzialität Berlins



    als Metropole ! Das fängt beim Flughafen an( kaum internationale Verbindungen und D-C-Fix -Dekor) und endet jetzt scheinbar selbst bei der Kultur . Weltstadt sieht anders aus !