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Republikanische Vorwahlen in IowaKlarer Sieg für Donald Trump

Donald Trump gewinnt die erste Entscheidung über die republikanische US-Präsidentschaftskandidatur klar. Zwei Konkurrenten bleiben im Rennen.

Ausnahmsweise keine Lüge: Trump gewinnt in Iowa Foto: Andrew Harnik/ap

Washington taz | Ein erneutes Duell zwischen Ex-Präsident Donald Trump und Amtsinhaber Joe Biden wird von Tag zu Tag wahrscheinlicher. Bei den ersten Vorwahlen der republikanischen Partei am Montag im US-Bundesstaat Iowa konnte Trump wie erwartet einen deutlichen Sieg erzielen. In Iowa finden sogenannte Caucuses statt – in rund 1.700 Versammlungsorten entschieden die Wähler über die Kandidaten. Nach Auszählung von 95 Prozent der abgegebenen Stimmen kommt der frühere US-Präsident auf 51 Prozent aller Stimmen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis kommt auf 21 Prozent, die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley auf 19 Prozent.

In einer für Trump ungewohnt dezenten Rede bedankte er sich für die Unterstützung der Wähler und lobte sogar seine Kontrahenten. „Es ist an der Zeit für uns alle, für unser Land zusammenzukommen. Egal ob Republikaner, Demokraten, linksliberal oder konservativ“, sagte Trump während seiner Ansprache im Anschluss an seinen Wahlerfolg.

Trumps Sieg in Iowa zeichnete sich bereits seit Monaten ab. Trotz seiner rechtlichen Probleme, seiner anhaltenden falschen Behauptungen über eine angeblich gestohlene Wahl im Jahr 2020 und seiner ausfälligen Bemerkungen über seine Konkurrenten und Migranten ist der frühere Präsident unter Republikanern hoch angesehen. Dies gilt besonders für die ländlichen Regionen und Kleinstädte, die sich über weite Teile Iowas erstrecken.

Vor acht Jahren hatte Trump in Iowas Vorwahlen mit 24 Prozent der Stimmen nur den zweiten Platz belegt. Sieger war damals der texanische Senator Ted Cruz, der auf 28 Prozent kam.

DeSantis und Haley bleiben dabei

„Die Menschen in Iowa haben heute Abend eine deutliche Nachricht gesendet: Donald Trump wird der nächste republikanische Präsidentschaftskandidat sein. Es ist nun an der Zeit, ihn zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten zu machen“, sagte Alex Pfeiffer, Sprecherin der politischen Aktionsgruppe MAGA Inc., die zu den größten Unterstützern von Trump gehört.

Doch weder DeSantis noch Haley ließen sich von Trumps deutlichem Triumph einschüchtern. Beide erklärten, dass sie die Alternative zu Trump seien und nur sie Biden daran hindern könnten, weitere vier Jahre an der Macht zu bleiben.

DeSantis, dessen Wahlkampagne ohne eine ansprechende Leistung in Iowa wahrscheinlich ein jähes Ende gefunden hätte, erklärte, dass er mit diesem Ergebnis seinen Fahrschein aus Iowa gebucht habe, um weiter im Rennen um die republikanische Normierung als Präsidentschaftskandidat zu kämpfen.

Nikki Haley stieß ähnliche Töne an. Trotz ihres dritten Platzes sagte die frühere Gouverneurin von South Carolina, ab jetzt sei es ein Zweikampf zwischen ihr und Trump. Sie spielte damit auf die geringen Umfragewerte von DeSantis in New Hampshire an. Dort werden am kommenden Dienstag die nächsten Vorwahlen ausgetragen. Derzeit liegt zwar auch dort Trump mit 43,5 Prozent in den Umfragen klar vorn, aber Haley ist ihm mit Werten um die 30 Prozent näher auf den Fersen, während DeSantis dort derzeit bei unter 10 Prozent liegt.

Nächste Station New Hampshire

„Donald Trump und Joe Biden haben mehr Gemeinsamkeiten, als man meinen möchte“, sagte Haley. Eine Mehrheit der Amerikaner sei mit beiden unzufrieden und wolle kein erneutes Duell zwischen ihnen sehen. Beide seien außerdem um die 80 Jahre alt (Trump ist 77, Biden ist 81) und hätten in ihren Amtszeiten jeweils Billionen von Dollar an Schulden angehäuft. „Unsere Kampagne ist die letzte und beste Chance, den Trump-Biden-Albtraum zu beenden“, sagte die 51-Jährige.

Auf dem vierten Platz in Iowa landete der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy. Der 38-Jährige konnte knapp 8 Prozent der Stimmen auf sich verbuchen. Das war am Ende zu wenig, um weiterzumachen: Ramaswamy, der mit seiner aufbrausenden Art und seinen Verschwörungstheorien bezüglich der letzten Wahl, dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 und der Coronapandemie für Schlagzeilen gesorgt hat, beendete seine Kandidatur und verkündete, dass er ab sofort Trump unterstützen werde. Der frühere Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, der auf stolze 0,2 Prozent kam, erklärte zunächst nicht seinen Ausstieg, spielt aber auch keinerlei Rolle.

Für die drei verbleibenden Kandidaten geht es in den kommenden Tagen nach New Hampshire, um dort weitere Stimmen zu sichern. DeSantis wird zudem in South Carolina Veranstaltungen abhalten. Trumps Weg zur Nominierung hat in Iowa einen gewaltigen Schub erhalten. Sollte es so weitergehen, könnte der republikanische Vorwahlkampf lange vor dem Super Tuesday am 5. März, an dem 15 Bundesstaaten und American Samoa ihre Vorwahlen abhalten, entschieden sein.

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3 Kommentare

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  • Das muss man sich mal vorstellen: 70 % der Republikaner glauben, dass Donald Trump noch immer Präsident der USA ist und dass der "unrechtmäßige" Präsident Joe Biden und seine Gefolgsleute alles tun, um den "echten" Präsidenten zu entmachten.



    Das Sprichwort "Lügen haben kurze Beine", das meine Großmutter noch äußerte, scheint bei der Grand Old Party (GOP) keine Geltung zu haben.



    Es genügt, so lange zu lügen, bis die Lüge zur Wahrheit erklärt wird.



    Falls Trump gewählt werden sollte, dann wird dies weltweit Auswirkungen auf Faschisten in aller Welt haben. Da kann man Angst bekommen.



    Statt aber in Angst zu erstarren, sollte man alle Demokraten ermutigen, gegen Faschisten seine Meinung öffentlich kund zu tun, ob sie nun Höcke oder Trump heißen.

  • Wenn man sieht, was Trump sich alles leisten darf und trotzdem von der Mehrheit der Amerikaner gewählt wird, da inhaltliche Argumente zweitrangig für die Wähler sind, wird einem Angst und Bange wenn man an die nächsten Wahlen in Deutschland denkt.



    Eine ähnliche Stimmung wird immer deutlicher in Deutschland

    • @Ahnungsloser:

      "Eine ähnliche Stimmung wird immer deutlicher in Deutschland"

      Leider, aber vielleicht sollte man anfangen die Sorgen und Ängste der Bürger ernster zu nehmen, bevor es zu spät ist.



      Viele Bürger wünschen sich eine andere Migrationspolitik, Klimapolitik oder Ukrainepolitik. Unsere Politik kann natürlich auch weitermachen wie bisher, jedoch sollte es dann nicht immer soviel "Gejammer" über eine starke AFD geben.



      Ich persönlich halte das Erstarken der AFD zwar für eine Kathrastophe, aber jammern alleine hilft nun einmal nicht.