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Rechtsextremes GeheimtreffenAllein mit den Deutschen

Rechte fantasieren von „Remigration“, alle sind schockiert. Doch der Ethnopluralismus ist alt und findet sich auch in der Linken.

„Danke, wir brauchen euch nicht mehr“– in den 1980er Jahren versuchte Deutschland viele „Gast arbeiter“ wieder loszuwerden Foto: Günay Ulutuncok/akg-images

Wir werden Ausländer in ihre Heimat zurückführen. Millionenfach. Das ist kein Geheimplan. Das ist ein Versprechen. Für mehr Sicherheit. Für mehr Gerechtigkeit. Für den Erhalt unserer Identität. Für Deutschland.“ So antwortete der Bundestagsabgeordnete René Springer von der AfD auf die Aufregung über ein Treffen von rechtsextremen Identitären, AfDlern und Mitgliedern der Werteunion, das ein völkisch denkender Zahnarzt organisiert hatte.

Bei dieser Zusammenkunft sei, so hieß es im Bericht des Medienhauses Correctiv, ein „Masterplan“ zur „Remigration“ unerwünschter Menschen diskutiert worden, darunter etwa Asylbewerber und Ausländer mit Bleiberecht. Als größtes „Problem“ seien „nicht assimilierte Staatsbürger“ ausgemacht worden: Deutsche, die den Rechten nicht deutsch genug sind. „Remigration“ soll die Lösung der angeblich wesentlichen Frage unserer Zeit sein: „Ob wir als Volk im Abendland noch überleben oder nicht“.

In einem Punkt hatte AfD-Mann Springer recht: Was da in einem Potsdamer Hotel gegen Ende des Jahres 2023 verhandelt wurde, war kein „Geheimplan gegen Deutschland“, wie ­Correctiv seine Geschichte überschrieb. In Potsdam wurde einmal mehr das identitäre Programm der Neuen Rechten vorgetragen. Es ist weder neu noch un­bekannt.

Im Jahr 1978 erschien ein Buch, in dem unter dem Titel „Nationale Identität“ einige Aufsätze und Vorträge von Henning Eichberg versammelt waren. Eichberg widmete sich darin unter anderem der Volksmusik „zwischen imperialistischer Mode und nationaler Revolution“. Eichberg war gegen amerikanischen Pop, daher freute er sich über Neuerungen „auf der Ebene praktischen Singeverhaltens: Auf Studentenfesten singt man gemeinsam Volkslieder, auch in Mundart. Jusos veranstalten Sonnwendfeiern mit Klampfenmusik. Zum Leitmotiv neuerer Demonstrationen wurde ein Vers nach der Melodie ‚Hejo, spann den Wagen an‘: ‚Wehrt euch, leistet Widerstand gegen das Atomwerk hier im Land. Haltet fest zusammen, haltet fest zusammen.‘“

Da verwundert es nicht, dass Eichberg ein Jahr nach Erscheinen seines Buchs zu den Mitbegründern der Grünen gehörte.

„Gastarbeit“ war eine Fiktion

Eichbergs zentrale Kategorie war das Volk. Das Volk fühle sich durch Einwanderung seiner selbst entfremdet, meinte Eichberg. In Westeuropa seien nicht nur Ethnien wie die Bretonen, Iren, Waliser, Basken oder Katalanen durch eine „Politik der kulturellen und demographischen Entpersonalisierung“ bedroht, sondern auch die Zentren – „und zwar durch die Politik des Transfers der euphemistisch sogenannten ‚Gastarbeiter‘“.

Die Ergebnisse dieses „Transfers“ stünden allen vor Augen, klagte Eichberg: „Ein afrikanisiertes Paris, ein ethnisch gesichtsloses Brüssel und ein ­Berlin-Kreuzberg mit 20 Prozent Türken.“ Damit formulierte Eichberg im Grunde bereits die inzwischen weit verbreitete identitäre Verschwörungs­theorie des „Großen Austauschs“.

Vierzehn Millionen „Gastarbeiter“ waren zwischen 1955 und 1973 angeworben worden. Sie sollten im Wirtschaftswunderland fehlende Arbeitskraft kompensieren, die Gewerkschaften schwächen und Lohndumping ermöglichen. Die Gastarbeiter sollten eigentlich rotieren, doch die deutsche Wirtschaft wollte nicht ständig neue ­Arbeiter anlernen.

„Gastarbeit“ war eine Fiktion. Die Gastarbeiter holten ihre Kinder nach, neue Kinder wurden in Deutschland geboren. „Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“, analysierte der Schriftsteller Max Frisch schon 1965. Acht Jahre später warnte Kanzler Willy Brandt davor, dass „die Aufnahme­fähigkeit unserer Gesellschaft erschöpft“ sei. Brandts sozialliberale Regierung beschloss einen Anwerbestopp.

„Verlust des Wesens“

Für den identitär denkenden Henning Eichberg hatten auch die Türken ein Existenzrecht – in ihrem ursprünglichen kulturellen Raum, also da, wo sie angeblich hingehören. Das ist die zentrale Idee des Ethnopluralismus, die Eichberg maßgeblich formuliert hat. Die in Deutschland lebenden Gast­arbeiter nannte Eichberg daher in einem erstaunlichen begrifflichen Dreh einmal gar „durch den Arbeitsmarkt Heimatvertriebene“.

Als Heimat­vertriebene hatte man in der Bundesrepublik bis dahin nur die am Ende des Kriegs aus Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland Geflohenen und Vertriebenen genannt. Nun gelten die Türken also auch als Heimatvertriebene, denen man dabei helfen muss, in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Der Ethnopluralist Eichberg gestand allen Völkern ihre kulturelle „Eigentümlichkeit“ zu. Die Kategorie „die Deutschen“ reichte ihm angesichts der im Land lebenden ehemaligen Gastarbeiter nicht mehr aus: Deutschland solle den „deutschen Deutschen“ vorbehalten sein. Ironischerweise erkannte er damit implizit an, dass es auch türkische, italienische, griechische, spanische und jugoslawische Deutsche gab.

Es ist kein Zufall, dass Eichberg damals zwischen deutschen Deutschen und nicht-deutschen Deutschen zu unterscheiden begann. Der erste Leiter des Amts des Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, Heinz Kühn, veröffentlichte 1979 ein Memorandum, das erstmals offiziell aussprach, dass Deutschland faktisch ein Einwanderungsland geworden war.

„Die nationale Frage, wiederaufgelegt.“

Es war die Realität der Einwanderungsgesellschaft, auf die neue Rechte wie Eichberg reagierten. Woher aber hatten sie die Idee der „Identität“?

1976 diagnostizierten namhafte deutsche Intellektuelle bei einer Tagung, die bundesdeutsche Gesellschaft sei orientierungslos geworden. Dafür sei ein Mangel an „deutscher Identität“ verantwortlich. Es müsse darum gehen, „unsere historische Identität wieder zu gewinnen und zu vertiefen“, meinten die einen. Zukunft brauche Herkunft, postulierten andere, denn „der moderne Verlust des Wesens“ verlange „als sein Minimalsurrogat die Identität“. Für den vermeintlichen Identitätsverlust wurden nicht die Fremden im Land verantwortlich gemacht, sondern das moderne Leben und der Einfluss amerikanischer Konsumkultur.

Drei Jahre später gab Jürgen Habermas zwei Bände heraus, die „Stichworte zur geistigen Situation der Zeit“ geben sollten. Anlass war die Etablierung der Neuen Rechten in der Bundesrepublik. Nach dem Ende der bis 1972 währenden „Reformphase“ aber setzte laut Habermas eine „Tendenzwende“ ein: Die Linke habe die intellektuelle Hegemonie an die Neue Rechte verloren.

Diese Tendenzwende beschrieb Habermas als „Symptom eines Gesinnungswandels, der die Mentalität des Kalten Krieges von der Fixierung auf den äußeren Feind löst, und für die Ausgrenzung des inneren Feindes mobilisiert“. Doch paradoxerweise hatte das erste, wenn auch laut Habermas ironisch gemeinte, Kapitel seiner „Stichworte zur geistigen Situation“ die Überschrift: „Die nationale Frage, wiederaufgelegt.“

An den Busen der Nation

Dort kamen abermals führende Intellektuelle zu Wort. Der sich damals zur Linken zählende Schriftsteller Martin Walser erklärte in seinem Beitrag, „unsere nationale und gesellschaft­liche Ratlosigkeit“ sei eine Folge „unserer Entfremdung von unserer Geschichte“. Walser war nicht der einzige, den es nun an den Busen der Nation zog. „Einige Linke beginnen ohne Zögern über ihre ‚Liebe zum deutschen Volk‘ und ihren Stolz auf dessen Eigenart zu reden“, hielt Iring Fetscher in seinem Beitrag fest. Trotz aller Kritik am neuen linken Nationalismus zeigte er Verständnis: „Wir haben zu lange verdrängt, was wir sind und wo wir herkommen.“

Gegen ein Bedürfnis nach Überlieferung und Wissen über die eigene Geschichte ist nichts zu sagen. Problematisch ist seine Verknüpfung mit einem Identitätsbegriff, der eine ominöse Substanz postuliert, wo Gesellschaft ist. Der von Intellektuellen aus dem rechten wie dem linken Lager in den 1970ern ins Spiel gebrachte Begriff der „Identität“ wurde prompt von der Neuen Rechten genutzt, um Menschen aus dem nationalen Kollektiv auszuschließen. Nach Auschwitz war es nicht mehr opportun, Volk als biologische Tatsache zu postulieren. Da kam die zur Mode gewordene Rede von der „Identität“ gerade recht.

Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze

Helmut Schmidt, SPD-Bundeskanzler im Jahr 1982

Als im Jahr 1982 die Arbeitslosenzahlen deutlich stiegen, kam auch Helmut Schmidt zum Schluss, dass der Einwanderung Einhalt geboten werden müsse. „Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze“, sagte der Bundeskanzler im Sommer dieses Jahres. Seinem Nachfolger reichte es nicht mehr, weitere Einwanderung zu verhindern. Kurz nach seiner Wahl im Herbst 1982 traf sich Helmut Kohl mit der britischen Premierministerin Margaret Thatcher. Kohl erklärte ihr, über die nächsten vier Jahre werde es notwendig sein, die Zahl der Türken in der Bundesrepublik um 50 Prozent zu reduzieren, aber er könne dies noch nicht öffentlich sagen. Es sei unmöglich, die Türken in ihrer gegenwärtigen Zahl zu assimilieren. Deutschland habe kein Problem mit den Portugiesen, den Italienern, selbst den Südostasiaten, weil diese Gemeinschaften sich gut integrierten.

Ein Jahr später ließ Kohls Regierung Taten folgen und führte die sogenannte Rückkehrprämie ein. 10.500 D-Mark plus eingezahlte Rentenbeiträge sollten türkischstämmige Menschen dazu animieren, in ihr Heimatland zurückzukehren.

Wenn dieser Tage „Remigration“ zum „Unwort des Jahres“ erkoren wird, wird vergessen, dass solche Fantasien schon lange kursieren und bereits vor über 40 Jahren Regierungshandeln bestimmt haben – allerdings nur in Gestalt finanzieller Anreize. Ein weiterer, wesent­licher Unterschied besteht darin, dass aus den Ausländern von damals dank mehrerer Reformen des Staatsbürgerschaftsrechts in den 1990ern längst deutsche Staatsbürger geworden sind. Daher haben wir es nun mit einer identitären Bewegung zu tun, die „nicht-­assimilierte“ Staatsbürger aus dem Land vertreiben will und sich damit gegen Recht und Gesetz stellt. Man könnte sich angesichts dessen heute auch an eine Parole erinnern, die Anfang der Achtziger viele westdeutsche Häuserwände zierte: „Ausländer, lasst uns mit den Deutschen nicht allein.“

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14 Kommentare

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  • Meine Familie besteht aus Deutschen, Griechen, Iranern und Äthiopiern. Die "Ausländerinnen" und "Ausländer" darin, ob eingebürgert oder nicht, sind integriert (teilweise mit der selbstbewussten Betonung, integriert, aber nicht assimiliert zu sein) und z.B. als Lehrkräfte oder in der Psychotherapie tätig.



    Auch ihnen ist bewusst, dass es mit jeder Migration Probleme gibt, die von Fremdenfeinden und Rassisten instrumentalisiert werden, aber im Kern nichts mit der Herkunft zu tun haben. Es wäre überall problematisch, wenn eine Million alleinstehender deutscher Männer in kurzer Zeit in einem anderen Land auftauchen würde. Wenn nur ein Prozent davon problematisch sind, zum Beispiel sexuell übergriffig, dann sind das 10.000! Tausende entsprechender Taten wären real und kein "deutschenfeindliches Narrariv"; der Blick auf Deutsche und die Einstellung zur Migration wäre davon beeinflusst. Natürlich hat der Zustrom vor allem von Männern damit zu tun, dass man Hürden aufbaut. Nur zu akzeptieren, dass die stärksten Ellenbogen es zu und schaffen, ohne nach Frauen und Kindern zu fragen, die viel schutzbedürftiger sind, ist komische Humanität. Wir brauchen eine Frauenquote in der humanitären Migration, und wir müssen Frauen und Kinder auch aktiv holen, wo sie fliehen müssen.

  • Mir ist der Artikel für eine ernste Frage nicht ernsthaft genug. Der Artikel liest sich ein wenig so, als ginge es nur um eine deutsche Problematik. Mir scheint es eher um einen der gesellschaftlich-menschlichen Widersprüche zu gehen. Gäbe es keinerlei Identitäten, müssten wir über nichts reden. Würden wir irgendeinem anderen Land sagen, dass dort beliebig viele Chinesen, Amerikaner, sonstwer leben können und dass die Gesellschaft vollkommen unabhängig davon funktionieren sollte, würden das die wenigstens Gesellschaften mittragen (auch wenn es vielleicht die Zukunft ist). Im Moment beruhen eigentlich alle Gesellschaften auch auf Regeln und Werten, die nicht global akzeptiert werden. Ob man die einfach alle streichen kann, ist unbekant. Zumindest wird es kein leichter Weg sein.

    Wir wissen heute ziemlich genau, was die universellen Werte sind, die jeder teilen sollte, und was individuelle Geschichte, die jeder haben darf und soll, die aber niemanden von irgendwas ausschließen darf. Aber andere Wirs sehen immer Varianten davon, die nicht in allem leicht zusammenpassen.

    Auch eine offene Gesellschaft wird vor ernsten Fragen in dieser Richtung stehen. Vielleicht ist im Moment dafür wirklich nicht die Zeit und es geht erstmal darum für alle festzustellen, welche Leute und Gedanken zu einer offenen Gesellschaft nicht dazugehören (damit es für den Rest universell und offen sein kann). Aber so sicher bin ich mir da auch nicht - vielleicht sind die Fragen in alles so verwoben, dass man sie immer gleich mitdenken muss - ohne jemals die allerletzte Antwort darauf haben zu werden.

  • Gratuliere dem Autor zu diesem Text - und der Redaktion dass sie den Text überhaupt veröffentlicht hat. Liest sich wie eine frische Brise Wirklichkeit, etwas was wir dringend nötig haben.

    Gut dass es zumindest irgendwo in der grün-roten Blase noch Leute gibt, die selber denken können anstatt nur die gefühlten Wahrheiten mit ihren immer gleichen politisch korrekten Worthülsen nachzuplappern.

  • Walser links? Lol.



    Ich stelle fest:



    Ich bin zertifiziert indigen, äh biodeutsch. Und sehr assimiliert wie man an meinem Alltag sieht. Ich dürfte dann gnädigerweise wohl bleiben.



    Ich kann es aber garnicht ab, wenn man mir Zwangs-Einheitsbrei servieren möchte. Der ist völlig uninspirierend und beleidigt jeden Intellekt und Kreativität (nicht nur in Bezug auf Kunst und Kultur). (Das ist überall auf der Welt so wo monochromatisiert wird.) Ich wäre dann wie viele andere abwechslungsreich tätige auch auf Reisen.



    Ich hoffe dass wird nie nötig sein. Meine Wurzeln liegen hier.

  • Offensichtlich haben viele deutsche deutsche und auch viele türkische, kroatische, afghanische, griechische und italienische deutsche keine Freude an noch mehr „nicht deutschen deutschen“.



    Wobei die kritische Haltung der eingewanderten Deutschen gegenüber neuen Einwandernden mitunter wesentlich deutlicher ist. Vielleicht auch weil diese Gruppen weniger befürchten müssen als rechtsradikal bezeichnet zu werden. Ich kenne einige persönlich.



    So lange die Ängste dieser Menschen nicht ernstgenommen werden, und menschliche und trotzdem toughere Ideen als „Deutschland ist bunt“ entwickelt werden, um sie abzuholen, können wir uns darauf einstellen das ernsthaft verfassungsfeindliche Parteien immer mehr Stimmen bekommen. Demos bei denen nicht Bunte als Nazis bezeichnet werden, machen das ganze noch schlimmer. Die Rechte werden sich nur noch weiter solidarisieren. Kein AfD Wähler wird sich wegen ein paar Demos davon abhalten lassen diese Gurkentruppe zu wählen.



    Vernünftige Vorschläge müssen her. Vorschläge für Freiheit und Respekt, siehe Kanada.

  • In der Talkshow Maybrit Illner hat Hasnain Kazim es ganz gut auf die Formel gebracht, dass die deutsche Migrationspolitik chaotisch zwischen Extremen neigt und wenig bis nichts aus Fehlern lernt. Das spiegelt sich auch in diesem Artikel sehr gut wider.

  • Kurz: Die AgD ist für alle Enttäuschten wählbar, die damals bei Koch „gegen Ausländer unterschreiben“ wollten und enttäuscht waren, dass dann nicht „brutalstmöglich“ abgeschoben wurde.



    Der Unterschied: Die Union hat niemals gedroht, Art. 16 GG aufzuheben. Unter einer Alleinregierung der Union hätte ich bisher sicher sein können, dass ich in jedem einzelnen Punkt inhaltlich anderer Meinung sein und bleiben darf, aber meine Grundrechte nicht angetastet werden.



    DAS ist der Unterschied zur AgD. Bei den echten Sachfragen sind beide fast auf einer Linie; aber in der Achtung unserer Verfassung nicht. Umgekehrt gibt es Linke wie mich, die mit der Union in allen Sachfragen über Kreuz liegen, aber dennoch gemeinsam den Bestand der ersten Artikel des Grundgesetzes verteidigen wollen. Wann wird das endlich mal wieder klar, deutlich, hörbar geäußert?

  • "Was da in einem Potsdamer Hotel gegen Ende des Jahres 2023 verhandelt wurde, war kein „Geheimplan gegen Deutschland“, wie ­Correctiv seine Geschichte überschrieb. In Potsdam wurde einmal mehr das identitäre Programm der Neuen Rechten vorgetragen. Es ist weder neu noch un­bekannt."



    Genau so schauts aus - schon vor vier oder fünf Jahren war mal in der Heute Show Lutz van der Horst im Bundestag unterwegs und hat wie üblich seine mehr oder weniger klamaukigen Kurzinterviews geführt - da gab ihm ein AfD Abgeordneter als Antwort, dass er gerne Bundesminister für Remigration in einem zukünftigen Kabinett werden möchte.



    Ich finde leider auf die Schnelle nicht den Clip, aber es werden sich doch noch einige mehr daran erinnern, oder?



    Deshalb ist für mich diese Empörung aus Politik und Medien über dieses Treffen auch nicht wirklich ernst zu nehmen - weil das hieße das sie sich noch nie mit den Aussagen der AfD beschäftigt haben und das kann einfach nicht sein - nicht mal mit 🙈 und 🙉 kann man das verpasst haben.



    Und auch das es ein Großteil der Bevölkerung erst jetzt mitbekommen hat wird für mich mit einigen Tagen Abstand mehr und mehr unglaubwürdiger - ja es gab spontan bundesweit Proteste gegen Rechts und ja die hatten teils auch regen Zulauf, aber 80.000 Menschen sind wiederum auch nur 0,04% der Gesamtbevölkerung Hamburgs bzw sogar nur 0,01% der Metropolregion - und die neuesten Umfragen von gestern sehen die AfD unverändert oder gar leicht verbessert bei 22% bundesweit... 😮



    Ich fürchte Schock und Empörung herrschen wieder mal nur in eh schon linken Milieus - wahrnehmbar bzw zählbar geschadet hat diese "Enthüllung" der AfD jedenfalls bisher nicht 🤷‍♂️



    www.wahlrecht.de/umfragen/

    • @Farang:

      Das sehe ich etwas anders. Die Qualität dieses Treffens war schon etwas Besonderes: AfD-Spitzenfunktionäre treffen sich mit CDUlern aus der Werteunion, reichen Unternehmern, waschechten Neonazis und dem führenden Ideologen der Identitären um ganz konkrete Schritte richtung Deportationen von mehreren Millionen Menschen vorzubereiten. Zur einer Zeit, wo die AfD in Umfragen so stark ist wie nie zuvor, der CDU-Oppositionsführer sie nicht bekämpfen möchte (Lieblingsfeind Grüne) und Parteien von Aiwangers Freien Wählern über die Wagenknechtpartei bis hin zu Maaßens Werteunion sich als Steigbügelhalter der neuen Faschisten anbiedern.

      Und Nein, wenn an einem Wochenende knapp zwei Millionen Menschen gegen die AfD demonstrieren, dann sind das nicht nur die üblichen Verdächtigen aus linken Milieus.

    • @Farang:

      Dann haben, nach Ihren Worten, jetzt gerade alle alles falsch gemacht, hm?



      Danke für garnichts ...

      • @Christian Lange:

        Nein überhaupt nicht, da haben sie mich falsch verstanden, jeder der auf die Straße geht ist ein Zeichen mehr - ich fürchte nur, dass da auch dieses Mal keine potentiellen AfD-Wähler dabei waren - das unter denen eben weder Schock noch Empörung ob den Plänen herrscht, da die Partei neuesten Umfragen nach eben stabil, ja gar leicht im Plus landet.



        Aber um genau diese Leute geht es halt - diese Leute brauchen wir 🤷‍♂️, zumindest einen Teil von ihnen, ein paar Prozent, ohne sie wird schon diesen Herbst unsere Demokratie an ihre Grenzen stoßen sollte die AfD wirklich 30% plus x in den drei Bundesländern einfahren. Stichwort unregierbar. Dafür brauchts nicht mal nen Wahlsieg der AfD...

        • @Farang:

          Ich würde da eine Ebene tiefer ansetzen. AfD-Wähler werden nicht plötzlich demokratisch und nett, aber man muss ihnen das Gefühl nehmen, dass es normal und okay und bürgerlich sei, Faschisten zu wählen. Je mehr Druck und ja- auch Hass auf die AfD einwirkt, je mehr sie nicht wie selbstverständlich in öffentlich-rechtlichen Sendungen eingeladen werden und unwidersprochen ihre Lügen und ihre Menscheverachtung gebührenfinanziert kundtun können, desto eher bleiben die Mitläufer bei rechtsradikalen Veranstaltungen und auch bei Wahlen zuhause.

  • die parole kenne ich unter: liebe Ausländer lasst uns bitte nicht mit DIESEN Deutschen allein

  • Der erste Leiter des Amts des Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, Heinz Kühn, veröffentlichte 1979 ein Memorandum, das erstmals offiziell aussprach, dass Deutschland faktisch ein Einwanderungsland geworden war.



    ----



    Will ja nicht "Besser wissen" aber DAS sind wir schon seit 1850! Der "Ruhrpott" war zu dieser Zeit eine bäuerliche Gegend mit Stadt-Dörfern mit einigen Hundert bis Tausend Einwohnern. Um 1900 lebten da Millionen aus "aller Herren Länder"!



    Auch die großen "Bauprojekte" Eisenbahn, Talsperren uvam. waren nur mit zugewanderten Arbeitskräften zu schaffen.



    Über "Zwangsarbeit" im WKI & II will ich nicht anfangen!



    Die "Gastarbeiter-Lösung in den 50-70ger Jahren war eine "logische" Weiterführung dieser Politik!



    Zu wessen Gunsten ist noch nicht ausdiskutiert! Aber diese Mitmenschen haben einen großen Anteil an unserem Wohlstand denn wir in dieser Zeit aufgebaut haben!



    Btw. Auch heute kommt die Mehrheit der Zuwandere, die hier arbeiten, aus anderen Ländern & wenn wir denen, die nicht freiwillig kommen, gezwungen sind hier Schutz zu suchen, auch bessere Möglichkeiten geben würden, eine Arbeit aufzunehmen, Sprachkurse, Arbeitserlaubnis uvam. wären die auch in der Lage sich weitgehend selbst zu unterhalten!