Dritte Phase des Nahostkriegs: Militär soll gezielter töten
Israel kündigt an, die Zahl der Bodentruppen zu reduzieren. Zudem soll es weniger flächendeckenden Bombardements geben.
Bereits am 31. Dezember hatte Hagari angekündigt, dass einige israelische Soldaten aus Gaza nach Israel zurückkehren sollen – auch um dem Mangel an Arbeitskräften in der israelischen Wirtschaft entgegenzuwirken.
Damit beginnt die dritte Phase des Krieges. Die erste begann direkt nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober: Mit großflächigen Luftschlägen sollten die überirdischen Strukturen der Hamas zerstört werden, die Zivilbevölkerung wurde zur Evakuierung des Nordens aufgerufen.
Im Oktober begann die zweite Phase, die sich auf die Eroberung des Nordens und weiterer Gebiete im Zentrum und Süden von Gaza konzentrierte. Dabei wurden Tunnel und Waffenlager zerstört. Erklärtes Ziel war außerdem, die am 7. Oktober entführten israelischen Geiseln zu befreien.
Anhaltende internationale Kritik
Es ist zu erwarten, dass in der dritten Phase gezielt die verbliebenen Hamas-Führungskader getötet oder gefangen genommen werden sollen und die Zeit nach dem Krieg im Gazastreifen vorbereitet werden soll. Die Phase wird wohl weniger intensiv ausfallen, aber viel Zeit in Anspruch nehmen.
Die ersten beiden Phasen kosteten vor allem auf palästinensischer Seite viele das Leben, auch einer hohen Zahl von Zivilistinnen und Zivilisten. Über 22.500 Menschen sind laut dem Gesundheitsministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde bisher in dem Krieg ums Leben gekommen, über 58.000 wurden verletzt. Die Zahlen werden nach Angaben des Ministeriums durch Abfragen bei Krankenhäusern und dem Roten Halbmond ermittelt.
Das israelische Militär gab an, in Gaza bisher über 8.000 Terroristen getötet zu haben. Auch in den eigenen Reihen fordert der Konflikt ungewöhnlich hohe Verluste, 185 israelische Soldatinnen und Soldaten wurden getötet.
Die hohen Todeszahlen sowie die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen rufen anhaltende internationale Kritik hervor, auch seitens der USA. Zum fünften Mal seit dem 7. Oktober ist Außenminister Antony Blinken seit Montagabend in Israel zu Besuch und trifft unter anderem Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Joaw Gallant.
Für die USA geht es um viel
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden pocht seit Wochen auf eine signifikante Verbesserung der humanitären Lage in Gaza. Biden hatte am Montag selbst bekannt gegeben, dass er daran arbeite, die militärische Präsenz Israels im Gazastreifen signifikant zu reduzieren. Auch für die US-Regierung steht einiges auf dem Spiel: Biden muss sich im kommenden November den US-Wahlen stellen. Vor allem junge Wählerinnen und Wähler der Demokraten sind laut Umfragen mit der anhalten Unterstützung Israels durch ihre Regierung unzufrieden.
Für Spannungen zwischen den USA und Israel sorgt auch die Frage, wie Gaza nach dem Ende des Krieges gegen die Hamas aussehen soll. Wie die taz immer wieder berichtete, fantasieren rechte Hardliner wie der umstrittene Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, öffentlich von einem Gaza ohne Palästinenser. Dies ist jedoch bislang nicht offizielle Regierungspolitik. Auch Washington betonte, Gaza sei palästinensisches Land und solle dies auch bleiben, nur eben ohne die Kontrolle der Hamas.
Vor etwa einer Woche unterbreitete Gallant dem Sicherheitsausschuss den Plan des Militärs für den „Tag danach“ in Gaza. Diesem Plan zufolge soll die Hamas das Gebiet nicht mehr kontrollieren. Das israelische Militär solle für die Sicherheit im Küstenstreifen zuständig sein und die Option haben, dort Operationen durchzuführen.
Die Grenzsicherung soll in Kooperation mit Ägypten durchgeführt werden, eine multinationale Taskforce unter US-Führung soll sich um den Wiederaufbau und zivile Angelegenheiten kümmern. Außerdem soll eine lokale Zivilverwaltung aufgebaut werden. Von einer anhaltenden Zivilpräsenz Israels sprach er nicht.
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