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UN-Klimakonferenz in DubaiVerhandlungen in der Verlängerung

Die Konferenzteilnehmer einigten sich bis Dienstagvormittag nicht auf ein Abschlussdokument. Der Entwurf sah kein Aus für fossile Energien vor.

Vom Beschlussentwurf der UN-Klimakonferenz enttäuscht: Außenministerin Annalena Baerbock in Dubai Foto: Hannes P Albert/dpa

Dubai afp | Die 28. Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) geht in die Verlängerung. Dem emiratischen COP-Präsidenten Sultan al-Dschaber gelang es nicht, die Verhandlungen wie geplant bis Dienstagvormittag zu einem Abschluss zu bringen. Stattdessen warteten die Verhandler aus fast 200 Ländern auf einen neuen Entwurf des zentralen Beschlusstextes.

Al-Dschaber hatte in der ersten Konferenzwoche angekündigt, er wolle die Verhandlungen „spätestens am Dienstag um 11.00 Uhr“ (Ortszeit, 08.00 Uhr MEZ) zum Abschluss bringen. Ein am Montag vorgelegte Beschlussentwurf stieß aber bei vielen Ländern, darunter Deutschland, sowie bei der EU auf Ablehnung. Er enthielt kein gemeinsames Bekenntnis zum weltweiten Ausstieg aus allen fossilen Energien mehr.

Das 21-seitige Dokument enthielt nur noch eine „Verringerung sowohl der Nutzung als auch der Förderung von fossilen Energieträgern“. Dies solle auf eine „gerechte, geordnete“ Weise geschehen, um „bis, vor oder um 2050“ Treibhausgasneutralität zu erreichen, heißt es darin. Er sei „überrascht über den Mangel an Ehrgeiz“, kommentierte ein westlicher Verhandler den Beschlussentwurf. Einem Beschluss, weltweit nicht nur aus der Kohle, sondern auch aus Öl und Gas auszusteigen, stellen sich insbesondere Ölstaaten wie Saudi-Arabien entgegen.

Um ehrgeizigere Beschlüsse einzufordern, organisierten NGOs am Dienstag Protestaktionen auf dem Konferenzgelände. Die Verhandlungsdelegationen setzten ihre Gespräche in der Nacht und am Dienstagvormittag auf vielen Ebenen fort.

Baerbock von Entwurf enttäuscht

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die für die EU die Verhandlungen im wichtigen Bereich Emissionsminderung führt, erklärte am Montagabend im Namen der Europäischen Union: „Wir haben Zeit und wir sind darauf eingestellt, auch noch ein bisschen länger zu bleiben.“ Zuvor hatte sie den Beschlussentwurf als „eine Enttäuschung“ und „nicht akzeptabel“ kritisiert. Der US-Klimagesandte John Kerry nannte die UN-Klimakonferenz in Dubai die „letzte“ Chance, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Das Pariser Abkommen sieht vor, die Erderwärmung höchstens auf 2 Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Aktuellen UN-Berechnungen zufolge steuert die Welt jedoch auf eine Erwärmung von bis zu etwa 3 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu.

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9 Kommentare

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  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Man kann nur hoffen, das sich die EU und vor allem die Deutschen der faktischen Aushöhlung der Pariser Klimaziele weiterhin verweigert.



    Lieber eine Klimakonferenz ohne Ergebnis als eine mit so einem fatalen Signal zur weiteren Verbrennung von Öl, Gas und Kohle.



    Bin jedoch, was die „Grünen“ angeht, nur bedingt optimistisch

  • Papier ist ja bekanntlich geduldig.



    Was geschieht eigentlich wenn sich alle einigen, aber nachher einige sich nicht an die Abmachung halten ?

  • Alles reine Makulatur!



    Was das kostet hunderte von Teilnehmer*innen anreisen, beköstigen, übernachten zu lassen — für nichts!



    Geld regiert die Welt. Solange Machthaber fossiler Energien weiter Kasse machen wollen, koste es die Welt, wird weiter Kasse gemacht qua Umweltzerstörung Par Excellence. Wer das und vollkommen absurdes' Greenwashing immer noch nicht kapiert hat, braucht doch gar nicht erst dort aufzutauchen!



    Abgesehen von enormer Kostenersparnis säße dann dort nur noch ein kleiner Rest ideologischer Verfechter, der an der weiterhin Klimaerwärmung auch nichts mehr ändern würde.

    Die Politik hätte schon vor 40-50 Jahren aufwachen müssen.



    Stattdessen wurde tief geschlafen —und zwar aufkosten aller Steuerzahler.



    Die deutsche Politik kriegt ja noch nichtmal ein Tempolimit hin und rangiert damit europaweit an letzter Stelle!

    Peinlich, nur noch Peinlich …

    Eine Verlängerung des Klimagipfels — die reinste Farce, wenn man mich fragt.

    • @ROTEGRÄTE:

      "Was das kostet hunderte von Teilnehmer*innen anreisen, beköstigen, übernachten zu lassen — für nichts!"

      Ich will doch hoffen, dass das der Scheich bezahlt!

      • @Fabian Wetzel:

        Sie halten alle Teilnehmer für korrupt?

  • "Er enthielt kein gemeinsames Bekenntnis zum weltweiten Ausstieg aus allen fossilen Energien mehr."



    Hab ich da was falsch verstanden?



    Zum Klimaclub stand bei vorwaerts.de



    "Als mögliche Elemente eines Klimaclubs nennt Olaf Scholz



    das gemeinsame Ziel der Klimaneutraliät bis spätestens 2050



    die einheitliche Messung der CO2-Bilanz der beteiligten Staaten



    ein einheitliches Verfahren zur Berechnung eines CO2-Preises



    ein gemeinsamer CO2-Preis aller Club-Mitglieder



    eine mögliche technologiepolitische Zusammenarbeit



    ein koordiniertes Vorgehen der Club-Mitglieder in Fragen der internationalen Klimapolitik."



    Vielleicht ist "Ausstieg" ein wünschenswertes und sogar zielführendes Szenario, aber offensichtlich keine conditio sine qua non.

  • Schön, daß Frau Baerbock enttäuscht ist, so besteht für Sie zumindest die Möglichkeit nachzuvollziehen wie es unsereiner|m geht, wenn man sich die Klimapolitik unserer Regierung ansieht.

  • Das Aus würde auch ein Aus für Aliejiv und RWE bedeuten. Das geht gar nicht! Jetzt gehts also drum, weniger von Allem zu haben.... Freilich nur für die einfacheren Leute.

  • Gut, EU. Gut, Frau Baerbock.

    Bei all meinem Genörgel, hier mal etwas, was Hoffnung macht.