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Rekordstand beim DAXGeld sucht Rendite

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Der DAX hat einen neuen Rekordstand erreicht – trotz der schwächelnden deutschen Wirtschaft. Die Perspektive der Börsianer ist anders.

Handelssaal der Börse in Frankfurt Foto: Rainer Unkel/imago

Z um Teil ist es einfach nur eine sich selbst bestätigende Prophezeiung: Die Anleger erwarten, dass es an den Börsen im Dezember eine „Jahresendrallye“ gibt – und also steigen die Kurse im Advent deutlich. Denn wenn viele Investoren Aktien kaufen, werden sie automatisch teurer. Auch in diesem Jahr hat der Weihnachtsmann die Hoffnungen der Spekulanten erfüllt: Der deutsche Aktienindex DAX hat am Donnerstag die magische Grenze von 17.000 Punkten übersprungen und damit einen neuen Allzeithöchstwert erreicht.

Aber nicht nur das nahende Jahresende animiert die Börsianer, auf Einkaufstour zu gehen. Sie hoffen, dass die Zentralbanken im nächsten Jahr die Zinsen wieder senken, weil die Inflationsraten bereits zurückgehen. Und sobald die Zinsen fallen, wirken die Aktiendividenden umso attraktiver – was die Kurse der Papiere weiter treiben dürfte. Als vielversprechend wird gewertet, dass die EZB am Donnerstag darauf verzichtet hat, die Kredite weiter zu verteuern.

Allerdings könnte es gut sein, dass die Spekulanten derzeit zu optimistisch sind. Zumindest in Deutschland sind die Konjunkturaussichten nicht rosig, auch weil die Ampel unbedingt die Schuldenbremse einhalten will. Der Staat fällt damit als Investor weitgehend aus, obwohl er eigentlich dringend gebraucht würde, weil die private Wirtschaft schwächelt und darunter leidet, dass die Zinsen noch hoch sind.

Auf den ersten Blick wirkt es daher etwas bizarr, dass der DAX neue Rekorde feiert, während die deutsche Wirtschaft bestenfalls stagniert. Aber die Optik der Börsianer ist anders: Deutschland ist für sie nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte. Sie hoffen auf das Wachstum der Weltwirtschaft – von dem dann auch die DAX-Konzerne profitieren sollen, weil sie global aufgestellt sind.

Doch egal, welche Erklärungen man bemüht, letztlich ist die Logik simpel: Es gibt sehr viel Geld auf dieser Welt, das dringend nach Renditen sucht. Also fließt es, unter anderem, in den DAX. Der Index steigt, weil er steigen muss.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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5 Kommentare

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  • Der DAX hat doch kein Eigenleben, außer vielleicht bei politischen Unwegbarkeiten. Die US-Börsen sind auf Rekordständen und schlaue bzw. automatisiere Händler verteilen das Geld dann in Märkt, die traditionell nachlaufen. Die 40 DAX-Buden machen global viel Umsatz, was davon in D bleibt ist relativ egal.

    Ich finde das okay so, auch wenn der DAX ein Fake-Index ist, weil er Dividenden einrechnet und trotzdem nicht an die Performance des S&P500 kommt (bei dem Dividenden noch obendrauf kommen).

  • thats good

  • "Doch egal, welche Erklärungen man bemüht, letztlich ist die Logik simpel: Es gibt sehr viel Geld auf dieser Welt, das dringend nach Renditen sucht. Also fließt es, unter anderem, in den DAX. Der Index steigt, weil er steigen muss."



    Und Ulrike Herrmann weiß auch genau, warum es "so viel" von welchem Geld gibt, wie es fließt und wo es sich vermehren lässt.



    Beispiel M3



    de.statista.com/st...-in-der-euro-zone/



    /



    Auch für "Otto Normalverbraucher" interessant:



    "Vor der Pandemie unterschieden sich die Zinsen auf längerfristige Einlagen und Sichteinlagen kaum. Die meisten hielten ihr Geld daher auf ihrem Giro- oder Tagesgeldkonto. In der Spitze betrug der Anteil von M1 an M3 73 Prozent, im historischen Durchschnitt waren es lediglich 40 Prozent. Das änderte sich schlagartig, als die Zinsen stiegen. Privatpersonen und Unternehmen begannen, ihre Portfolios umzuschichten, hin zu ertragreicheren und längerfristigen Einlagen oder Anleihen. Das führte dazu, dass die Geldmenge stärker als sonst üblich fiel."



    Quelle



    www.ecb.europa.eu/...7ad8ef22e2.de.html

    Vielleicht hat "Vater Staat" noch Ideen, wie er sich einbringen kann in die Liste der Adressaten für das viele Geld auf der Suche nach Rendite und Profit.



    taz.de/Plan-fuer-Aktienrente/!5949257/

  • "Es gibt sehr viel Geld auf dieser Welt..."



    Das hat natürlich bestimmt ü-ber-haupt nichts mit der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken in den letzten Jahren zu tun...

    • @sollndas:

      Es gibt zu viel an Geld aus dem Sektor Kaufkraftüberhang in Händen der vermögensnahen Reichen der Wenigen der 10 % bei Dax Anstieg mit Zuwachs ausgeweiteter Kreditlinien zum Aktienkauf auf Kreditbasis zulasten Binnenkaufkraft vermögensferner Schichten der 90 % der Vielen die hochverzinst im Dispo sind außer ihnen werden überschuldet wenn überhaupt nur noch Guthaben Konten eingeräumt