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+++ Nachrichten zum Nahost-Krieg +++Ägypten plant ein Gipfeltreffen

Diplomatische Bemühungen laufen auf Hochtouren. Die UNO meldet eine Massenflucht in Gaza. Israelis fliehen in Bussen aus dem grenznahen Sderot.

Rauchzeichen: Blick auf den Gaza-Streifen am Sonntagmorgen Foto: Amir Cohen/rtr

Wieder Wasser im südlichen Gazastreifen

Israel hat nach Angaben der US-Regierung die Wasserversorgung im Süden des Gazastreifens wiederhergestellt. Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, sagte am Sonntag im Fernsehsender CNN, israelische Regierungsvertreter hätten ihm mitgeteilt, „dass sie tatsächlich die Wasserleitung im südlichen Gazastreifen wieder aufgedreht haben“.

Nach dem Großangriff der Hamas am Samstag vergangener Woche hatte Israel den von der radikalen Palästinenserorganisation beherrschten Gazastreifen vollständig abgeriegelt. Die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Wasser in den dicht besiedelten Küstenstreifen wurde gestoppt. (afp)

Neun Raketen vom Libanon auf Israel

Neun Raketen sind nach israelischen Militärangaben am Sonntag vom Libanon aus auf Israel abgefeuert worden. Die Raketenabwehr habe fünf der Geschosse abgefangen. Die israelische Armee habe das Feuer erwidert und die Abschussorte im Libanon angegriffen, hieß es in der Mitteilung.

Mehrere Ortschaften im Norden Israels waren erneut in Alarmzustand versetzt worden. Im Grenzgebiet heulten wegen des Raketenbeschusses die Sirenen, wie die israelischen Streitkräfte berichteten. Zuvor waren auch im westlichen Grenzgebiet Raketen aus dem Libanon abgefeuert worden.

Die erneute Raketenabschüsse auf Israel seien „eine Warnung“ und eine Vergeltung für israelische Aktionen, hieß es am Sonntag aus Kreisen, die der Schiitenorganisation nahe stehen. Es bedeute nicht, dass die Hisbollah in den Konflikt eingestiegen sei. (dpa)

Ägypten will Gipfeltreffen organisieren

Ägypten will angesichts des Kriegs zwischen Israel und der Hamas ein Gipfeltreffen zur Lage der Palästinenser organisieren. Zu den Beratungen sollen regionale und internationale Akteure eingeladen werden, „um über die Zukunft der palästinensischen Sache“ zu sprechen, teilten die Behörden in Kairo am Sonntag mit.

Ägypten gilt traditionell als Vermittler im Nahost-Konflikt. Es hatte 1979 als erstes arabisches Land Frieden mit Israel geschlossen. Am Sonntag traf US-Außenminister Anthony Blinken, der zurzeit mehrere Länder in der Region bereist, in Kairo ein. Am Samstag hatte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in der ägyptischen Hauptstadt Krisengespräche mit dem türkischen und dem ägyptischen Außenminister sowie dem Generalsekretär der Arabischen Liga geführt. (afp)

Verteidigungsminister: Israel will keinen Krieg im Norden

Israel hat nach den Worten seines Verteidigungsministers Joaw Galant kein Interesse an einem Krieg an seiner Front im Norden. Sollte sich die Hisbollah zurückhalten, werde Israel die Lage an der Grenze so, wie sie gegenwärtig sei, respektieren. Israel grenzt im Norden an den Libanon, wo die radikale Hisbollah enormen Einfluss hat. Im Grenzgebiet kommt es immer wieder zu Scharmützeln. So hat die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz sich in den vergangenen Tagen zu mehreren Angriffen auf Ziele in Israel bekannt. Das israelische Militär hat seinerseits Ziele im Süden des Libanons angegriffen. Die Hisbollah ist wie die Hamas im Gazastreifen ein Erzfeind Israels und spricht dem Staat das Existenzrecht ab. (dpa)

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Polizei und Politik gehen hart gegen jede Form von Palästina-Solidarität vor. Demos, Pali-Fahnen und -tücher werden verboten – auch auf Schulhöfen, berichten Susanne Memarnia und Uta Schleiermacher. (taz)

Deutsch-jüdischer Sportverband fordert Taskforce

Alon Meyer hat als Präsident des deutsch-jüdischen Sportverbandes Makkabi mangelnde Solidarität vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) beklagt. „Selbstverständlich vermisse ich dort die uneingeschränkte Solidarität. Die hätte sofort kommen müssen. Zwar gab es bilaterale Gespräche, Telefonanrufe. Aber das reicht meines Erachtens definitiv nicht aus“, sagte Meyer dem Deutschlandfunk.

Vielmehr bedürfe es entsprechender Konsequenzen: „Eine Task Force, die eingerichtet werden muss, um solche Hass- und Hetzparolen, die es auch bei Bundesligaspielen in der DFL gab, in Zukunft zu vermeiden“, sagte Meyer. (dpa)

Israel Notstandsregierung tagt erstmals

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat am Nachmittag erstmals die neue, mit Teilen der Opposition gebildete Notstandsregierung einberufen. Die demonstrierte nationale Einheit sende eine Botschaft an die Nation, den Feind und die Welt, sagt Netanjahu und droht der Hamas mit ihrer Zerstörung. „Die Hamas dachte, wir würden zerstört werden. Wir sind es, die die Hamas zerstören werden.“ Zu Beginn der Sitzung verharrten die Kabinettsmitglieder in Stille und im Gedenken der 1.300 beim Angriff der Hamas getöteten Israelis. Das zeigt eine Videoaufnahme, die Netanjahus Büro veröffentlicht. (rtr)

🐾 Holocaust-Vergleiche: Schwarze Milch der Frühe

Angesichts des Massakers der Hamas in Israel vergleichen auch nichtjüdische Deutsche die Ereignisse mit dem Holocaust. Warum das keine gute Idee ist, erklärt Caspar Shaller. (taz)

Ironman sagt Rennen in Israel ab

Der Ironman Israel ist eine Woche nach dem Terrorangriff der Hamas abgesagt worden. Die Verantwortlichen gaben die Entscheidung am Sonntag bekannt. Geplant war das Rennen über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen für den 3. November. „Es wäre nicht verantwortlich, das Rennen zu dieser Zeit durchzuführen“, hieß es in einem Statement auf der Homepage des Ironman Israel, der als Meisterschaft des Mittleren Ostens ausgeschrieben war. Zudem sollte an dem Tag ein Rennen über die halbe Distanz ausgetragen werden. (dpa)

US-Außenminister am Montag nochmal in Israel

US-Außenminister Antony Blinken reist am Montag erneut zu Gesprächen nach Israel. Das teilt ein Sprecher des US-Außenministeriums mit. Der US-Chefdiplomat war bereits am Donnerstag in Israel und bereist seither mehrere Länder in der Region. Derzeit ist er in Ägypten.

Experten sehen das als Zeichen dafür, dass die Suche nach diplomatischen Lösungen anhält. Die von Israel angekündigte Bodenoffesive in Gaza könnte sich weiter verzögern. (rtr/taz)

🐾 Das Ende der Sicherheit

Vier Jahre war Judith Poppe taz-Korrespondentin für Nahost. Nun ist sie mit der Familie nach Berlin geflohen. Ihre politische und persönliche Bilanz finden Sie auf taz.de. (taz)

Ägypten bemüht sich um Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen

Ägypten verstärkt nach eigenen Angaben zusammen mit seinen internationalen und regionalen Partnern seine Bemühungen, Hilfe für die Bevölkerung im Gazastreifen zu liefern. Die nationale Sicherheit sei für Ägypten die rote Linie, erklärt das Präsidialamt in Kairo. Daher werde jeder Plan abgelehnt, die Palästinenser aus ihrem Gebiet zu vertreiben. Ägypten schlage vor, ein Gipfeltreffen auszurichten, auf dem die jüngsten Entwicklungen rund um die Krise im Gazastreifen und die Zukunft der Palästinenserfrage behandelt werden sollten. (rtr)

Iran warnt Israel vor Einmarsch in den Gazastreifen

Der Iran hat Israel eindringlich vor einem Einmarsch in den Gazastreifen gewarnt. Sollte Israel seine „Angriffe auf die wehrlose Bevölkerung des Gazastreifens fortsetzen“, könne niemand dafür garantieren, dass der Konflikt sich nicht ausweite, sagte Außenminister Hossein Amir-Habdollahian nach Angaben seines Ministeriums am Sonntag bei einem Treffen mit dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani. (afp)

Israelis fliehen aus Sderot

Bewohner der südisraelischen Stadt Sderot sind am Sonntag mit Bussen vor dem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen geflohen. Sderot hat etwa 34 000 Einwohner und liegt fast direkt an der Grenze zum Gazastreifen. Die Stadt war wiederholt Ziel von Hamas-Raketen.

Einer der Einwohner, Jossi Edri, sagte dem Sender Reschet 13, bevor er einen Bus bestieg, die Kinder seien traumatisiert und könnten nachts nicht schlafen. Tausende haben die Stadt bereits im Rahmen eines staatlich finanzierten Programms verlassen, das Hotelunterbringungen vorsieht, um Menschen außer Reichweite der Gewalt zu bringen. Das Programm in Sderot wurde am Sonntag ausgeweitet. „Es gibt keinen Grund, nach Sderot zurückzukehren“, sagte Bürgermeister Alon Davidi dem Armeeradio: „Es liegt an der Frontlinie.“ (ap)

Israelische Armee wartet auf politische Entscheidung

Die israelische Armee wartet nach den Worten eines Sprechers auf eine „politische Entscheidung“ über den Beginn einer großangelegten Bodenoffensive im Gazastreifen. Vor einem israelischen Einmarsch in das Palästinensergebiet seien „Gespräche mit unserer politischen Führung“ notwendig, sagte Armeesprecher Richard Hecht am Sonntag. (afp)

UNO meldet Massenflucht im Gazastreifen

Israels Aufforderung, den Norden des Gazastreifens zu verlassen, hat nach UN-Angaben eine „Massenflucht“ ausgelöst. „Massenflucht aus dem Norden in den Süden des Gazastreifens ist im Gange“, erklärte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) am Sonntag in Genf. Ausgelöst worden sei dies durch den Aufruf Israels an 1,1 Millionen Einwohner der Stadt Gaza und umliegender Gebiete im Norden des Gazastreifens, in den Süden des Palästinensergebietes zu fliehen.

Partner-Hilfsorganisationen hätten berichtet, dass „die Zahl der Binnenvertriebenen innerhalb der vergangenen 24 Stunden deutlich gestiegen“ sei, erklärte Ocha. Ihre genaue Zahl sei nicht bekannt. Zuvor hatte Ocha mitgeteilt, dass bis Donnerstag am späten Abend 423.378 Binnenvertriebene im Gazastreifen gezählt worden seien. Knapp zwei Drittel davon wurden demnach vom UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) in insgesamt 102 Notunterkünften beherbergt.

Mediziner im Gazastreifen haben vor einer Katastrophe mit etlichen Toten in den Krankenhäusern der Küstenenklave gewarnt. Den Kliniken geht nach der Abschaltung des einzigen Elektrizitätskraftwerks im Gazastreifen der Treibstoff zum Betrieb von Generatoren aus. Auch an grundlegenden medizinischen Versorgungsgütern mangelt es zusehends. Vor einer erwarteten israelischen Bodenoffensive werden zudem die Nahrungsmittel- und Wasservorräte im Gazastreifen immer knapper. (afp/ap)

Staatsmedien: Hamas und Iran beraten sich über „Widerstandsachse“

Der Iran und die islamistische Palästinenserorganisation Hamas haben sich über eine Stärkung ihres Widerstands gegen Israel beraten. Bei ihrem Treffen in der katarischen Hauptstadt Doha hätten Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian und Hamas-Chef Ismail Hanija über Möglichkeiten gesprochen, die „Achse des Widerstands“ gegen Israel zu stärken, berichtete die iranische Staatsagentur Irna am Sonntag.

Gemeint ist damit eine Allianz militanter Gruppen gegen den jüdischen Staat. Seit der Islamischen Revolution von 1979 ist Israel Irans Erzfeind. Teheran hat seit den 1990er Jahren seine politischen und militärischen Beziehungen in der Region ausgebaut. (dpa)

US-Außenminister Blinken trifft saudischen Kronprinz

Der US-Außenministers Antony Blinken hat sich angesichts der Eskalation in Nahost am Sonntag auch mit dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman in Riad getroffen. Saudi-Arabien strebe eine Deeskalation in dem anhaltenden Konflikt an, sagte der faktische Herrscher des Landes nach Angaben von Staatsmedien bei dem Treffen.

Das Königreich lehne jegliche Angriffe auf Zivilisten und Infrastrukturen ab, betonte der Kronprinz. Saudi-Arabien intensiviere demnach weiter seine Bemühungen, um die Achtung des humanitären Völkerrechts sicherzustellen. Dazu zähle auch die Wiederaufnahme von Friedensgesprächen.

Aus dem US-Außenministerium hieß es, dass Blinken bei dem Treffen betont habe, dass sich die Vereinigten Staaten „unermüdlich dafür einsetzen, die Terroranschläge der Hamas zu stoppen, die Freilassung aller Geiseln sicherzustellen und eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern“. Beide haben demnach ihr gemeinsames Engagement für den Schutz der Zivilbevölkerung und für die Förderung der Stabilität im gesamten Nahen Osten und darüber hinaus betont. (dpa)

Papst fordert Freilassung aller Geiseln

Papst Franziskus hat von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas die Freilassung aller in den Gazastreifen verschleppten Geiseln verlangt. „Ich fordere nachdrücklich, dass keine Kinder, Kranken, ältere Menschen, Frauen und keinerlei Zivilisten Opfer des Konflikts werden“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche in seinem Sonntagsgebet auf dem Petersplatz in Rom. Mit Blick auf die erwartete israelische Bodenoffensive fügte er hinzu: „Wichtig ist es, in Gaza humanitäre Korridore einzurichten und die gesamte Bevölkerung zu retten.“ (dpa)

Warnung vor Reisen nach Israel und Libanon

Das Auswärtige Amt hat seine angekündigte Reisewarnung Israel, die Palästinensischen Gebiete und für den Libanon veröffentlicht. „Die Lage ist hoch volatil. Eine weitere Verschärfung der Lage und eine Ausweitung des Konflikts kann nicht ausgeschlossen werden“, teilt das Außenministerium auf seiner Webseite mit. Die israelische Armee setze Luftangriffe auf den Gazastreifen fort und bereite eine groß angelegte Militäroperation im Gazastreifen vor. (rtr/taz)

Ein Toter nach Angriff im Norden Israels

Bei dem Angriff auf ein israelisches Dorf an der Grenze zum Libanon hat es einen Toten gegeben. Drei weitere Personen seien verletzt worden, teilen die libanesische Hisbollah und israelische Mediziner mit. Das israelische Militär erklärt, Gegenangriffe auf den Libanon gestartet zu haben.

10.05 Uhr – Israel riegelt die Grenze zum Libanon ab. Man komme nur noch bis auf vier Kilometer dort heran, teilt Militärsprecher Daniel Hagari auf der Plattform X (früher Twitter) mit. Zudem würde das GPS in dieser Region und an der südlichen Grenze zum Gazastreifen mit Absicht unterbrochen. Das beeinträchtige die Funktionen von Apps. (rtr)

US-Regierung stellt Schiff zur Ausreise aus Israel bereit

Die US-Regierung will ihre Staatsangehörigen in Israel nach den Terrorangriffen der islamistischen Hamas nun auch auf dem Seeweg aus dem Land holen. Das Schiff werde am Montagmorgen in der nördlichen Stadt Haifa starten, teilte die US-Botschaft in Israel am Sonntag mit. Zielhafen sei die Stadt Limassol auf Zypern.

Die Plätze auf dem Schiff seien begrenzt und würden in der Reihenfolge der Ankunft der Passagiere am Terminal in Haifa vergeben, hieß es. Mitreisen könnten ausschließlich US-Bürger und unmittelbare Familienangehörige, also Ehepartner oder Kinder. (dpa)

Reisewarnung für Israel geplant

Das Auswärtige Amt will in Kürze eine Reisewarnung für Israel aussprechen. Das bestätigte ein Ministeriumssprecher am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Es werde außerdem eine Reisewarnung für die Palästinensischen Gebiete und den Libanon geben.

Bislang wird vor Reisen nach Israel und die Palästinensischen Gebiete „dringend abgeraten“. Für den Gazastreifen besteht bereits eine Reisewarnung. Für den Libanon gibt es bislang nur Warnungen für Teile des Landes, unter anderem für die grenznahen Gebiete zu Syrien und Israel.

Die nun geplanten Reisewarnungen sind nach Angaben des Ministeriumssprechers nicht mit einem Aufruf zur Ausreise verbunden. (dpa)

Bundeswehr fliegt Menschen aus Israel aus

Zwei Maschinen der Luftwaffe der Bundeswehr landeten am Sonntagmorgen mit insgesamt 80 Passagieren, die aus Israel nach Deutschland ausreisen wollten, im niedersächsischen Bundeswehr-Fliegerhorst Wunstorf. Das teilte das Einsatzführungskommando bei X, früher Twitter, mit. Die Luftwaffe der Bundeswehr hatte am Samstag mit zwei Maschinen vom Typ A 400M Material nach Israel gebracht. Wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte, bestand auf dem Rückflug nach Deutschland für deutsche Staats­bür­ge­r:in­nen und deren Familien, die aus Israel ausreisen wollten, die Möglichkeit mitgenommen zu werden.

Ein drittes Flugzeug vom Typ A321 ist derzeit unterwegs. „Die Bundeswehr ist mit dem Auswärtigen Amt in enger Abstimmung und unterstützt es bei der sogenannten schnellen Luft-Abholung“, erklärte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). „Auch auf militärische Evakuierungen sind wir vorbereitet, falls dies erforderlich werden sollte.“ Das Ministerium betonte zudem: Es handele sich nicht um den Einstieg in eine militärische Evakuierung, da weiterhin kommerzielle Ausreisemöglichkeiten bestehen.

Am Donnerstag und Freitag hatte die Lufthansa mit jeweils vier Sonderflügen deutsche Staats­bür­ge­r:in­nen von Tel Aviv nach Deutschland gebracht. Am Sonntagnachmittag soll es einen Sonderflug der Fluggesellschaft Condor von der jordanischen Stadt Akaba an der Grenze zu Israel geben. (tat/taz)

Israels Armee nennt neues Zeitfenster für Gaza-Evakuierung

Die israelische Armee hat am Sonntag ein weiteres Zeitfenster für eine Evakuierung von Zivilisten im Norden des Gazastreifens in Richtung Süden genannt. Der israelische Armeesprecher veröffentlichte auf X in arabischer Sprache die Information, Einwohner der Stadt Gaza und des nördlichen Gazastreifens hätten von 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr Ortszeit (09.00 bis 12.00 Uhr MESZ) Zeit, um eine sichere Fluchtroute zu nutzen. Die Armee werde in diesem Zeitraum diesen Korridor nicht angreifen. Wem die Sicherheit seiner Familie am Herzen liege, solle sich in Richtung Süden. (dpa)

Bodenoffensive wegen des Wetters verschoben

Israels Militär hat den geplanten Einmarsch in den Gazastreifen einem US-Medienbericht zufolge wegen widriger Wetterbedingungen um einige Tage verschoben. Die Bodenoffensive hätte eigentlich schon dieses Wochenende beginnen sollen, sei aber wegen des bewölkten Himmels und der deswegen erschwerten Sicht für Piloten und Drohnen vertagt worden, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf drei namentlich nicht genannte, ranghohe israelische Offiziere. Ziel ist es, die politische und militärische Führungsebene der Islamistenorganisation Hamas auszulöschen, die vor einer Woche Massaker mit Hunderten Todesopfern in Israel begangen hat. (dpa)

Biden bekräftigt US-Unterstützung für Zivilisten in Gaza

Angesichts einer sich zuspitzenden humanitären Lage im Gazastreifen hat US-Präsident Joe Biden seine Unterstützung für den Schutz von Zivilisten in dem dichtbeseidelten Palästinensergebiet erneuert. Biden habe in einem Telefonat mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu „seine Unterstützung für alle Bemühungen zum Schutz der Zivilbevölkerung“ bekräftigt, erklärte das Weiße Haus am Samstag (Ortszeit).

Wie das Weiße Haus weiter mitteilte, telefonierte Biden auch mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. In dem Gespräch habe der US-Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde „volle Unterstützung“ bei ihren Bemühungen zugesichert, den Palästinensern humanitäre Hilfe zukommen zu lassen, „insbesondere in Gaza“.

Zudem habe der US-Präsident mit dem israelischen Regierungschef die „Koordinierung der USA mit den Vereinten Nationen, Ägypten, Jordanien, Israel und weiteren“ Ländern in der Region besprochen, um „sicherzustellen, dass unschuldige Zivilisten Zugang zu Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung haben“, hieß es in der Erklärung.

Zudem habe Biden das „Recht der Palästinenser auf Würde und Selbstbestimmung“ unterstrichen, hieß es aus Washington. Zugleich habe der US-Präsident gegenüber Abbas jedoch klargestellt, dass die Hamas nicht für das Recht des palästinensischen Volkes auf Würde und Selbstbestimmung stehe. (afp)

Baerbock dringt auf Freilassung der Geiseln

Nach Krisengesprächen in Ägypten appellierte Außenministerin Annalena Baerbock eindringlich an die Hamas, alle Geiseln freizulassen. Der Bundesregierung seien acht Fälle von deutschen Staatsangehörigen unter ihnen bekannt – die meisten seien Doppelstaatler, sagte die Grünen-Politikerin nach einem Treffen mit ihrem ägyptischen Kollegen Samih Schukri in Kairo. Man nutze alle Kanäle, „um alles dafür zu tun, dass diese unschuldigen Menschen freigelassen werden“.

Palästinensische Terroristen hatten vergangenes Wochenende im Auftrag der Hamas ein Massaker unter israelischen Zivilisten in Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet. Mehr als 1300 Menschen wurden getötet. Israel antwortet seither mit heftigen Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen, wo nach palästinensischen Angaben vom Samstag mehr als 2200 Menschen getötet und fast 9000 verletzt wurden. (dpa)

Chaos im Gazastreifen: Zehntausende auf der Flucht

Zehntausende Zivilisten im Gazastreifen sind nun auf der Flucht in den Süden des von Israel hermetisch abgeriegelten Gebiets. Die israelische Armee hatte über zwei zeitlich begrenzte Fluchtrouten informiert, die bis zum Samstagnachmittag von Angriffen verschont bleiben sollten. UN-Generalsekretär António Guterres forderte sofortigen Zugang für humanitäre Hilfe. Die Verlegung schwer kranker und verletzter Patienten ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unmöglich. „Solche Menschen zu transportieren, kommt einem Todesurteil gleich“, betonte sie. Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge warnte vor akuter Wasserknappheit. „Die Menschen, darunter kleine Kinder, Ältere und Frauen, werden an schwerer Dehydrierung sterben“, warnte die Organisation. (dpa)

USA verlegen weitere Kriegsschiffe nach Nahost

Die USA verlegen derweil weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer, unter anderem den Flugzeugträger „USS Dwight D. Eisenhower“, den Lenkwaffenkreuzer „USS Philippine Sea“ und zwei Zerstörer. Sie sollen sich den bereits in die Region verlegten Schiffen anschließen, wie das Verteidigungsministerium in Washington am Samstagabend (Ortszeit) mitteilte. Die Kriegsschiffe sollen sich demnach nicht an Kampfhandlungen beteiligen, sondern der Abschreckung dienen. Das Weiße Haus betonte auch, dass man nicht plane, Bodentruppen nach Israel zu schicken. (dpa)

Pro-Palästina-Demonstration in Washington

Am Weißen Haus in Washington haben tausende Menschen gegen die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen demonstriert. Die Demonstranten riefen „Befreit Palästina“ und schwenkten palästinensische Flaggen, während sie am Samstag (Ortszeit) durch das Zentrum von Washington zogen. Einige trugen Schilder mit Aufschriften wie „Beendet die Besatzung“ und „Feuerpause jetzt“. (afp)

Pro-Palästina-Demonstrationen in Großbritannien

Ungeachtet von Warnungen der Polizei vor Festnahmen mutmaßlicher Hamas-Unterstützer haben am Samstag in Großbritannien zehntausende Menschen an pro-palästinensischen Demonstrationen teilgenommen. In London versammelten sich die Demonstranten in der Nähe des Hauptsitzes der BBC, bevor sie in der Nähe Amtssitzes von Premierminister Rishi Sunak in der Downing Street eine Kundgebung abhielten. Ähnliche Kundgebungen fanden im nordenglischen Manchester, in den schottischen Orten Edinburgh und Glasgow sowie in anderen Städten Großbritanniens statt.

In London bewarfen einige Protestteilnehmer das BBC-Gebäude mit roten Farbbomben. Der öffentlich-rechtliche Sender hat sowohl von Unterstützern der Palästinenser als auch von Israel Kritik für seine Nahost-Berichterstattung geerntet. In dem Protestzug schwenkten einige Teilnehmer palästinensische Flaggen oder hielten Transparente mit Aufschriften wie „Freiheit für Palästina“, „Beendet das Massaker“ und „Sanktionen gegen Israel“ hoch. (afp)

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12 Kommentare

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  • "Die israelische Armee hat am Sonntag ein weiteres Zeitfenster für eine Evakuierung von Zivilisten im Norden des Gazastreifens in Richtung Süden genannt. "

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    Duldet die Hamas denn überhaupt die Flucht der eigenen Zivilbevölkerung aus den umkämpften Gebieten ? Wenn man sich die Aussagen von Ismail Haniyeh, Chef des Politbüros der Hamas, betrachtet ist das nicht der Fall. Wäre auch kontraproduktiv, da man ja dann auf propagandistisch verwertbar Kollateralschäden verzichten müsste.

    • @SeppW:

      Das wäre ja doch vielleicht ein Grund der Hamas diesen Gefallen nicht zu tun. Wenn schon nicht aus humanitären Erwägungen, dann doch wenigstens aus taktischen.

      • @Ingo Bernable:

        Was also wäre - aus Ihrer Sicht- zu tun?



        Keine Evakuierung in den Süden? Das ist doch aber genau das, was die Hamas will. Die wollen doch menschliche Schutzschilde.

        Welcher Taktik oder welchen humanitären Erwägungen sollen das denn qus Sicht Israels sein?

        • @Paul Meier:

          "Was also wäre - aus Ihrer Sicht- zu tun?"



          Man sollte ein Vorgehen wählen das die Genfer Konvention und humanitäres Völkerrecht einhält. Vor Allem aus dem Interesse sich auch angesichts von Terror und Greueltaten eines Gegners der keinerlei Hemmungen kennt die eigene Menschlichkeit zu bewahren, aber auch weil man sich nur so die voraussichtlich länger benötigte internationale Unterstützung wird sichern können.

          • @Ingo Bernable:

            Auf gut Deutsch: Sie wissen es selber nicht. Denn was Sie hier formulieren ist abstrakt. Es gibt keine gute Lösung und das wissen Sie.

            Die Zivilisten aufzufordern, eine Kampfzone zu verlassen, ihnen Zeit einzuräumen zu fliehen und dort, wo sie sich dann befinden werden, die Wasserversorgung zu sichern, ist doch ein guter Weg.

            Wie soll man sonst zivile Opfer minimieren im Krieg gegen die Hamas? Die Leute müssen erstmal weg von dort. Sie laufen sonst Gefahr, einfach als menschliche Schutzschilde herhalten zu müssen.

            • @Paul Meier:

              Wenn sie einfachste Antworten auf einen seit Jahrzehnten bestehenden Konflikt wollen erwarten sie eindeutig zu viel. Und auch wenn niemand, also auch ich nicht, dazu in der Lage ist eine wundersame Lösung für diese Lage aus dem Hut zu zauben, kann man eben dennoch relativ sicher davon ausgehen, dass eine weiter verschärfte Eskalation weder die aktuelle Lage noch die langfristige Perspektive besser machen wird. Es ist ja nun wirklich nicht das erste Mal, dass man sich an einer derartigen militärischen Lösung versucht.

      • @Ingo Bernable:

        Nein, diesen Gefallen sollte man der Hamas nicht tun. Sie versteckt sich sowieso seit Jeher zwischen den Zivilisten und sieht auch kein Problem darin Raketen aus Flüchtlingslagern und Krankenhäusern abzuschießen.



        Die Operation der IDF sollte planmäßig anlaufen.

        • @SeppW:

          ...der Organisation der Hamas sollte und muss jeglicher Geldzufluss unterbunden werden. Wer die Hamas finanziell und mit Waffenlieferungen unterstützt - unterstützt hat - steht mit in der Verantwortung dieses Massaker.



          Wer nicht gegen die Verbreitung der Charta der Hamans, immerhin seit den 80er Jahren bekannt, entgegen gewirkt hat, ist nicht unschuldig an diesem Massaker. Wer nicht alles diplomatische versucht, weitere Opfer zu vermeiden, macht sich mitschuldig.

    • @SeppW:

      ...na ja, wenn man bedenkt dass die Hamas 2006 durch demokratische Wahlen, mehrheitlich gewählt - an die Regierung kam, seit 2007 Gaza regiert - jedoch seit dem Zeitpunkt der Machtübernahme keine demokratischen Wahlen mehr durchzuführen bereit ist, liegt Ihre Vermutung sehr nahe...



      Hier sieht man wieder sehr gut, wie demokratische Wahlen uch zu Missbrauch führen können.



      Etwas verwundert darf man als Demokrat, Bürger und Wähler aber schon sein, warum seit 2007 die Volksvertreter vieler Staaten - sehenden Auges dieser drohenden Katastrophe, nicht durch gemeinschaftliches diplomatisches Vorgehen, vorzubeugen in der Lage waren...

      • @Alex_der_Wunderer:

        Mein Kommentar bezieht sich auf SEPPW - Kommentar von 13.34 h !

      • @Alex_der_Wunderer:

        "Etwas verwundert darf man als Demokrat, Bürger und Wähler aber schon sein, warum seit 2007 die Volksvertreter vieler Staaten - sehenden Auges dieser drohenden Katastrophe, nicht durch gemeinschaftliches diplomatisches Vorgehen, vorzubeugen in der Lage waren..."

        -------------

        Ich kann mir durchaus vorstellen das dieses Machtverhältnis anderen islamischen Staaten durchaus nützt. Schon allein beim Thema Sunniten / Schiiten. Ist aber ein sehr komplexes Thema und ich habe keine Ahnung wer da aktuell mit wem verfeindet ist, konkurriert oder freundschaftlich verbunden ist.

        • @SeppW:

          👍👍