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Flüssiggas für DeutschlandFlutlicht im Urlaubsparadies

Die LNG-Terminals an Nord- und Ostsee sorgen für Ärger bei Menschen, die dort leben oder Urlaub machen. Lärm und Lichtverschmutzung stören sie.

Tag und Nacht beleuchtet: die LNG-Terminals vor Deutschlands Küsten Foto: David Hecker/Getty Images

Berlin taz | Beim abendlichen Spaziergang über den Wangerooger Deich beobachtete der Urlauber Gunter Heim etwas Unerwartetes. Er beschreibt es gegenüber der taz als „brutales Flutlicht“, welches von der „Höegh Esperanza“, einem mit Flüssiggas, kurz LNG, beladenen Transportschiff, über das dämmrige Wattenmeer auf die Urlaubsinsel hinüberstrahlte.

Die hohe Lichtintensität bestätigt auch die Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft Mellum-Rat der taz. Das Schiff liegt seit Ende vergangenen Jahres am 20 Kilometer entfernten Terminal vor Wilhelmshaven und wandelt auf minus 162 Grad heruntergekühltes Erdgas wieder in seine Ursprungsform zurück.

Es ist Teil einer ganzen Serie von bereits gebauten oder geplanten LNG-Terminals, mit denen die Versorgungssicherheit in Deutschland und den Nachbarländern nach dem Wegfall der Gaslieferungen aus Russland sichergestellt werden soll. Kritiker bemängeln dagegen eine überdimensionierte Planung der Anlagen. Und, dass hier fossile Infrastruktur für die kommenden Jahrzehnte bereitgestellt wird, welche die deutschen Klimaziele torpedieren kann.

Doch für die Menschen vor Ort haben die Terminals ganz konkrete Auswirkungen: Sie sind Quelle einer starken Lichtbelastung. Verdunkeln könne man die Terminals aus Sicherheitsgründen nicht, da diese rund um die Uhr in Betrieb seien, sagte Jerzy Gohlke, Leiter des Gewerbeaufsichtsamts Oldenburg, dem lokalen Blog Hooksiel-life. Die Lichtstärke und der Aufhellungseffekt des Schiffs seien jedoch mit dem Immissionsschutzgesetz vereinbar und genehmigt worden, heißt es weiter.

Klage gegen Lärmbelästigung

Gegen eine solche Genehmigung in der knapp 450 Kilometer entfernten Ostseegemeinde Lubmin klagte Anfang August die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Die Umweltauswirkungen des LNG-Terminalschiffs „Neptune“, welches dort seit Anfang dieses Jahres vor der Küste liegt, seien „keiner umweltrechtlichen Genehmigung unterworfen worden“, so die DUH. Anwohnende beschweren sich zudem seit Monaten über starke Lärmbelästigung, die von dem Schiff ausgehe.

Neben einem ständigen penetranten Brummen wurde auch von vereinzeltem lauten Knallen berichtet. „Das passiert, wenn sich das tiefgekühlte Flüssiggas erwärmt“, erklärt Jürgen Zier, pensionierter Kapitän. Er hat vor seiner Pensionierung internationale Handelsschiffe gesteuert und das Lubminer LNG-Schiff bei einer Besichtigung kennengelernt. „Da entsteht dann ein Überdruck, der durch ein sogenanntes Überlastventil ausgeglichen wird. Das verursacht einen lauten Knall.“

Es handele sich dabei jedoch um Ausnahmefälle, sagt ein Sprecher des mecklenburgischen Umweltministeriums der taz. In der Regel sollte ein solcher Vorgang aus ökonomischen und Klimaschutzgründen nicht erfolgen. Bezüglich der Lärmbelästigung sollten im Laufe der Woche Schalldämpfer installiert werden, sagt der Sprecher.

Auswirkungen auf die Umwelt

Die andauernde nächtliche Beleuchtung hat auch Auswirkungen auf die Umwelt. Gerade in sonst dunklen Gegenden sei eine plötzliche grelle Beleuchtung problematisch, erklärt Christopher Kyba vom Deutschen Geoforschungszentrum in einem Interview mit der Wissensplattform Erde und Umwelt der Helmholtz-Gemeinschaft: „Wenn Licht in der Nähe eines Ortes installiert wird, der vorher unbeleuchtet war, wie zum Beispiel an einem Gewässer oder in einem Wald, dann hat das eine viel größere Wirkung als ein neues Licht in der Stadt“, so der Geoforscher.

Tagaktive Tiere bekommen nicht genügend Schlaf

Katja Hockun, Meeresexpertin der Deutschen Umwelthilfe

„Viele Tiere werden in ihrem Instinkt getäuscht“, sagt DUH-Meeresexpertin Katja Hockun. Der Tag-und-Nacht-Rhythmus von nachtaktiven Tieren würde dadurch gestört. „Tagaktive Tiere bekommen wiederum nicht genügend Schlaf und sind geschwächt“, sagt sie. Der Lärm wirke sich auch auf die Meereswelt aus: „Der Schweinswal zum Beispiel, Deutschlands einziger heimischer Wal, fühlt sich durch den Lärm gestört“, so Hockun.

Zu Licht und Lärm kommt eine weitere Folge der Terminals: Kritiker bemängeln, dass die verstärkte Wellenbewegung durch die An- und Abfahrt der Schiffe etwa gesamte Strand- und Küstenregionen verändere, indem sie den Sand abtragen würden. Die Baumaßnahmen einer geplanten Pipeline vor Rügen wäre für den Ostseehering „ein Todesstoß“, so Hockun. Denn diese zerstörten die Laichgebiete der bereits bedrohten Fische.

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6 Kommentare

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  • Offenbar wurden die negativen Auswirkungen des LNG-Terminals auf den angrenzenden Nationalpark Wattenmeer nicht berücksichtigt. Sind doch die Einflüsse heller Lichtquellen wie Ölplattformen oder Windkraftanlagen in dem Gebiet oft untersucht worden. Sicher kann die Beleuchtung auf dem Schiff mit etwas gutem Willen so gestaltet werden, dass die Abstrahlung in den Aussenraum erheblich reduziert wird, ohne die Arbeitssicherheit zu beeinträchtigen. An der Ölplattform Mittelplatte wurde sowas bereits vor über 10 Jahren gemacht. Und übrigens kann man dadurch sicher auch viel Energie einsparen....

  • Mensch, immerhin geht es diesmal nicht gegen Windräder oder Solaranlagen!

    • @Uranus:

      Wenn es Mensch und Natur massiv negativ beeinträchtigt ist es völlig egal ob es gegen Solar, LNG, Atom oder sonst irgendetwas geht! Mensch und Natur haben gefälligst Vorrang zu haben!

      • @PartyChampignons:

        Da stimme ich Ihnen zu. Ich wollte allerdings den Fortschritt hervorheben, dass die Kritik sich diesmal nicht gegen Windräder und Solaranlagen richtet. Und sicher, kann mensch auch einige Windkraft- und Solaranlagen-Projekte kritisieren - zumeist weil es Privatinvestor*innen sind und Gemeinden (auch finanziell) nicht beteiligt werden und vereinzelt aufgrund Aufstellweise und -orte. Was im allgemeinen fehlt, ist die Analyse dessen, wieviel ökologisch verkraftbar ist und wieviel von den Menschen bereits in Anspruch genommen wird, wie umfangreich und gravierend die menschlichen Eingriffe in die Natur bereits sind (eben nicht nur anhand des Indikators Treibhausgasemissionen) ... und eine entsprechende Anpassung menschlichen Handelns - und das auf verschiedene Ebenen runtergebrochen global, national, regional, lokal.

      • @PartyChampignons:

        Das ist eine lieblich-naive Einstellung mit der wir nie wieder etwas bauen können würden. Jeder Bau beeinträchtigt die Natur negativ, da an dieser Stelle nun kein Wald oder Wiese mehr sein kann.



        Diese klassische nimby-Einstellung tritt leider immer öfter zutage und schadet auch massiv unserem Klimaschutz, der nunmal eine unserer höchsten Prioritäten sein sollte.

        • @Arendt:

          Ja aber nun tragen LNG-Terminals nun garnicht zum Klimaschutz bei, und Windräder in den Wald zu stellen ist mindestens mehr als fraglich, gleiches gilt für die ganzen Freiflächensolaranlagen, die plötzlich aus dem Boden sprießen obwohl es mehr als genug Dach- und Parkplatzflächen in Deutschland gibt.



          Nicht alles was vermeitlich gut fürs Klima ist , ist es auch wirklich, kritisch hinterfragn sollte man immer!