Gesetzesverschärfung im Iran: Armselige Frauenhasser
Das Maß an Gewalt zeigt, wie klein und schwach sich Irans Machthaber angesichts der Frauen fühlen. Doch noch haben sie die Peitschen und die Knüppel.
J etzt holen sie nochmal richtig aus. Die Machthaber der Islamischen Republik Iran. Jene Männer, die es als „Macht“ empfinden, Frauen zu zwingen, sich so anzuziehen, wie diese Männer es wollen. Die Peitschenhiebe verteilen und Knüppel auspacken, wenn Frauen sagen: Ich ziehe mich an, wie ich will. Was in Wahrheit heißt: Ich denke, wie ich will. Eine selbstbewusste Frau – der Alptraum eines jeden Frauenhassers. Denn nichts anderes sind diese Machthaber, die einen ganzen Staat unterjocht haben.
Nun wollen sie ihre Frauenhass-Spirale ein ganzes Stück weiterdrehen: In der vergangenen Woche wurde ein neues Gesetz vorgestellt. Dieses aus 69 Artikeln bestehende „Gesetz“ ist der jüngste Versuch des iranischen Regimes, seine archaischen Vorstellungen über die Rolle der Frau endlich wieder durchzusetzen. Denn egal, was die Machthaber im vergangenen Jahr getan haben, um Frauen wieder unter das Kopftuch und damit in die Unterwürfigkeit zu zwingen: Nichts hat funktioniert. Immer noch gehen Frauen im ganzen Land ohne Kopftuch auf die Straßen.
Nun also das neue Gesetz. Es sieht Gefängnisstrafen von bis zu zehn Jahren für diese selbstbewussten Frauen vor, hohe Geldstrafen, Ausreisesperren und für prominente Frauen – zum Beispiel Schauspielerinnen – gibt es zusätzliche Schikane: Beschlagnahmung von zehn Prozent ihres Vermögens, Berufsverbot und Verbot der Nutzung sozialer Medien. Außerdem soll die Geschlechtertrennung wieder strikt durchgesetzt werden, in Universitäten, in Parks, in Kliniken und anderswo. Wer gegen diese Regeln verstoße, so heißt es im Gesetz, verbreite „Nacktheit und Unanständigkeit“. Darunter machen es die Kleriker nicht.
Man möchte über das Zurschaustellen ihrer Armseligkeit fast lachen, wenn es nicht so bitterernst wäre. Wenn Frauen wegen der perversen Machtgier dieser Kleriker nicht inhaftiert und misshandelt würden, wenn sie nicht traumatisiert und getötet würden.
Nur: Die Menschen im Iran, und ganz besonders die Frauen, haben ihren Willen zum Widerstand gegen alle Gewalt aufrechterhalten. Sie wissen, dass diese Gewalt aus Schwäche resultiert. Das Maß an Gewalt zeigt, wie klein und schwach sich die Machthaber angesichts der Kraft und des Selbstbewusstseins der Frauen im Iran fühlen. Noch haben sie die Peitschen und die Knüppel. Irgendwann nicht mehr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ausschreitungen in Amsterdam
Ein hitziges Nachspiel
Obergrenze für Imbissbuden
Kein Döner ist illegal
Wahl in den USA
Sie wussten, was sie tun
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!
Abschiebung aus dem Frauenhaus
Schutzraum nicht mehr sicher
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?