Geflüchtete im deutschen Arbeitsmarkt: Sie schaffen das, nach und nach
Mehr als die Hälfte der im Jahr 2015 hierher Geflüchteten hat einen Job, viele davon sogar als Fachkraft. Die Einkommen sind aber noch gering.
Die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter sei schwieriger und langwieriger als bei anderen Migrant*innen, zeigt die Studie auf: Diese Menschen hatten nicht vor, ihr Land zu verlassen, haben entsprechend keine Sprachkurse besucht, keine Arbeits- oder Ausbildungsplätze gesucht und seltener eine den deutschen Ansprüchen entsprechende Ausbildung. „Die Erwerbstätigenquoten der Geflüchteten sind unmittelbar nach ihrer Ankunft in Deutschland gering, also während der Zeiträume, in denen sie zum Teil noch Beschäftigungsverboten unterliegen oder sich in den Asylverfahren befinden; sie steigen dann aber mit zunehmender Aufenthaltsdauer“, bilanziert das IAB.
Im ersten Jahr nach Zuzug liegt die Erwerbstätigenquote demnach bei sieben Prozent, nach sechs Jahren bei 54 und nach sieben Jahren sogar bei 62 Prozent. Der Anteil der Erwachsenen, die seit ihrer Ankunft in Deutschland eine Bildungseinrichtung besucht haben, liegt nach sechs Jahren bei 33 Prozent.
Auch steigt das mittlere Bruttomonatsentgelt der beschäftigten Geflüchteten mit der Zeit deutlich – von 664 Euro in den ersten beiden Jahren auf 1.638 Euro im sechsten Jahr. Bei den Vollzeitbeschäftigten sind es 2.037 Euro. Diese Zahlen zeigen aber auch: Zwar finden viele Geflüchtete Arbeit, viele davon sogar als Fachkraft – trotzdem verdienen sie wenig.
Beschäftigte sind meist jünger
„Der Verdienst der Geflüchteten wird vor allem durch ihr junges Alter gedrückt“, erklärt Herbert Brücker vom IAB. Auf dem deutschen Arbeitsmarkt verdiene man in der Regel mit zunehmendem Alter besser. Das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen sei dabei mit etwa 50 Jahren recht hoch. „Die erwerbstätigen Geflüchteten sind aber meist zwischen 25 und 30 Jahre alt und stehen noch am Anfang ihrer Berufslaufbahn“, so Brücker.
Eine weitere Rolle spielten die Jobs selbst: „Wir finden Geflüchtete weniger in der Industrie, wo überdurchschnittlich verdient wird, und mehr in der Dienstleistung – und dort oft in Branchen, in denen die Löhne trotz Fachkräfteniveau niedrig sind“, sagt Brücker. Das seien etwa die Gastronomie, die Pflege oder der Transport. Mit 45 Prozent ist ein großer Teil der 2015 zugezogenen Geflüchteten nach wie vor auf staatliche Leistungen angewiesen.
Dabei sind 28 Prozent der Erwerbsfähigen aus Haushalten mit Leistungsbezug erwerbstätig. Zum einen seien wie beschrieben die Verdienste oft niedrig, sagt Brücker, zum anderen hätten junge Menschen oft kleine Kinder zu versorgen. „Da reicht das Einkommen vielleicht für den Erwerbstätigen alleine, aber nicht auch noch für drei Kinder.“
Frauen betreuen die Kinder
Auch gibt es deutliche Geschlechterunterschiede: Nach sechs Jahren sind zwar 67 Prozent der Männer erwerbstätig, aber nur 23 Prozent der Frauen. Zu „erheblichen Teilen“ lässt sich das laut Studie durch Sorgearbeit, insbesondere durch das Vorhandensein kleiner Kinder unter drei Jahren im Haushalt, erklären.
Die Förderung von Frauen sei „vordringlich“, bilanziert das Institut – etwa durch Zugang zu umfassender Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeitmodelle oder mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
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