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Geplanter HeizungsaustauschKeine Hoffnung auf Wasserstoff

Ein Reformvorschlag sieht den Einbau wasserstofffähiger Gasheizungen vor. Verbände warnen, dass dies weder technisch möglich noch ökologisch sei.

Die Heizung wird wohl nicht mit Wasserstoff betrieben werden Foto: Joerg Sarbach/ap

Berlin dpa | Ein Bündnis aus Umweltschützern, Gewerkschaftern und Fachverbänden warnt vor dem Einbau wasserstofffähiger Gasheizungen. Die entsprechende Passage müsse aus dem Reformvorschlag für das Gebäudeenergiegesetz gestrichen werden, verlangen die sechzehn Unterzeichner eines offenen Briefs an die Bundestagsabgeordneten, der an diesem Dienstag verschickt werden sollte.

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bundesverband Wärmepumpe, die Gewerkschaft IG Bau, der Verbraucherzentrale Bundesverband und der Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger.

„Der Einbau einer neuen Gasheizung in der Hoffnung, diese kurz- oder mittelfristig mit klimaneutralem Wasserstoff betreiben zu können, ist mit immensen ökologischen und finanziellen Risiken verbunden“, heißt es in dem Schreiben. „Angesichts der immer drängender werdenden Klimakrise bleibt keine Zeit, auf Scheinlösungen zu setzen und mit ihnen zu rechtfertigen, dass über viele Jahre weiter mit Erdgas geheizt wird.“

Eine Umstellung von Netzen, Hausanschlüssen und Heizungen von Erdgas auf Wasserstoff sei „in der Breite des Gebäudesektors weder technisch noch wirtschaftlich umsetzbar“, so die Unterzeichner. Zudem werde Wasserstoff selbst nach 2030 ein knappes und teures Gut bleiben, für Verbraucher drohe die Investition in eine wasserstofffähige Gasheizung damit zur Kostenfalle zu werden.

Für die Wärmewende brauche es Planungssicherheit. „Das unbegründete Inaussichtstellen von Wasserstoff für die Gebäudeversorgung verfestigt hingegen Geschäftsmodelle mit fossilen Energieträgern.“

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19 Kommentare

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  • "...für Verbraucher drohe die Investition in eine wasserstofffähige Gasheizung damit zur Kostenfalle zu werden."



    Naja, die "Investition in eine wasserstofffähige Gasheizung" dürfte immer noch die kleinere Fehlinvestition sein, verglichen mit der in eine Wärmepumpe.

  • Luxusproblem. Ich habe den Luxus Empfänger von Bürgergeld zu sein. Die 1200€ der Rückzahlung für das vergangene Jahr sind daher gleich weiter an die Stelle gegangen die meine Heizkosten leistet.



    Die Umstellung der Heizanlage raubt mir auch nicht den Schlaf. Nachtspeicher nehmen den Strom aus Wind oder Wasser, leider auch aus Gas und Kohle, das liegt aber in der Verantwortung der Stadtwerke. Vielleicht setze ich mir Solarzellen auf die Terrasse, statt Sonnensegel.

    P.s. Wärmepumpen läuft eh, wegen der Kalten Milch und Mohnkuchen (Kühlschrank & Gefrierschrank)

  • Das scheint mir eine Geisterdebatte zu sein.



    Es mag sicher Menschen geben, die sich selbst austrixen, die Mehrheit dürfte aber an einer Technologie aus Wolkenkukuksheim eher nicht interessiert sein.



    Wer sich heute ein Auto kauft, geht auch nicht mehr nur nach der Farbe. Wer eine Investition in ähnlicher Höhe tätigt, lässt sich natürlich beraten. Insbesondere dann, wenn die unabhängige Beratung auch noch zum Großteil fremdfinanziert wird, oder sogar die Investitionssumme um weitere 5% reduziert.



    Das aktuelle Problem heißt Lieferengpass.



    HeizungsbauerInnen haben Nichts mehr einzubauen.



    Daher, liebe KlimafreundInnen, kommt doch nach dem Sitzstreik mal auf einen Sprung bei den Heizungsproduzenten vorbei, hier werden händeringend Leute gesucht und Ihr würdet die Wärmewende direkt befeuern!

  • Der Hype, früher hätte man es die Sau genannt, die wieder durchs Dorf gejagt wird, um H2 ist schon merkwürdig.

    Das "H2-Ready" auf den gastechnischen Endgeräten erinnert mich irgendwie an die "Digitalfest"-Kennzeichen auf Verstärkern nach Einführung des CD-Spielers.

  • Man merkt der FDP ihre "Wirtschaftsnähe" schon sehr deutlich an. Die Werbung für sog H2-Ready Heizungen ist da ein gutes Beispiel. Die sind nämlich nach Einschätzung aller Experten eine absolute Luftnummer..sowohl in Sachen Klimaschutz: da sind sie kontraproduktiv und destruktiv..wie auch im Sinne des Verbraucherschutzes: da werden Erwartungen geweckt, die sich in keinster Weise erfüllen werden...im Gegenteil: wer sich heute eine H2 Heizung einbaut zahlt garatiert drauf...und zwar reichlich.

    Was die FDP macht ist eher Marketing mit falschen Versprechen. Mit einer Verantwortungsvollen Politik, die dem Land oder den Menschen nützt hat das kaum etwas zu tun.!!

    Es sieht immer mehr danach aus, dass die FDP als einziges Ziel die Erhaltung des Lebensstils ihrer 1% Klientel hat..

    Aber leider gibt es aber immer wieder ein paar Prozent Wähler, die sich von dieser Lobbygruppe täuschen lassen und sich damit sogar selber schaden..

    • @Wunderwelt:

      "Es sieht immer mehr danach aus, dass die FDP als einziges Ziel die Erhaltung des Lebensstils ihrer 1% Klientel hat.."

      Auch diese Klientel kann dann nicht mit nicht vorhanden Wasserstoff heizen. Lebensstandarderhaltungsgedöns wird da also bei den Wünschen der SPD keine Rolle spielen.

      Zudem werden es gerade die gut situierten Menschen sein, die ihre Umwelt als erstes klimaneutral gestaltet haben werden.

  • Der Bundesverband Wärmepumpe empfiehlt allein den Einsatz von Wärmepumpen und warnt vor Wasserstoff-Heizungen.



    GANZ MEIN HUMOR :-)))







    Sicher ist die Wasserstoff-Wirtschaft noch genauso unausgegoren und teuer, wie die mit Windmühlen ohne ausreichende Speicher- und Netzkapazitäten.



    Am Ende wird sich die Vernunft durchsetzen und Wasserstoff als ein Energieträger, den man in Tanks füllen und Jahre lang aufbewahren kann und der - anders als Strom - tatsächlich im "Netz" gespeichert werden kann, in breitem Umfang genutzt werden.

  • Aha, der "Bundesverband Wärmepumpe" ist gegen Wasserstoff-Heizungen, wer hätte das gedacht?

    Mal ehrlich, das Ganze klingt wie eine schlecht getarnte Unterstüzungaktion für Habeck und für die Profitinteressen derjenigen Firmen die von der Habeck´schen Wärmewende satt profitieren werden...

    • @Gerald Müller:

      und Sie haben freundlicherweise übersehen, das Gasleitungen nur mit höchsten Aufwand für den Transport von H2 umgerüstet werden können. Heizkessel und deren Brenner ebenfalls eine wesentlich veränderte Brennertechnik benötigen. Wie das in einem H2 ready Gaskessel funktionieren soll konnte mir noch keiner der bekannten Hersteller sagen.



      Ist eben alles nur Erdgaslobbyismus. So wie aktuell auch die Beiträge der B-Zeitung mit den Sensationsmeldungen über regenerative Anlagenkonzepte die gefährlich seien, oder zu teuer. Gerade bei der B-Zeitung kann jeder zwischen den Zeilen erfahren, welcher Lobbyverein zuletzt seine Werbeanzeigen auf ganzseitige Artikel umtexten lässt und scheinbar gutes Geld dafür bezahlt.

    • @Gerald Müller:

      hinzu kommt, dass es ist interessant ist, dass sie gerade die klimaschutz lobby als die profitorientierte herausstellen, anstelle der fossilien lobby, die durch ihre parlamentarischen "vertreter" cdu, csu und fdp versuchen schlupflöcher in den ausstiegsdaten zu verankern. dies geschieht unter dem begriff der technologie offenheit. das gleiche haben sie schon erfolgreich mit herrn wissing beim mobilitätswende geschafft und nun soll dies auch bei der wärmewände angewand werden.

    • @Gerald Müller:

      es ist nicht habecks wärmewände, sondern die der bundesregierung und diese ist, wie alle folgenden regierungen per völkerrechtsvertrag und durch das urteil des bundesverfassungsgerichts verpflichtet bis 2045 dieses land klimaneutral zu gestalten.

    • @Gerald Müller:

      Sie haben nun freundlicherweise "übersehen", dass z.B. auch der Verband der Schornsteinfeger mit dabei ist ...

    • @Gerald Müller:

      Der entscheidende Satz steht im Schlussabsatz: "Das unbegründete Inaussichtstellen von Wasserstoff für die Gebäudeversorgung verfestigt hingegen Geschäftsmodelle mit fossilen Energieträgern."



      Genau das ist auch der Sinn der Sache!

    • @Gerald Müller:

      Und die Schornsteinfeger? Kann es denen nicht egal sein, ob sie wegen der Wärmepumpe oder wegen grünem Wasserstoff ihren Job verlieren?

      Nein, dass ist leider nur eine Kampagne gegen FDP-Schwachsinn. Es wird zu wenig grünen Wasserstoff geben, egal wie wir es drehen.

    • @Gerald Müller:

      Ihr Kommentar läßt erkennen, daß sie nicht mit den zugehörigen Gesetzen der Physik vertraut sind.. Und ich befürchte es gibt noch mehr Menschen, die aus diesem Grund zu Fehleinschätzungen kommen..

      Ich möchte daher anregen..liebe taz..zu diesem und ähnlichen Themen auch einmal Physiker oder Ingenieure zu befragen oder interviewen.

  • selbst wenn Wasserstoff ausreichend verfügbar sein sollte, sollte einmal jemand laut aussprechen, das die Umrüstung des bestehenden Gasnetzes, einer Kompletterneuerung gleichkommen würde, das kostet und das bezahlt der Verbraucher. Billig wird Wasserstoff allein deshalb nicht.



    Der wichtigere Punkt ist aber, das ist eine Technologie, wo absolut ungewiß ist, wann und ob sie kommt.

    • @nutzer:

      Sie wissen aber schon, daß auch für die "grüne" Energieversorgung das gesamte Stromnetz, incl. aller Überlandleitungen, Umspannwerke, Trafohäuschen und Hausanschlußleitungen neu hergestellt werden muß ?!



      Ob es dafür genug Kupfer auf dem Weltmarkt gibt, ist fraglich.

      • @Matthias Berger:

        ja, das ist ein ernsthaftes Problem. Aber weniger wegen dem Kupfer, sondern wegen der Kosten die da auf die Verbraucher zukommen.

    • @nutzer:

      Jetzt sind also:



      "Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bundesverband Wärmepumpe, die Gewerkschaft IG Bau, der Verbraucherzentrale Bundesverband und der Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger" auch schon Bestandteil der "Grünen Amigos", die die von Lindner, Merz, Söder etc. so viel beschworene Technologie-Offenheit "unterwandern" wollen.



      Warum bloß hört denn niemand auf die doch schon lange von Herrn Lindner beschworenen "Experten", bzw. auf den Markt ??!! - auch wenn es dann halt mit den notwendigen Maßnahmen zur Verhinderung des Klimawandels "etwas länger" dauern könnte !!!!



      Selbst unsere "Klimakanzlerin Merkel" hat es doch in den 16 Jahren ihrer Amtszeit nicht so eilig mit dem