Schwuler Bürgermeister in Timmendorf: Gegen queere Sichtbarkeit
Sven Partheil-Böhnke, selbst schwul, tut sich schwer mit der queeren Szene. Das Schrille könne andere überfordern. Sein Rat: besser nicht auffallen.
Der 54-jährige gebürtige Flensburger lebt, wie er gern betont, seit einigen Jahren mit Mann und Hund in der Ostsee-Gemeinde und hat 2020 entschieden, sich auf das frei werdende Bürgermeisteramt zu bewerben. Das Abwahlverfahren seines Vorgängers schob Partheil-Böhnke als FDP-Gemeindevertreter selbst noch mit an, im Wahlkampf verwies er vor allem auf seine Stärke in der Personalführung.
Die Gemeindeverwaltung wollte er wieder „schlagkräftig“ machen, die Digitalisierung sei dabei eine „Herzensangelegenheit“. Erfahrung habe er darin schließlich, weil er zuvor als selbstständiger Steuerberater tätig war. Und: Im Wahlkampf beteuerte er auch, mit der Kandidatur überhaupt keine politischen Ambitionen verknüpft zu haben.
Bevor Partheil-Böhnke sich nun öffentlich hadernd mit der queeren Szene zeigte, sah das in der Vergangenheit aber auch schon anders aus: Vor zwei Jahren, ebenfalls im Pride Month, hat Partheil-Böhnke sich auf seinem privaten Facebook-Profilbild mit Regenbogenfarben umrahmt, einige Tage nach der Amtsvereidigung und noch heute für jede:n öffentlich einsehbar.
Ganz schön heteronormativ
Und noch heute redet er auch über sein eigenes Privatleben, obwohl er meint, man solle seine Sexualität nicht ständig offen zeigen: Mit seinem Partner ist er seit 27 Jahren zusammen. „Für schwule Beziehungen ist das ein halbes Leben“, betont er und will wohl sagen: Für ein schwules Paar sind er und sein Partner ganz schön heteronormativ unterwegs. Nicht so wie die anderen Schwulen? Eben ganz normal?
Da verwundert es auch kaum noch, dass er letztlich die Schuld für homophobe Übergriffe bei den Opfern sieht: Wer so offensichtlich seine sexuelle Orientierung zur Schau stellt, überfordere möglicherweise andere damit.
Dass es damals, zu Beginn seiner Beziehung, für ein schwules Paar nicht so einfach war wie heute, habe ihm und seinem Mann eher geholfen als sie behindert, erläutert er den Lübecker Nachrichten. „Wir haben versucht, den vermeintlichen Makel durch Leistung zu kompensieren.“
Ob sein Rat an die queere Community, sich den heterosexuellen Normen anzupassen, auf offene Ohren stößt, ist fraglich. Als Bürgermeister hat er aber offenbar ohnehin eine andere Zielgruppe im Sinn, von denen er sich Zustimmung erhofft.
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