Werder Bremen gegen Bayern München: Knapp verloren ist halb gewonnen
Bei Werder Bremen herrschte nach dem 1:2 gegen Bayern München Zufriedenheit über die eigene Leistung – und über die Niederlagen der Konkurrenz.
Nach fünfzehn Jahren ohne Sieg gegen den Serienmeister sind die Ziele bescheiden geworden. Von Mitte der 1980er-Jahre an waren diese Begegnungen für zwei Dekaden so etwas wie die deutsche Variante des spanischen Clásico, mit dramatischen Partien in Serie. Nach nunmehr 15 Jahren ohne Werder-Sieg blitzt schon Zufriedenheit auf, wenn das Spiel nicht schon zur Halbzeit entschieden ist – oder wie am Samstag bis zum Schlusspfiff sogar ein Punktgewinn drin ist.
In der 86. Minute hatte der gerade eingewechselte Niklas Schmidt mit einem wunderschönen Schuss aus 18 Metern in den Winkel für Hoffnung auf ein zumindest kleines Werder-Wunder gesorgt. Ein weiteres Tor hätte nicht nur einen weiteren Schritt zum Klassenerhalt bedeutet, sondern auch die Meisterschaftschancen der Bayern erheblich gedämpft – für den Werder-Angang ein weiterer Grund, in der Schlussphase noch mal alles zu geben.
Zuvor war es zweimal dann doch zu schnell gegangen für die hartnäckig verteidigenden Bremer. Serge Gnabry und Leroy Sané veredelten in der 62. und 72. Minute die spielerische Dominanz der Bayern zur 2:0-Führung. Die Bremer konnten auf der Gegenseite die Handvoll Chancen, die sie sich gegen hinten nicht immer sattelfeste Bayern herausspielten, lange nicht nutzen. „Du musst einfach ein Tor schießen und in Führung gehen gegen die Bayern, wenn du es so gut verteidigst“, sagte Leonardo Bittencourt.
Das Fehlen des Torjägers
In Münchner Strafraumnähe machte sich das Fehlen von Torjäger Niclas Füllkrug, der seit vier Spielen aufgrund von Wadenproblemen ausfällt, schmerzhaft bemerkbar. Werder kann eben Leistungsträger nicht so problemlos ersetzen wie die Bayern, die die beiden Nationalmannschaftsstürmer Thomas Müller und Sané erst nach einer guten Stunde einwechselten. Der Füllkrug-Ersatz hieß Romano Schmid, machte seine Sache gut, strahlte aber nicht ansatzweise die Torgefahr von Füllkrug aus, den in der Form der letzten Monate wohl sogar die Bayern gern in ihrer Mannschaft sähen.
Die Entspanntheit, mit der viele Werder-Fans die Niederlage hinnahmen, hatte neben der Leistung der eigenen Mannschaft auch mit zwei Spiel-Ergebnissen des Nachmittags zu tun. Nach den Niederlagen des VfL Bochum und von VfB Stuttgart war von vornherein klar, dass Werder mit sieben Punkten Sicherheitsabstand auf den Relegationsplatz in die letzten drei Saisonspiele geht. Dass man sich bei diesem Vorsprung überhaupt im Abstiegskampf wähnt, hat mit der Erinnerung an 2021 zu tun, als der Klub sich schon gerettet wähnte und noch abstieg. Punkte werden immer noch gebraucht, um das Thema endlich aus den Köpfen zu bekommen. Die besten Chancen dafür bietet wohl das Heimspiel gegen den 1. FC Köln in vierzehn Tagen. Kommende Woche wartet mit RB Leipzig erst mal das nächste Spitzenteam auf Werder.
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