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Verbot neuer Öl- und GasheizungenOhne Förderung keine Akzeptanz

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Ab 2024 soll der Einbau neuer Gas- und Ölheizungen verboten werden. Die Entscheidung ist überfällig, aber der Staat muss den Umstieg auch fördern.

Einbau einer neuen Gasbrennwerttherme, ab 2024 werden neue Gas- und Ölheizungen verboten Foto: Jan Woitas/dpa

D ie Aufregung ist groß, die FDP auf den Barrikaden. Ab 2024 will der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit der Wärmewende ernst machen: Der Einbau neuer Gas- und Ölheizungen soll verboten, kaputte Heizungen sollen mit mehrjährigen Übergangsfristen ausgetauscht werden. Das ist überfällig, die Aufregung nicht angemessen. Angesichts der Klimakrise wird es höchste Zeit, den Heizungsaustausch voranzutreiben und den CO2-Ausstoß durch Wärmeerzeugung einzudämmen.

Aber: Glücken wird dieses Vorhaben nur, wenn es Habeck gelingt, den Bür­ge­r:in­nen die Angst vor einem finanziellen Fiasko zu nehmen. Er hat zwar angekündigt, den Austausch sozial abzufedern. Aber er muss schnell erklären, was das im Detail bedeutet, damit sich die Aufregung nicht weiter hochschaukelt und die FDP das Projekt wegfegen kann.

Eine breite Akzeptanz für das Aus von Gas- und Ölheizungen wird es nur geben, wenn der Staat den Umstieg ausreichend und unkompliziert fördert. Schon der Austausch einer konventionellen kaputten Heizung durch eine herkömmliche geht richtig ins Geld.

Geld ist wichtig, aber löst nicht alle Probleme

Klimaschützende Lösungen wie Wärmepumpen kosten ein Vielfaches, und oft ist es mit dem neuen Gerät nicht getan, teure Folgearbeiten wie die Gebäudedämmung sind nötig. Reichen muss der Staat nicht helfen. Aber die Regierung muss mehr als die gerade über die Runden Kommenden im Blick haben. Nicht je­de:r Be­sit­ze­r:in eines Häuschens oder einer Eigentumswohnung hat Rücklagen. Und wer Mie­te­r:in­nen schützen will, muss auch Ver­mie­te­r:in­nen helfen – jedenfalls privaten.

Mit Geld allein ist es aber nicht getan. Viele Bür­ge­r:in­nen wollen wechseln, stehen aber vor enormen technischen Problemen. Welche Alternativen sie haben, können Laien kaum übersehen. Qualifizierte Fachleute zu finden, ist schwer. Bund, Länder und Kommunen müssen dafür sorgen, dass Bür­ge­r:in­nen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen: unabhängige Be­ra­te­rung und gute Handwerker:innen.

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Anja Krüger
Wirtschaftsredakteurin
Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).
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18 Kommentare

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  • Ohne Ausbildung kein Einbau gilt für die Alternativen. Speziell in Deutschland.

  • Wo soll den Herr Habeck das Geld für die Förderung hernehmen? Stichwort Schuldenbremse!

  • Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die Gebäudedämmung keine Folge der Heizungsumstellung, sondern eine Voraussetzung, da die neuen Heizungsarten deutlich weniger Wärme liefern.

    • @Jörg Schulz:

      Wenn in Zukunft deutlich weniger Energie verbraucht werden soll und wir uns im besten fall einer co2 neutralen Lebensweise nähern wollen, kommt man um die Dämmung unserer Häuser in Richtung passiv Haus standard nicht herum.



      Grundsätzlich kann eine Wärmepumpe auch ein ungedämmtes Haus heizen und gleich viel Wärme liefern wie ne verbrennerHeizung. Sie läuft nur effizienter bei niederen Vorlauftemperatur en. Niedere Vorlauftemperaturen funktionieren in systemen mit guter Dämmung und grossen Heizflächen , z.b. fussbodenheizung

      • @niko:

        "Grundsätzlich kann eine Wärmepumpe auch ein ungedämmtes Haus heizen und gleich viel Wärme liefern wie ne verbrennerHeizung. "

        Wenn Sie das sagen. Mir wurde anderes von unserem Installateur berichtet. Bei einer Vorlauftemperatur von unter 50 Grad gemessen an kältesten Tagen, nur dann ist es sinnvoll eine Wärmepumpe zu installieren und man brauch sich nicht zu sorgen Wärmeverlust beim Heizen zu haben. Höhere Vorheiztemperaturen erfordern Renovierung und Sanierung. Wenn nicht , versagt die Pumpe und die Energiekosten gehen hoch und höher und die Bude bleibt trotzdem kalt.

        Dass es sinnvoll ist Dach und Keller zu dämmen und auch nicht so in die Kosten geht, einverstanden. Aber oft muss beim Altbau alles saniert werden, Wie stellen sie sich denn ein Passivhaus in einem Fachwerkhaus oder einem Gründerzeitbau/Jugendstilhaus vor?



        Das wären Totalsanierungen. Bewohner raus und monatelang Baustelle. Das wäre oft nicht mehr zu bezahlen. Die Vermieter werden diese Kosten umlegen.



        Man muss auch den sozialen Aspekt berücksichtigen. Wohnen muss für alle bezahlbar sein. Oft ist es das heute schon nicht mehr. Habeck will dass diese Kosten die Eigentümer tragen. Das wird aber nie passieren. Wer jemals Luxussanierungen erlebt hat, kennt den Nervenkrieg. Die Mieter werden raussaniert und in der Kälte stehen gelassen.



        Für Altbauten brauchen wir Übergangslösungen und Alternativen.



        Kreativität entsteht durch Entgrenzung und eben nicht durch Verbot. Ich denke wir befinden uns in einer Einbahnstrasse, die in einer Sackgasse mündet. Dem Klima ist das aber egal.

        • @ki2023:

          Ich Stimme Ihnen zu und Teile ihre Ansichten im wesentlichen.



          Ändert allerdings nichts daran das auch ein ungedämmtes Haus grundsätzlich mit Wärmepumpe warm geheizt werden kann, ggf. Muss die Heizfläche durch grössere oder zusätzliche Heizkörper erweitert werden - ob das sinnvoll ist ist wieder ne andere Frage.



          Nimmt mn die Szenarien für 2050/30/40 oder sonstwann co2 neutral ernst, ist dann kein Platz mehr für Stuckfassaden oder Fachwerk im Außenbereich, dies wird dann Hinter einer Dämmschicht konserviert oder abgerissen. Ich hoff das bis dahin mein Verfallsdatum erreicht ist!



          Ich bin allerdings dennoch ein Befürworter des energiesparens und finde es gut wenn hier jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten das beste tut - peu apeu. Fachwekhäuschen können recht problemlos 6 cm von innen gedämmt werden, Raum für Raum, das erhöht auch den Wohnkomfort.



          Aus meiner Sicht ist die dämmung und energiewende nur mit DIY der Hausbesitzer bezahlbar umsetzbar.



          Schon öfters hier in der Kommune verlinkt habe ich den aquaeraclub - hilfe zur Selbsthilfe bei der Installation einer Wärmepumpe, mit vielen referenzanlagen im Altbau. aquarea.smallsolut...p?title=Hauptseite

    • @Jörg Schulz:

      20 Crad Raumtemperatur reicht

      • @Andreas Geiger:

        Bei mir sind 18° im Homeoffide und 12° im Rest der Wohnung.



        Der Vermieter wollte kürzlich eine neue Gastherme einbauen lassen - aber keinen Brennwertkessel, sondern dasselbe wie vorher.

  • Was meint das Parlament zu den Vorschlägen? Das entscheidet doch am Ende.

  • Handwerker:innen fehlen, Material fehlt - das ist nur ein Punkt des ganzen Problems. Wenn Sie ein altes Haus haben ist es praktisch unmöglich, dieses so zu sanieren, dass es wärmepumpengeeignet ist. Erstens würden sich die Kosten um die 200.000 belaufen, zweitens müssten Sie für ein Jahr ausziehen. Das können Sie nicht mit Hilfen vom Staat gutmachen. Und so etwas von Menschen zu erwarten, die gerade so über die Runden kommen, würde letztendlich Enteignung bedeuten. Kredite aufnehmen? Wer gibt älteren Menschen Kredite? Und das wenige Angesparte wird für spätere Pflege benötigt. Ich habe den Eindruck, dass zu viele in der Regierung im Wolkenkuckucksheim leben; gehen Sie einmal aufs Land, wo es die vielen alten Häuser gibt.

  • Aus der Amtlichen Mitteilung zum Volksentscheid in Berlin zum Klimaschutz (zusammen mit der Wahlinfo versendet:

    Argumente der Trägerin – Klimaschutz rechnet sich: …mit einer strombetriebenen Wärmepumpe beheizt man so 100 m2 für unter 40 Euro im Monat.

    Man muss nur rechnen wie die Aktivisten, schon gibt es keine Probleme mehr. Das war nur ein Highlight aus dem Buch des Hoffen und Glaubens ... aber wer liest sich das schon durch.

  • Zur Feier der "Klimakrise" verbrennt Deutschland fossile Energie und sog. Biomasse zur Stromerzeugung, als gäbe es kein Morgen. Und das wird es auch noch in 15 Jahren tun, weil der Ausbau stockt und an gigantische Speicher nicht zu denken ist.



    Zur Ablenkung soll der weisse alte Eigenheimbesitzer kujoniert werden, dass es Habeck u. v.d.L. eine Freude ist.



    Mitleid haben wir nur aus der falschen Ecke zu erwarten.



    Meine Lebensfreude sinkt mit dieser Aussicht rapide. Vom Kontostand ganz zu schweigen.

  • Und vielleicht sollte man hier einflechten, daß die Alternativen im Desaster münden - allerdings nicht zwangsläufig.



    Für geförderte Pelletheizungen holzen wir die letzten Urwälder ab - am besten allderdings nicht bei uns - und blasen Feinstaub und andere Schadstoffe in die Luft.



    Geförderte Wärmepumpen werden mit großen Mengen stark klimaschädlichen Kühlmitteln betrieben - selbstverständlich entweicht weder bei Produktion, Installation, Betrieb und Entsorgung irgendetwas davon in die Umwelt.



    Und die Schallbelästigung ist enorm.



    Ginge auch anders; aber warum - so ist es doch für Produzenten und Heizungsbauer profitabler.

  • 70 % heizen mit Gas oder Öl. Es wird nicht so schnell gehen auf Wärmepumpe umzustellen bzw. Wohnbestand energetisch fit zu machen. Die Probleme sind nicht nur finanzieller Natur. Die Industrie kann nicht liefern und Anlagenmechanlker fehlen. Die politisch Verantwortlichen wissen das.

  • Das einzige Vermögen, dass meine Mutter hat, ist ein gerade mal abbezahltes Haus aus den 70er Jahren. Rente hat sie so gut wie keine, auch keine Rücklagen, weil eben alles in diese EFH geflossen ist, einen Kredit würde sie auch nicht mehr bekommen und die Ölheizung ist auch schon wieder ein paar Jahre alt. Sie schluckt schon an der deutlich gestiegenen Grundsteuer, das größere Grundstück kann aber auch nicht anderweitig genutzt werden, also z. Bsp. Teile davon verkauft und bebaut werden.

    Sie hat somit die Arschkarte und wird, wenn sich das durchsetzt, vermutlich das Haus verkaufen müssen. Schon mal einen 80 jährigen Baum zwangsverpflanzt?

    • @MichaFr:

      "ein gerade mal abbezahltes Haus ... einen Kredit würde sie auch nicht mehr bekommen"

      Warum verkaufen? Sicher könnte sie eine Hypothek aufnehmen, wenn die Erben kein Interesse haben.

  • Tja, gerade erst hat Hr. Habeck und sein Ministerium die Förderlandschaft so verändert, dass es weniger Förderunterstützung gibt als dies noch 2022 festzustellen war. Möglicherweise liegt das daran, dass Hr. Lindner keine zusätzlichen Euros zur Verfügung stellen will um die "gelbe Null" zu erhalten. Gleichzeitig kritisiert die Partei von Hrn. Lindner aber den drinigend notwendigen Umbau der der Anlagen, anstatt finanzwirtschaftlich konstruktiv einen Weg zu ermöglichen. Scheinbar arbeitet die FDP nicht einmal mehr für sein eigenes Klientel die Immobilienbesitzer.

    • @Sonnenhaus:

      Da muss man halt Prioritäten setzen, was aber wohl kein Politiker offen und ehrlich zugeben wird. Mögliche Ansätze: Erben höher besteuern, Rentenzuschuss kürzen, weniger Geld für Flüchtlinge, Migranten und Asylbewerber, Vermögenssteuer einführen, Bundeswehr verkleinern, Zuschüsse und Subventionen jeder Art kürzen usw. Wird spannend...