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Europäische Söldner im KongoUnselige Tradition

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Weiße Abenteurer, die in Afrika auf Bestellung töten, gab und gibt es viele. Nun wütet eine rumänische Söldnertruppe im Kongo.

Ein Soldat der East Africa Community Regional Force an der Frontlinie bei Goma Foto: REUTERS/Arlette Bashizi

E uropäische Söldner haben im postkolonialen Afrika und speziell in der Demokratischen Republik Kongo eine unselige Tradition. Von den weißen Freischärlern, die nach Kongos Unabhängigkeit die Anhänger des ermordeten antikolonialen Freiheitshelden Patrice Lumumba jagten, bis zu den verdeckten Einsätzen der Veteranen von Südafrikas Apartheidarmee reicht die Geschichte weißer Abenteurer in Afrika, für die alle Schwarzen Freiwild sind, solange irgendjemand anderes dafür geradesteht und die Rechnungen zahlt.

Nun erlebt dieses Phänomen eine Wiedergeburt – mit dem Wüten der russischen Söldnerfirma Wagner in Mali und der Zentralafrikanischen Republik, und dem offenbar im Zusammenhang damit eingefädelten Einsatz einer rumänischen Söldnertruppe unter Kommando eines ehemaligen Fremdenlegionärs in der Demokratischen Republik Kongo.

Kaum hatte der UN-Sicherheitsrat im Dezember auf Betreiben Russlands Kongos Verpflichtung aufgehoben, jegliche ausländische Militärhilfe an die UN zu melden, landeten die ersten Rumänen in der ostkongolesischen Frontstadt Goma. Unzählige Fotos beweisen seitdem den Einsatz der weißen Kämpfer gemeinsam mit kongolesischen Soldaten draußen an der Front gegen Rebellen.

Kongos Regierung will mit diesem Deal am Rande der Legalität Stärke zeigen und ihre Souveränität unter Beweis stellen – und beweist das Gegenteil. Ihre Armee wird nicht allein mit Rebellen fertig, und die Meldepflicht für militärische Zusammenarbeit war durchaus sinnvoll. Dass nun ausgerechnet aus einem EU-Land eine Söldnertruppe auftritt, stellt wiederum Kongos „europäische Partner“ bloß, die bei der Regierung in Kinshasa sonst so gern mit erhobenem Zeigefinger interna­tio­na­le Verpflichtungen, Verfassungstreue und Bürgerrechte anmahnen.

Europäer sollen jetzt im Ostkongo einen schmutzigen Krieg führen, um eine strauchelnde Regierung zu retten. In einem der am schwersten geschundenen Kriegsgebiete der Erde werden viele Menschen jetzt noch mehr leiden. Was für ein Debakel.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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2 Kommentare

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  • Tshisekedi muss den Völkermord an den Tutsi in den 90gern anerkennen und die Hutu entwaffnen und bestenfalls zur Rechenschaft ziehen, dann hat er gewonnen und muss nicht mehr als Prellbock den ihr Spiel mitspielen.

  • Und es gab vor allem eine Deutsche Vergangenheit. Der sogenannte Kongo-Müller, Ex HJ-Führer, Soldat in Hitlers Wehrmacht und Berater der Bundswehr beteiligte sich 1964 mit einer vorwiegend deutschen Söldnertruppe aus Südafrika an den Kämpfen im Kongo. Er agierte mit seiner Truppe (siehe Wikipedia) auf Seiten des korrupten Politikers Tschombes. Dieser spaltete im Auftrag des Westens die reiche Provinz Katanga ab und ließ Lumumba nach seiner Auslieferung - mit HIlfe des belgischen Geheimdienstes - umbringen und seine Leiche beseitigen. Denn auch tot blieb Lumumba eine Gefahr für den weißen Imperialismus.