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Pannenserie beim Schützenpanzer PumaKrisengespräch mit Lambrecht

Bei einer Nato-Übung fiel der Schützenpanzer Puma komplett aus. Das Verteidigungsministerium will weitreichende Konsequenzen daraus ziehen.

Klang doch alles gut: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht lässt sich einen Schützenpanzer vom Typ Puma erklären Foto: Philipp Schulze/dpa

Berlin dpa | Verteidigungsministerin Christine Lambrecht zieht weitreichende Konsequenzen aus dem Pannendesaster bei Übungen mit dem Schützenpanzer Puma. Die SPD-Politikerin ließ am Montag nach Krisengesprächen geplante Nachbeschaffungen des Gefechtsfahrzeugs auf Eis legen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Zudem wurde beschlossen, die Soldaten der Bundeswehr vom 1. Januar an nicht mit dem modernen Puma, sondern mit dem seit Jahrzehnten genutzten Schützenpanzer Marder für die schnelle Nato-Eingreiftruppe VJTF bereitzustellen.

„Bevor sich das Fahrzeug nicht als stabil erweist, wird es kein 2. Los geben. Die Kritik aus dem Parlament ist vollkommen berechtigt“, teilte Lambrecht in Berlin mit. „Unsere Truppe muss sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und standfest sind. Und die Nato kann sich weiter auf unsere Pflichterfüllung bei der VJTF verlassen. Wir haben den Schützenpanzer Marder bereits bei den Vorbereitungen eingeplant und das hat sich als klug erwiesen.“

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde die geplante Unterzeichnung einer Übereinkunft für den Kauf weiterer Schützenpanzer auf Eis gelegt. Lambrecht: „Die neuerlichen Ausfälle des Schützenpanzers Puma sind ein herber Rückschlag.“

Bei einer Schießübung der Bundeswehr für die Beteiligung an der Nato-Eingreiftruppe (VJTF steht für Very High Readiness Joint Task Force) waren alle 18 der genutzten Panzer ausgefallen. Der von zahlreichen technischen Problemen geplagte Schützenpanzer Puma war erst im vergangenen Jahr für gefechtstauglich erklärt worden. Das von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) entwickelte und produzierte Gefechtsfahrzeug hatte zuvor schon als „Pannenpanzer“ Schlagzeilen gemacht.

„Wir waren nach den vorangegangenen Übungen noch recht zuversichtlich, weil der Puma sich gut geschlagen hatte. Und nun kommt dieser ungewöhnlich hohe Ausfall“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Am Vormittag habe Lambrecht sich von Generalinspekteur Eberhard Zorn, Rüstungsstaatssekretär Benedikt Zimmer und weiteren Offizieren informieren lasse. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde in einer ersten Bilanz ein uneinheitliches Schadensbild an den ausgefallenen Schützenpanzern festgestellt, das von abgenutzten Zahnkränzen bis hin zu Problemen mit der Elektronik reicht.

Die Grünen fordern Aufklärung

Nach einer Pannenserie forderte CDU-Generalsekretär Mario Czaja Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Handeln auf: „Der Bundeskanzler muss sich der Sache ebenso annehmen, denn wir müssen unserer Bündnisverpflichtung in der Nato auch gerecht werden können“, sagte Czaja am Montag in der Sendung „Frühstart“ von RTL/ntv. Die Probleme mit dem Schützenpanzer seien unangenehm und peinlich. Eine rasche Aufarbeitung sei notwendig. „Wir hoffen, dass wir da schnell in dieser Woche Klarheit haben.“

Die Grünen fordern Aufklärung. Die Probleme müssten „sehr, sehr schnell aufgeklärt“ und „vor allem dann auch gelöst werden“, sagte die Parteivorsitzende Ricarda Lang am Montag in Berlin. Sie gehe davon aus und erwarte, dass die Abgeordneten schnellstmöglich informiert würden. „Und vor allem glaube ich, ist es ein Zeichen dafür, dass wir insgesamt Probleme haben, wenn es um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr geht und auch um die Materialbeschaffung.“ Da müsse das Sondervermögen helfen, es brauche aber auch eine Reform des Beschaffungswesens.

Der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, forderte die Bundesregierung wegen der fortgesetzten Pannen beim Schützenpanzer Puma auf, Regressansprüche gegen die Hersteller zu prüfen. „Schrott für sechs Milliarden Euro ist peinlich für Deutschland. Der Schützenpanzer Puma war von Anfang an ein Fehlkonstrukt, ein Milliardengrab für die Steuerzahler“, kritisierte Bartsch. Er betonte zudem: „Schon 2017 waren von 71 fabrikneuen Puma nur 27 einsatzbereit. Dennoch haben sich die Kosten in der Folge verdoppelt.“

Die Bundeswehr hat etwa 350 der Schützenpanzer beschafft. Davon stehen aktuell 42 in einer speziellen Konfiguration für die VJTF zur Verfügung. Die Bundeswehrführung hatte den Panzer im März vergangenen Jahres nach umfangreichen Tests als gefechtstauglich eingestuft.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde um 15.20 Uhr umfassend aktualisiert.

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8 Kommentare

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  • Es bedarf doch einigen Mutes, dass die CDU hier Forderungen stellt.



    Die VerteidigungsministerInnen der letzten 20 Jahre kamen aus CDU oder CSU.



    Es wird Zeit, dass veröffentlicht wird, wer den Karren (Panzer) in den Dreck gezogen hat.



    Auch die Hersteller sind hier in die Pflicht zu nehmen.



    Das Sondervermögen der Regierung war der richtige Schritt. Ob es reicht, nach all den Mängeln und Versorgungsengpässen, wird sich erweisen.



    Interessant wäre auch, wer in der Bundeswehr im letzten Jahr behauptete, die Punas seien einsatzbereit.



    Die Nachbestellung und den Umbau erstmal auf Eis zu legen, ist der richtige Schritt durch die Verteidigungsministerin.

  • Wenn mein Polo ausfällt, hat VW ein Problem. Warum ist das jetzt also ein problem von Frau Lamprecht und nicht eins des Herstellers?

    • @Jalella:

      Weil Probleme und Verluste immer vergesellschaftlicht werden, während man Gewinne und Erfolge privatisiert.

      Nur, muss man bei der Bundeswehr wohl auch anmerken, dass die Millionen von Sonderwünschen und die ewig langen Beschaffungsverfahren der Sache auch nicht dienlich waren/sind. Wie in so vielen Bereichen, gibt es auch hier ein klares Kompetenzproblem in den Ministerien und der Politik

      Die deutsche Rüstungsindustrie gehört zu den Top 5 in der Welt. Das heißt wohl, dass die auch funktionierendes Gerät produzieren. Wenn auch nicht für die Bundeswehr. /shrug

  • Immer bedenken: Kein einziger Panzer wurde von einem Soldaten beschafft. Kein Soldat unterschreibt einen Vertrag oder bezahlt irgendein Geraet. Alles liegt in ziviler Verwaltung und Kontrolle. Auch historisch bedingt!



    Nicht, dass Soldaten das automatisch besser koennten. Aber die Pannen lassen keine Aussage zu ueber die Unfaehigkeit des Heeres.

    • 1G
      14397 (Profil gelöscht)
      @Charlie Foxtrot:

      "Die Bundeswehrführung hatte den Panzer im März vergangenen Jahres nach umfangreichen Tests als gefechtstauglich eingestuft."

      Die Gefechtstauglichkeit prüfen doch wohl Soldaten, vielleicht auch Soldatinnen.

  • Schuster bleib bei deinen Leisten.



    Auch wenn die Ansagen der Bundeswehr Ende 2021 letztlich falsch waren, war die Idee, keine Panzer in die Ukraine zu schicken, richtig.



    Nun können wir wenigstens mit dem funktionierenden Altgerät Marder die Bündnisfähigkeit aufrecht erhalten.



    Es war höchste Zeit für ein Sondervermögen für die Bundeswehr.



    Offenbar haben die Verteidigungsminister der letzten 20 Jahre ziehmlichen Murks hinterlassen.



    Da der Bau von Kriegsgerät offenbar etwas länger dauert, als der eines PKWS, ist die Strategie der Verteidigungsministerin, erprobte Systeme im Ausland einzukaufen richtig.



    Das gute daran ist, dass die Stimmen nach Panzerlieferungen in die Ukraine nun verstummen werden.



    Es ist nun für JedeN offensichtlich, dass wir von den militärischen Möglichkeiten der USA, auch bei der Abgabe von Waffensystemen, kilometerweit entfernt sind.



    Auch in Zukunft sollten wir uns wieder auf Diplomatie zurück besinnen. Die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes sollte bei der Bundeswehr wieder an erster Stelle stehen.

  • Geldvernichtungsmaschine Bundeswehr.



    Was wird eigentlich mit den 45 Milliarden Etat gemacht, welche die Bundeswehr jährlich(!) erhält? Nichts funktioniert, überall Mangelwirtschaft. Wo versickern die Milliarden eigentlich, außer bei den "Beratungsunternehmen".

    • @Rudi Hamm:

      Zählen sie mal, wieviele Admiral die Deutsche Marine hat.



      Und dann zählen sie mal, wieviele gefechtstaugliche Schiffe und Boote sie hat.

      Dann haben sie zumindest mal eine Vermutung, was eine weitere Geldsenke sein könnte.