Razzia wegen Wahlkampf-Finanzierung: AfD-Geschäftsstelle durchsucht
Die Staatsanwaltschaft Berlin durchsucht die Zentrale der AfD in Berlin. Es geht um die unklare Finanzierung des Bundestagswahlkampfs 2017.
Die Staatsanwaltschaft Berlin sprach von zwei Ermittlungsverfahren gegen den früheren AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen und den ehemaligen Bundesschatzmeister Klaus-Günther Fohrmann. Gegen sie bestehe ein Anfangsverdacht wegen Untreue und des Verstoßes gegen das Parteigesetz. Rechenschaftsberichte der Jahre 2016 bis 2018 an den Bundestag enthielten „mutmaßlich fehlerhafte Angaben hinsichtlich Parteispenden“.
Die Durchsuchungen fanden laut Staatsanwaltschaft an insgesamt sieben Orten in Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen statt. Neben der Bundesgeschäftsstelle habe dies auch Dritte betroffen, die selbst nicht Beschuldigte seien.
Schon länger gibt es offene Fragen über die Finanzierung des Bundestagswahlkampfs der AfD von 2017. So ist ungeklärt, ob die AfD durch Wahlwerbeaktionen des undurchsichtigen „Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheiten“ im Wahlkampf direkt unterstützt wurde.
Immunität von Meuthen bereits aufgehoben
Gegen Meuthen, der inzwischen aus der AfD ausgetreten ist, aber noch im Europaparlament sitzt, wird deshalb bereits seit Monaten ermittelt. Im Februar wurde seine Immunität im europäischen Parlament aufgehoben. In einer Beschlussvorlage hieß es damals, dass es beim AfD-Rechenschaftsbericht von 2016 mutmaßlich unzutreffende Angaben über insgesamt 89.800 Euro gab, die Meuthen von einer schweizerischen Gesellschaft für Anzeigen, Plakate und Flyer für den Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg erhalten haben soll. Gemeint ist die Werbeagentur Goal AG, die auch andere AfD-Politiker:innen unterstützt haben soll.
Beim Rechtenschaftsbericht 2017 geht es demnach um Unterstützungsleistungen für den Bundestagswahlkampf und den Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen, beim Bericht von 2018 um den bayrischen Landtagswahlkampf.
Am Mittwoch versuchte ein AfD-Sprecher zu beschwichtigen und sagte der taz, es gebe bei den Rechenschaftsberichten nur „in einigen wenigen Punkten Klärungsbedarf“. Die Staatsanwaltschaft sieht aber offenbar größeren Klärungsbedarf – was sie mit ihren Durchsuchungen unterstreicht. Auch die Behörde bestätigte, dass Unterlagen und Datenträger gesucht und aufgefunden wurden, die nun ausgewertet würden.
AfD-Chef Chrupalla beschwerte sich, man hätte die Unterlagen auch so zur Verfügung gestellt, wenn die Staatsanwaltschaft zuvor darum gebeten hätte. Die Durchsuchungen seien ein gezieltes Vorgehen gegen die „Integrität unserer parteiinternen Daten“. Auch die Co-Vorsitzende Alice Weidel sprach von einer „äußert unverhältnismäßigen Maßnahme“, die eine „Einschüchterung“ der Oppositionspartei sei. Zuletzt hatte die Bundestagsverwaltung wegen illegaler Spenden schon wiederholt Strafzahlungen gegen die AfD über hunderttausende Euro verhängt.
Aktualisiert und ergänzt am 28.09.2022 um 15:25 Uhr. d. R.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um Termin für Bundestagswahl
Vor März wird das nichts
Bewertung aus dem Bundesinnenministerium
Auch Hamas-Dreiecke nun verboten
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Einigung zwischen Union und SPD
Vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar
Wirbel um Berichterstattung in Amsterdam
Medien zeigen falsches Hetz-Video
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will