Neonazis auf dem Land: Wenn Rechtsextreme Erntedank feiern
Ein Hof bei Eschede ist Treffpunkt der Neonaziszene. Das Netzwerk Südheide kritisiert, dass die Behörden nicht einschreiten.
I n Zeiten harter Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie waren die Brauchtumsfeiern eingeschränkt, kein Zusammentreffen um Odin zu beschwören oder Ostara zu gedenken. Am kommenden Wochenende aber richtet die NPD auf einen Hof bei Eschede wieder ein Erntedankfest aus. Die ganze Familie soll zu der Brauchtumsfeier kommen, bei der meist Volkstanz, Kinderprogramm und Flohmarkt angeboten werden.
Hier in der niedersächsischen Gemeinde werden die vermeintlich ureigene Kultur gepflegt und szenerelevante Kontakte geknüpft. Bei dem Fest wird eben nicht bloß der Ernte von Obst, Gemüse, Getreide oder Kürbissen gedankt. „Das eigentliche Ziel ist es, auf dem ‚Treffen der Treffen‘ der norddeutschen Neonazi-Szene Termine abzusprechen und neue Aktionen vorzubereiten“, sagt Wilfried Manneke, Sprecher des Netzwerkes Südheide gegen Rechtsextremismus.
Vor etwa drei Jahren, 2019, kam in der Region zwischen Celle und Uelzen die Hoffnung auf, dass auf dem Hof keine rechtsextremen Events mehr stattfinden könnten. Der Besitzer, Joachim Nahtz, hatte finanzielle Probleme, der Zustand des Hofes offenbarte schon lange die Finanzlage. Nahtz hatte bereits sieben Hektar Wiese verkauft, 2014 fing die Scheune Feuer.
Auf dem rund 5.000 Quadratmeter großen Hof hatten Kameraden versucht, Schrott und Gerümpel wegzuräumen und verbrannten Abfälle, was zu dem Brand geführt haben soll. Die NPD half ihrem langjährigen Parteifreund, der der Partei seit über 15 Jahren angehört. Sie kaufte den Hof, begann mit Renovierungs- und Ausbauarbeiten. Trotz Corona-Einschränkungen leisteten Kameraden im April 2020 Arbeitseinsätze. Das Ziel der Partei: ein gut saniertes Zentrum.
Kern der extremen Rechten
2019 beklagt das Netzwerk Südheide den reibungslosen Verkauf. „Jetzt haben wir es nicht nur mit einem irrlichternden Landwirt, sondern mit einer organisierten rechtsextremen Parteistruktur in unserer Nachbarschaft zu tun. Das ist eine neue Qualität“, sagte Manneke nach Bekanntwerden des Verkaufs. Bis heute erkennt das Netzwerk nicht, dass staatliche Institutionen einschreiten. Im Sommer hätten sie feststellen müssen, dass nicht viel getan worden war, um dem Treiben auf dem Hof ein Ende zu bereiten.
„Im Gegenteil“, sagt Manneke, „Baumaßnahmen sind erfolgt und der Hof somit auch erweitert worden.“ Die Behörden würden keine direkten Auskünfte geben und lediglich bekanntgeben, dass es Sanierungsarbeiten seien, die notwendig wären, um den Hof zu erhalten und bewohnbar zu machen, erzählt der pensionierte Pastor und betont: „Die Rechtsextremen auf dem NPD-Hof sind eben nicht die netten Jungs von nebenan. Sie gehören zum harten Kern der extremen Rechten in Norddeutschland.“
In den vergangenen Jahren hat das Netzwerk immer wieder Gegenproteste organisiert. Am Samstag plant jetzt das Netzwerk zusammen mit dem DGB-Kreisverband Celle erneut eine Demonstration zum NPD-Zentrum. Eine breite Allianz sei längst entstanden.
„Die Behauptung, gegen Rechtsextreme demonstrieren ja nur Linke, ist reine NPD-Propaganda. Die NPD versucht mit diesem Argument darüber hinwegzutäuschen, dass die überwiegende Mehrheit unserer Gesellschaft rechtsextremes Gedankengut entschieden ablehnt“, sagt Manneke.
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