piwik no script img

Bericht über geplante KohlemeilerZu viel Kohle für 1,5 Grad

Immer noch planen 34 Länder weltweit neue Kohlekraftwerke. Größter Verschmutzer: China, das auf Energiesicherheit setzt.

Kohlekraftwerk in Datong Foto: Jason Lee/reuters

Berlin taz | Die Zahl der weltweit geplanten Kohlekraftwerke nahm im vergangenen Jahr weiter ab – und dennoch verbrennt die Menschheit immer noch zu viel von dem fossilen Brennstoff, um die Erderhitzung auf einem Niveau von 1,5 Grad abzubremsen. Das ist das Ergebnis des Global Energy Monitor, den mehrere Klimaschutz-NGOs jährlich erstellen.

Danach sank die Kapazität der weltweit projektierten Kohlemeilerprojekte 2021 um 13 Prozent auf 457 Gigawatt (GW), die Zahl der Länder mit Kohleblöcken in Planung ging von 41 auf 34 zurück. Dafür nahm die Kraftwerkskapazität um 18,2 GW zu, da weniger Kraftwerke stillgelegt wurden – und die Nachfrage anstieg.

Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der 45 GW neu in Betrieb genommener Kapazität stehen in China. Außerhalb Chinas schrumpfte die Kohlekraftwerksflotte das vierte Jahr in Folge. In der EU gingen Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von insgesamt 12,9 GW vom Netz, davon 5,8 GW in Deutschland. Portugal legte seine letzten 1,9 GW im November 2021 still – und vollzog damit den Kohleausstieg neun Jahre früher als geplant. Deutschland will 2030 folgen.

Laut dem Anfang April erschienen dritten Teilbericht des Weltklimarats (IPCC) verkraftet das verbleibende globale CO2-Budget keine neuen Kohlekraftwerke. Die Kohlenutzung muss danach bis 2030 um 75 Prozent im Vergleich zu dem Niveau von 2019 sinken, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten.

China setzt auf Energiesicherheit

Vieles hängt vom Krieg in der Ukraine ab. China, der größte Kohleförderer und -verbraucher weltweit, setzt nämlich unter dem Eindruck des russischen Überfalls verstärkt auf Kohleverstromung, um Energiesicherheit zu gewährleisten.

Die Kapazitäten zur Kohleförderung sollen deshalb allein in diesem Jahr um 300 Millionen Tonnen oder sieben Prozent erweitert werden. Die Regierung will damit die schwächelnde Wirtschaft ankurbeln – und weniger von Rohstoff-Importen abhängig werden.

Eigentlich plante Peking, ab 2030 die CO2-Emissionen zu senken und bis 2060 CO2-Neutralität zu erreichen. „Wir sind hinsichtlich des Klimaschutzes in China in einer ungünstigen Zeitphase“, sagt Li Shuo von Greenpeace.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • China tut dass, was man angekündigt hat…massiver Ausbau der Nutzung von Kohle in den kommenden Jahren.

  • Stefan Aust beschreibt in seinem Buch über "Xi Jingping", das es In China gerade darum geht, die alten luftverpestenden Kraftwerke durch hochmoderne mit Filteranlagen zu ersetzen. China hat aktuell ein Problem mit dreckiger Luft und Smog, das CO2 Klimathema steht an zweiter Stelle. Der Zusammenhang wird gerne verschwiegen.