Absage von Feuerwerken: Zeit für was Neues
Auf Geflüchtete wirken Feuerwerke oft beängstigend oder sogar re-traumatisierend. Soll man deshalb verzichten? Irgendwie schon.
G erade gibt es in vielen Städten diese Diskussion: Endlich geht das Leben nach Corona und damit auch der Rummel wieder los, die Frühlings- oder Maifeste, der Hamburger Dom ist gerade zuende gegangen.
Und fast immer gibt es da auch Feuerwerke. Nun sind die Städte aber voller Menschen, die vor dem Ukrainekrieg geflüchtet sind und für die nächtliches Geknalle und Funkenflug am Himmel Tod, Schmerz und Verzweiflung bedeutet. Muss man da nicht Rücksicht nehmen? Hamburg hat das getan, andere Städte nicht.
Hannover hat damit ein ganz spezielles Problem: Hier gibt es nicht nur während des dreiwöchigen Frühlingsfestes jeden Freitag ein Feuerwerk, sondern auch noch den Internationalen Feuerwerkswettbewerb in den Herrenhäuser Gärten, der sich über fünf Sommerabende zwischen Mai und September zieht. An der aufwändigen Großveranstaltung mit Musik und Gourmethäppchen hängen monatelange Vorbereitungen.
Die Veranstalter haben nun angekündigt, eine Informationskampagne aufziehen zu wollen. Mit Plakaten und QR-Codes will man in den Unterkünften und auf der Straße aufklären und vorwarnen. Aber auch daran entzündet sich Kritik in den Sozialen Medien: Denn erstens ist es nicht ganz leicht, die häufig privat untergebrachten Geflüchteten zu erreichen.
Und zweitens zeigt sich auch hier wieder eine Ungleichbehandlung – den Geflüchteten anderer Kriege (etwa aus Syrien, dem Irak, Afghanistan oder auch vom Balkan) hat man so viel Rücksichtnahme schließlich nie zuteilwerden lassen. Wobei es andersherum natürlich ein schlechtes Argument ist, eine einmal erkannte Rücksichtslosigkeit fortzusetzen, damit es nicht ungerecht wird.
Die Absagegründe häufen sich
Das Problem betrifft nicht nur Feuerwerke, auch die Sirenen, die in vielen Ortschaften für Nach-Alarmierungen bei der Freiwilligen Feuerwehr oder Probealarme genutzt werden, erschrecken und retraumatisieren Menschen, die glauben, sie müssten nun auch hier ganz schnell in den Bunker flüchten.
Das Feuerwerk hat nun das zusätzliche Problem, dass es eben keinen dringenden Zweck erfüllt, sondern reines Vergnügen ist. Und daran gab es ja vorher schon massig Kritik: Der Lärm, der Gestank, der Müll, die Verletzungsgefahren, die verstörten Tiere, das gebeutelte Klima.
Möglicherweise wäre es für kluge Veranstalter, Pyrotechniker und Produzenten an der Zeit, sich nach Alternativen umzusehen. Darüber haben selbst die Australier schon nachgedacht, seit ihr legendäres Silvesterfeuerwerk zur Buschbrandgefahr wurde.
Und technikversessene Städte wie Singapur und Schanghai experimentieren mit Lichtshows, die aus Projektionen und LED-gespickten Drohnen bestehen. Vielleicht ließe sich von dem retten, was schön ist am Feuerwerk: Die Magie, das Ritual, die Ohs und Ahs – ganz ohne Kollateralschäden.
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