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Prorussische DemonstrationenAutokorsos für Putin

In mehreren deutschen Städten demonstrierten tausende von Menschen. Es gab aber auch zahlreiche Gegenkundgebungen.

Verbotener Autokorso: Pro-Russische De­mons­tran­t:in­nen in Frankfurt am 10. April Foto: Kai Pfaffenbach/ reuters

Berlin dpa/epd/taz | In mehreren deutschen Städten kam es am Wochenende zu prorussischen Demonstrationen und proukrainischen Gegenveranstaltungen. So versammelten sich in Frankfurt am Main etwa 800 Menschen auf dem Opernplatz. Die Demonstration fand unter dem Motto „Gegen Hetze und Diskriminierung der russischsprachigen Mitbürger/Gegen Krieg – Für Frieden“ statt. Ein geplanter Autokorso mit 700 Fahrzeugen wurde von der Stadt verboten. Trotzdem kreisten einige Autos durch die Innenstadt. Laut Polizei riefen sie kriegstreiberische Parolen und zeigten Russlandflaggen.

Die Demonstration fand zudem unter strengen Auflagen statt: So durften die Teil­neh­me­r:in­nen den prorussischen Angriffskrieg weder in Wort noch Bild befürworten. Auch Abbildungen und Banner mit dem Buchstaben „Z“ sowie das Sankt-Georgs-Band durften nicht gezeigt werden. Das „Z“ gilt als Propagandasymbol und ist oft auf russischen Panzern und Uniformen zu sehen. Was es genau bedeutet, ist unklar. Laut dem russischen Verteidigungsministerium soll „Z“ für „Za pobyedu“, auf Deutsch: „Für den Sieg“ stehen. Das Sankt-Georgs-Band gilt seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 als Symbol für die Unterstützung von Wladimir Putins Politik.

Während in Frankfurt der Autokorso verboten wurde, durften in Hannover rund 350 Autos durch die Straßen fahren. Die Versammlung fand unter ähnlich strengen Auflagen statt. Laut Polizei wurden keine verbotenen Zeichen beobachtet. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk verurteilte vorab die Aktion: „Dass dieser Autokorso in Hannover geduldet wird, ist eine Schande für Deutschland!“, schrieb er auf Twitter. Und auch im Allgäu kam es zu einem Autokorso. Dort fuhren rund 275 Fahrzeuge mit insgesamt 600 Menschen von Kaufbeuren nach Kempten und zurück.

Relativ friedlich

Der Freundeskreis Hannover rief zudem zu einer friedlichen Gegenkundgebung auf. Laut Polizei kamen dafür etwa 3.500 Menschen in der Innenstadt zusammen. Außerdem trafen sich rund 50 Mitglieder des Vespa-Clubs Hannover mit Motorrollern zu einer Solidaritätsfahrt durch die Stadt. Auch in Frankfurt hatten mehrere Gruppen Gegenkundgebungen organisiert. Dort nahmen etwa 2.500 Menschen teil. In allen Städten verliefen die Demonstrationen und Gegenkundgebungen relativ friedlich. Nur in Hannover wurde der Autokorso kurz durch eine Sitzblockade aufgehalten und Eier wurden auf die Fahrzeuge geworfen.

Zudem wurde in Lübeck am Samstagabend ein Autokorso von der Polizei gestoppt. Unter dem Motto „Gegen den Hass“ waren dort 60 Autos auf den Straßen unterwegs. Die Teilnehmer demonstrierten ihre Unterstützung für den russischen Angriffskrieg. Die Polizei erstattete vier Strafanzeigen.

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11 Kommentare

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  • „Gegen Hass“ aufs Banner zu schreiben und den russischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine zu legitimieren … das ist kühn, darauf muss man erst mal kommen.



    Und ich muss dabei an Orwell denken. In meinen friedensbewegten Zeiten in den Achtzigerjahren habe ich es schon als Blasphemie empfunden, dass ein US-amerikanisches Atom-U-Boot auf den Namen „Corpus Christi“ getauft wird.

  • Klare Ansage machen: ihr werdet alle vom Verfassungsschutz beobachtet und im Falle eines russischen Angriffs seid ihr natürlich alle des Landesverrats verdächtig.

    • @Suryo:

      Es ist kein Landesverrat, wenn man in einem Krieg, an dem Deutschland nicht einmal direkt beteiligt ist, mit der zum Gegner deklarierten Seite sympathisiert und das auch offen zeigt; es gibt in Deutschland zum Glück kein Gesinnungsstrafrecht.

      • @O.F.:

        Ich schrieb: im Falle eines Angriffes.

  • Autokorsos für Putin sind doch nur eine dreiste Zurschaustellung des Ölreichtums der russischen Föderation.

    Man darf sich davon nicht provozieren lassen.

  • Schade. So setzt sich also die Propaganda fort. Gegen den Hass, für die Liebe und für Krieg. An was erinnert uns das? Als Nächstes kommt das Gejammer über die deutsche Diktatur. Die Teilnehmer sollten kurz darüber nachdenken was in Russland wohl passieren würde, falls es je zu einem Autokorso mit ukrainischen Flaggen käme. Können sie beim nächsten Heimaturlaub mal ausprobieren. Dann brauchen sie auch nicht mehr hierher zurück.

    • @Isar21:

      wir sind hier nicht in russland, nicht in der ukraine sondern in deutschland...



      da darf man eben seine meinung äußern, so soll es bleiben!

  • Gehört es eigentlich zur Demonstrationsfreitheit schön bequem im Auto, auf dem Motorrad, mit LKW usw. auf die Straße zu "gehen"? Ich fürchte ja immer die Gewerkschaft der Piloten könnte auf dumme Gedanken kommen... Und wieviele Putin Versteher würden tatsächlich auch zu Fuß gehen?

    • @nuklar:

      verstehst Du eigentlich was? dann wäre doch putin verstehen schonmal was..



      ich vermag es leider nicht...

  • Autokorsos für Putin



    Kann man diese Teilnehmer nicht wegen Blödheit verhaften?



    Aber wo soll das hinführen.



    Es gibt ja noch andere Probleme... Gleiches Recht....



    Halb Deutschland sitzt dann im Knast.



    Hmmm

    • @cuba libre:

      :-) ja demostationsfreiheit heißt so, weil man die meinung nicht mögen muss...



      lauter scheinheilige krähen in deutschland (nix gegen krähen)