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Internationale Proteste gegen KonzerneKlimaschutz statt Neokolonialismus

In 19 Ländern demonstrieren Aktivist*in­nen heute gegen die Zerstörung der Küsten des globalen Südens. Anlass ist die Ölkatastrophe in Perú.

Fi­sche­r:in­nen protestieren am 3. Februar vor der Repsol-Raffinerie in Lima Foto: Paolo Aguilar/epa

Hamburg taz | Mit einer internationalen Widerstandsbewegung wollen sie sich gegen eine globale Bedrohung organisieren: In 19 Ländern demonstrierten am Freitag Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen gegen die Gefährdung der Ozeane und Küstenregionen durch Großkonzerne. In Spanien, Perú, Uruguay, Serbien, Deutschland, Argentinien, Nigeria, Südafrika und anderen Ländern adressierten die Ak­ti­vis­t*in­nen vor allem fossile Energieunternehmen und die durch sie verursachte Zerstörung von Lebensräumen im globalen Süden.

Der Anlass für den Protest ist die Ölkatastrophe vor der Küste Perus. Seit einem Tankerunglück des spanischen Erdölkonzerns Repsol am 15. Januar sind dort fast zwei Millionen Liter Öl ins Meer gelangt und verschmutzen 24 Strände. Es ist die schwerste Umweltkatastrophe in der jüngeren Geschichte des Landes. Doch der spanische Konzern weist die Verantwortung weitgehend von sich – Schuld sei vielmehr der Vulkanausbruch vor der Küste von Tonga, der hohe Wellen verursacht habe.

„Es darf nicht sein, dass ein spanischer Konzern auf der anderen Seite der Welt einen Ökozid verursacht und ungeschoren damit davonkommt“, sagt der argentinische Aktivist Esteban Servat. „Wir müssen die europäischen Konzerne unter Druck setzen, die in neokolonialistischer Tradition Ressourcen im globalen Süden ausbeuten und Lebensräume zerstören.“

Der Protesttag, an dem sich auch Fridays for Future, Extinction Rebellion und Ende Gelände beteiligen, sei kurzfristig von Gruppen aus südlichen Ländern initiiert worden. In Berlin beteiligen sich unter anderem Kollektive aus Bolivien, Guatemala und Ecuador. Ab dem Mittag wollten sie vor die spanische Botschaft ziehen, um den Regierungschef Pedro Sanchez in die Verantwortung für die Ölkatastrophe in Perú zu nehmen. Danach zogen sie zur norwegischen Botschaft, um den norwegischen Konzern Equinor zu kritisieren, der in Argentinien Fracking betreibt und Erdöl und Erdgas in weite Teile der Welt liefert.

Ölpest auch im ecuadorianischen Amazonas und in Thailand

Wie Perú leidet auch Ecuador aktuell unter einer gigantischen Ölkatastrophe. Heftige Regenfälle lösten nicht nur die schwersten Überschwemmungen seit 20 Jahren mit mindestens 24 Toten aus. In der Provinz Napo zerstörte eine Schlammlawine Ende Januar eine Pipeline des Konzerns OCP – fast eine Million Liter Öl flossen in den Amazonas-Regenwald. Viele Flüsse, aus denen Indigene sich mit Wasser versorgen, sind kontaminiert.

Auch vor der thailändischen Küste strömten zehntausend Liter Rohöl ins Meer. Aus einem Leck in einer Unterwasser-Pipeline der „Star Petroleum Refining Company“ trieb der 47 Quadratkilometer große Ölteppich an den beliebten Sandstrand Mae Ram Phueng Beach, 200 Kilometer südöstlich von Bangkok. Rohöl besteht hauptsächlich aus Kohlenwasserstoff und enthält außerdem für Ökosysteme schädliche Schwermetalle, Stickstoffverbindungen und 10.000 Einzelsubstanzen.

Neben dem Fokus auf der neokolonialistischen Klimazerstörung wollen die Ak­ti­vis­t*in­nen bei den heutigen Aktionen auch die internationale Finanzpolitik kritisieren. In Washington DC meldete Extinction Rebellion Proteste vor der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) an. „Durch riesige Kredite, die niemals abbezahlt werden können, erpressen die Finanzinstitute Lizenzen für Ausbeutungen und Umweltzerstörung von den abhängigen Ländern des Südens“, sagt Servat.

Derzeit steht etwa Argentiniens Regierung massiv unter Druck, seit sich das Land mit dem IWF auf gigantische Schuldenrückzahlungen geeinigt hat. Argentinien ist die mit Abstand größte Schuldnerin des IWF und muss in den nächsten drei Jahren 42 Milliarden Dollar zurückzahlen. Gespart werden soll das Geld bei den Sozial- und Rentenausgaben des Staates.

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1 Kommentar

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  • Peru hat es schlicht versemmelt angesichts des Tsunamis Warnungen auszusprechen. Schuld an der Ölkatastrophe ist Peru selbst.