Reformen in der Katholischen Kirche: Menschenrechte als Maßstab
Die Signale des Synodalen Wegs lassen auf umfassende Reformen hoffen. Es ist an den Bischöfen, schon jetzt umzusetzen, was machbar ist.
H offnung auf eine reformierbare Kirche. Wie sehr wir daran glauben wollen, zeigt die Euphorie der Reformer*innen. Die vergangenen Tage können sicherlich als Hoffnungsschimmer gedeutet werden. Was diese Kirche jetzt braucht, ist, jedoch weiterhin kritisch und wachsam zu bleiben.
Die in der Öffentlichkeit gefeierten Beschlüsse sind noch nicht final im Gepäck. Immerhin wurden die sogenannten heißen Eisen, wie die Aufhebung des Pflichtzölibats, das Diakonat und das sakramentale Amt für Frauen, Neubewertung von Homosexualität, Segnungsfeiern und die Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, angesprochen.
Die sehr guten Nachrichten sind, dass die Texte zu all diesen Themen mit großer Mehrheit durch die erste Lesung gekommen sind und damit in den Synodalforen weiter behandelt werden dürfen. Allein das ist erstaunlich, blieb doch lange unklar, wie viele besonders unter den Bischöfen Reformwillen zeigen. Für einen Beschluss braucht es jedoch noch eine zweite Lesung.
Synodaler Weg ist eine Chance
Und dann ist da noch Rom. In seiner Rede macht Nuntius Eterović, der Beobachter aus Rom, deutlich, dass der Papst das letzte Wort hat. Umso wichtiger ist es, dass die deutschen Bischöfe nun Ernst machen und ihren Worten Taten folgen lassen. Viele der Forderungen können bereits jetzt umgesetzt werden. In wenigen Wochen steht die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz an und mit ihr die Möglichkeit zu beweisen, dass die Beteuerungen der letzten Tage ernst gemeint waren.
Die Bischöfe sollten zeitnah umsetzen, was möglich ist. Wichtig ist jetzt, deutlich zu machen, dass der Synodale Weg eine Chance ist, nicht nur von Veränderungen zu sprechen, sondern auch klare Entscheidungen für die Umsetzung zu treffen und die strukturellen Begünstigungen für Missbrauch zu beseitigen. Und wir müssen deutlich machen, dass wir all diese Veränderungen nicht anstreben, weil sie uns die Kirchenbänke wieder füllen, sondern weil wir Missbrauch verhindern müssen.
Es ist unsere Verantwortung, die Menschenrechte als Maßstab zu sehen und nicht hinter ihnen zurückzufallen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Hamburg und die Kühne-Oper
Als das Wünschen noch geholfen hat