Luxemburg-Liebknecht-Demo: Aufforderung zum Klassenkampf
Zwischen DDR-Nostalgie, Mao-Kult und linker Realpolitik: Die alljährliche Luxemburg-Liebknecht-Demo bleibt sich treu.
Der Demonstrationszug startet wie jedes Jahr um kurz nach 10 Uhr vom U-Bahnhof Frankfurter Tor. Die meisten schwenken rote Fahnen und tragen schwarze Klamotten. Ein Demoblock ist in Blau gekleidet, und an den Ärmeln sieht man das gelb-schwarze Abzeichen der FDJ. Im letzten Jahr gab es wegen ebendiesen Symbols auf der LL-Demo Zwischenfälle mit der Polizei: Das Tragen des westdeutschen FDJ-Zeichens ist verboten, das ostdeutsche ist legal.
Das Problem ist nur, dass die beiden Zeichen kaum zu unterscheiden sind. „Letztes Jahr wurden wir festgenommen, heute ist alles ruhig“, sagt ein älterer Demonstrationsteilnehmer. Er ist aus Jena angereist und trägt stolz seine blaue FDJ-Uniform. Der Demoblock ist zwar der kleinste, dafür wird im Hintergrund fleißig mit Trompeten und Trommeln musiziert: Der alte Partisanenschlager „Bella Ciao“ und so weiter.
Zu viel (N)ostalgie?
Musikalisch geht es auf der gesamten Demo zu: Ob die sanften Gitarrensounds der DDR-Liedermacher oder der Bass des Antifa-Raps – es wird zum Klassenkampf aufgefordert. Hier und da wird natürlich auch die „Internationale“ angestimmt. Dazwischen variieren Sprechchöre von „Hoch die internationale Solidarität“ bis hin zu „Alle Macht dem Proletariat, die BRD ist nicht unser Staat“. Letzteres ist vor allem im Demoblock des internationalistischen Kollektivs Berlin zu hören. Dieser wird angeführt von einem großen Transparent mit der Aufschrift: „Vereinigt euch unter dem Maoismus“.
Die Veranstaltung ist die übliche bunte Mischung verschiedener linker Strömungen. Ein Demoteilnehmer von der MLPD kritisiert, dass der Fokus bei einigen zu sehr auf der Vergangenheit liege: „Während hier viele Lenin und Co. huldigen, sollten wir lieber nach vorne blicken und Ideen entwickeln, wie wir den Sozialismus in der Gegenwart umsetzen könnten“, kommentiert er.
Tatsächlich transportieren die zahlreichen sozialistischen Fahnen und Symbole eine gewisse DDR-Nostalgie. An anderen Stellen werden allerdings auch aktuelle Themen wie der Berliner Volksentscheid über die Enteignung großer Wohnungsbaukonzerne thematisiert.
Rote Fahnen, rote Nelken
Gegen 11.45 Uhr erreichen die Demonstrant*innen dann die Gedenkstätte der Sozialist*innen. Auf dem Platz vor dem Friedhof sind allerlei Informationsstände und eine kleine Bühne aufgebaut. Hier und da werden noch politische Standpunkte ausgetauscht und der sozialistischen Vorbilder gedacht. Außerdem gibt es zur Belohnung und gegen die Kälte Erbsensuppe, Bratwurst und Glühwein.
Eine ältere Dame, die die Zeitung Rote Fahne verteilt, ist zufrieden mit dem Verlauf des Vormittags: „Auch wenn ich mir persönlich beim Demonstrationsaufruf mehr Fokus auf die sozialistische Revolution gewünscht hätte, bin ich froh, dass so viele jedes Jahr kommen.“
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