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Habersaathstraße nach der BesetzungWarten haben sie saath

Brandschutzmängel verhinderten bislang den Einzug von Wohnungslosen. Die Besetzerinitiative fordert nun ein Go – ohne Deal mit dem Eigentümer.

Noch immer kein Durchkommen in die Habersaathstraße Foto: dpa

Berlin taz Anderthalb Wochen nach der erfolgreichen Besetzung der überwiegend leerstehenden Platte in der Habersaathstraße in Mitte warten mindestens 30 Wohnungslose weiterhin auf die ihnen zugesagte Freigabe der Wohnungen durch den Bezirk und ihren Einzug in das Haus. Ursprünglich war die Übergabe noch vor Weihnachten geplant gewesen, doch bei einer gemeinsamen Begehung des Gebäudes von Ver­tre­te­r:in­nen des Bezirksamts, des Eigentümers und der Besetzerinitiative waren Brandschutzmängel festgestellt worden.

Laut Valentian Hauser von der Initiative Lerstand hab ich saath seien die Mängel inzwischen größtenteils behoben worden. Sie selbst hätten Feuerlöscher besorgt und Rauchmelder in den Wohnungen installieren lassen. Die Arbeiten sollen noch am Mittwoch abgeschlossen werden. „Dann steht einem Einzug nichts mehr im Wege“, so Hauser. Angesichts der eisigen Temperaturen der letzten Tage schwinde die Geduld der Obdachlosen. Bezirksbürgermister Stephan von Dassel (Grüne) müsse, so Hauser, „nun den Mut für ein offizielles Go aufbringen“.

Die Wohnungslosen aus der Initiative und ihrem Umfeld hatten sich bereits am Montag vergangener Woche im Sozialamt des Bezirks registrieren lassen. Auch ein Sozialträger für die Verwaltung des Hauses und etwaige sozialarbeiterische Hilfe ist gefunden. Mit dem Eigentümer wurde laut von Dassel eine „grundsätzliche Verständigung“ erzielt; die Schlüssel zu den Wohnungen hat dieser bereits der Initiative übergeben – womit zugleich die Straftanträge gegen die Be­set­ze­r:in­nen hinfällig sind.

Als Sorge jedoch bleibt, dass sich der Eigentümer seine Kooperation bezahlen lässt. Der Linken-Abgeordnete Niklas Schenker, der den Prozess eng begleitet, sagte dazu am Dienstag: „Die Zusage wohnungslose Menschen in der Habersaathstraße unterzubringen, darf nicht durch eine Abrissgenehmigung für die 106 Bestandswohnungen belohnt werden.“ Angekündigt war, dass der Bezirk die Wohnungen beschlagnahmt. Ein Deal mit dem Eigentümer im Zusammenhang mit der Zwischennutzung lehnt auch Hauser ab. Die Initiative stelle sich konsequent gegen den Abriss des Hauses.

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1 Kommentar

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  • Natürlich geht der Bezirk hier einen Deal ein.

    Auch weil sog. Nächstenliebe im Raum steht, geschieht hier nichts umsonst.

    Auch Nächstenliebe kostet die Gemeinschaft halt Geld, nicht nur verbale Zuneigung.