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Führungskrise bei Bio-ModemarkeTopmanagerin verlässt Hess Natur

Geschäftsführerin Andrea Ebinger hat die FairFashion-Marke modernisiert. Die Gründe für ihren Abgang bei Hess Natur sind unklar.

Hess Natur-Laden in Düsseldorf: Erfolgreich vor allem im Onlinehandel Foto: Hess Natur

Berlin taz | Sie hat Hess Natur zu einem der größten Online-Anbieter für nachhaltige Mode in Deutschland gemacht. Jetzt verlässt Andrea Ebinger das Unternehmen. Das gab die bisherige Geschäftsführerin am Montag auf dem Business-Netzwerk LinkedIn bekannt. Über die Hintergründe zum Weggang von Hess Natur ist noch nichts bekannt. Ebinger äußerste sich nicht zu den Gründen. Das Unternehmen wollte auf taz-Nachfrage dazu ebenfalls nichts sagen.

In ihrem LinkedIn-Beitrag dankt Ebinger dem FairFashion-Anbieter. Gemeinsam habe man es geschafft, das Unternehmen zum FairFashion-Marktführer auszubauen. „Aus einem katalogbasierten Textilversender wurde ein führender E-Commerce-Player nachhaltiger Mode“, lobt Ebinger die eigene Arbeit.

Die Managerin hat das 1976 gegründete Unternehmen, das vor fünf Jahren noch mit schwindendem Umsatz und Personalabbau zu kämpfen hatte, aus den roten Zahlen geführt. Daher kommt der Personalwechsel auch für die Branche überraschend. Im Geschäftsjahr 2020/21 erzielte das Unternehmen mit Sitz im hessischen Butzbach bei Frankfurt ein Umsatzplus von 30 Prozent auf 110 Millionen Euro. Größter Wachstumsfaktor: der E-Commerce. Dort erwirtschaftet Hess Natur den überwiegenden Teil seiner Umsätze. Als Ebinger 2016 in das Unternehmen kam, lag der Fokus auf dem Verkauf über den Printkatalog.

Mittlerweile hat Hess Natur gut 350 Mitarbeiter:innen, etwa so viel wie vor dem Personalabbau vor fünf Jahren. Die Gründe für das Wachstum sieht das Unternehmen vor allem in der Neuaufstellung der Marke. Ebinger ist 2016 in der Managementebene in das Unternehmen eingestiegen und wurde ein Jahr später Geschäftsführerin. Unter ihr hat Hess Natur sich von seiner Business-Kleidung und Recyclingpolyester-Mode verabschiedet. Stattdessen konzentriert sich das Unternehmen wieder auf Naturmaterialien in Bioqualität wie Wolle und Alpaka.

Corona hat Online-Handel befeuert

Andrea Ebinger Foto: Hess Natur

Gleichzeitig profitiert Hess Natur vom coronabedingten stark beschleunigten Wachstum des Onlinehandels. Laut Bundesverband E-Commerce haben Ver­brau­che­r:in­nen online im Jahr 2020 für 21,2 Milliarden Euro Bekleidung und Schuhe gekauft. Das entspricht einem Wachstum von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Derzeit sieht es so aus, als würde sich dieses Wachstum auch 2021 fortsetzen: Allein im ersten Halbjahr ist der Onlinemarkt laut dem Bundesverband um 19 Prozent gewachsen. Hinzu kommt, dass Wandern und Co. vor allem seit der Pandemie stark im Trend liegen. Hess Natur bedient dieses Segment mit seiner Outdoor-Kleidung.

Die bisher erfolgreiche Strategie wolle Hess Natur auch ohne Eblinger weiterführen, sagt eine Sprecherin des Unternehmens der taz. Bis ein:e Nach­fol­ge­r:in gefunden ist, rückt Reiner Pichler aus dem Beirat in die Geschäftsführung auf.

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1 Kommentar

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  • Da verläßt jemand nach einigen Jahren an der Spitze des Unternehmens eben dies Unternehmen und es muiß gleich von einer Führungskrise geschrieben werden. Warum? So etwas passiert täglich und kann verschiedene Gründe haben. Das muß kein Zerwürfnis mit den Vorständen oder den Eignern sein, es muß auch nichts sein, was über die bisherigen Erfolge hinaus Auswirkungen auf das Geschäft hat. Also warum schreibt man gleich von einer Führungskrise? Nur weil jemand weggeht? Das allein muß doch nicht heißen, daß die Firma dann planlos ist. Vielleicht wa es ja so verabredet, eine Nachfolge ist schon da oder in Aussicht und es ist alles im Lot? Sicher, für Außenstehende mag das überraschend sein aber das bedeutet nichts.



    Diese Hysterie in den Schlagzeilen ist manchmal einfach nur noch lächerlich.