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Ergebnisse der BundestagswahlFDP punktet bei den Jungen

Fast ein Viertel der Erstwäh­le­r:in­nen hat sein Kreuz bei den Liberalen gemacht. Das dürfte vor allem mit der Coronapolitik zusammenhängen.

Kommt mit seiner Freiheitsrhetorik bei jungen Wäh­le­r:in­nen gut an: FDP-Chef Christian Lindner Foto: Malte Krudewig/dpa

Berlin taz | Die Jungen Liberalen sind einer der großen Wahlgewinner. Nicht nur, weil sieben von ihnen neu in den Bundestag einziehen und sie ihren Einfluss in der künftigen FDP-Fraktion damit vervielfachen. Bisher waren es vier. Die JuLis haben auch für ordentlich Stimmenzuwachs in ihrer Altersgruppe gesorgt. Bei den Wäh­le­r:in­nen unter 30 Jahren hat dieses mal je­de:r Fünfte für die FDP gestimmt – 2017 waren es 13 Prozent.

Nur die Grünen haben bei der jetzigen Bundestagswahl in der Altersgruppe leicht besser abgeschnitten. Bei den Erst­wäh­le­r:in­nen landet die FDP mit 23 Prozent sogar auf Platz eins – vor Grünen (22), SPD (15), Union (10), Linke (8) und AfD (7).

„Das Ergebnis zeigt, dass die Jugend nicht nur Fridays For Future ist“, sagt Laura Schieritz, stellvertretende Bundesvorsitzende der JuLis, der taz. Für viele junge Menschen seien die letzten anderthalb Jahre wegen der Coronakrise von Verzicht geprägt gewesen, so die 23-Jährige. Aus diesem Grund habe die JuLi-Kampagne „Zukunft nur mit Freiheit“ auch so gezogen.

Bei Schüler:innen, die nicht verstehen, warum sie im Schulalltag Maske tragen müssen, wenn Großveranstaltungen und Restaurantbesuche längst wieder ohne Maske erlaubt sind. Bei Studierenden, die auch im nun vierten Corona-Semester auf eine bundeseinheitliche Öffnungsperspektive warten. Zumal Zehntausende wegen der Pandemie ihre Jobs verloren hätten und sich von der Politik im Stich gelassen fühlten.

Auch bei den Juniorwahlen stark

Wie wenig junge Menschen sich von der Politik gehört fühlen, zeigt eine repräsentative Umfrage der Generationen Stiftung kurz vor der Bundestagswahl: Über 80 Prozent der befragten 16- bis 26-Jährigen gaben an, dass die Regierung ihre Interessen „ignoriert“ habe. Bei 70 Prozent sei das Vertrauen in die Politik in den letzten vier Jahren gesunken.

„Die Coronapolitik hat gezeigt, wie wenig andere Parteien auf die jungen Menschen und ihre Anliegen hören“, ist sich Laura Schieritz sicher. Für notleidende Studierende hätte die FDP das Bafög geöffnet, für Schulen schon vor einem Jahr ein bundesweites Luftfilter-Programm aufgelegt.

Dass die FDP – und ihr Parteivorsitzender Lindner – mit der Freiheitsrhetorik bei jungen Menschen gut ankommt, zeigen auch die Juniorwahlen, die immer parallel zu den Landtags-, Europaparlaments- und Bundestagswahlen stattfinden. 1,1 Millionen Schü­le­r:in­nen haben dieses Mal abgestimmt. Das Ergebnis: 18,5 Prozent haben FDP gewählt – doppelt so viele wie vor vier Jahren. Nur den Grünen (20,6 Prozent) und der SPD (19,4) gaben die Jugendlichen mehr Stimmen. „Die Juniorwahlen sind ein Seismograph für die Lebenswelt der Jugendlichen“, sagt der Sozialwissenschaftler Rahim Hajji von der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Hajji forscht seit sechs Jahren zu den Juniorwahlen. Das aus seiner Sicht unerwartete Abschneiden der FDP lasse einen klaren Schluss zu: „Bei vielen jungen Menschen war das keine Klimawahl, sondern eine Anti-Coronawahl“. Der mediale Fokus auf die Fridays For Future habe zu der Annahme geführt, Klimaschutz habe für alle jungen Menschen Priorität.

Laut Hajji zeigten die Wahlen aber auch: Die AfD, die die Coronapolitik sogar noch deutlicher kritisiert hat als die FDP, ist vielen jungen Menschen offensichtlich zu radikal. Bei der Juniorwahlen kommt sie auf nur 5,1 Prozent der Stimmen. Am stärksten verliert die Union, ganze 13,5 Prozentpunkte.

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8 Kommentare

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  • Luisa Neubauer zu dieser Frage:



    "Was die FDP und auch viele andere Menschen, die sich als Liberale bezeichnen, merkwürdigerweise ununterbrochen tun, ist, Freiheit mit so einer Art Gewohnheitsrecht gleichzusetzen: Nur weil ich es gewohnt bin, grenzenlos schnell Autobahn zu fahren und für 2,50 Euro ein Schnitzel zu kaufen, darf man mir das – mit Verweis auf die eigene Freiheit – nicht wegnehmen. Ich fände es sehr hilfreich, wenn man es öfter wagen würde, sich in dieser Debatte ehrlich zu machen."



    (Zeit online, 28.9.)

  • Nicht bei "den Jungen"! Bei einigen Jungen. Ich kenne Junge, die nie wieder B'90/Die Grünen wählen wollen, weil diese lieber mit der FDP Klimapolitik als mit der Linken Außenpolitik machen wollen.

  • Anti-Kapitalismus, Umverteilung, Rentner-Geschenke (Linkspartei: Rente mit 60) und „alle Grenzen auf“ kann die junge Generation nichts mehr anfangen, das widerspricht völlig ihrem Lebensgefühl und auch deren Verstädnis von Gerechtigkeit.

    Mit anderen linken Positionen wie Klima, Vegetarismus/Tierwohl ist man jungen Wählern viel näher, aber Digitalisierung, Aufbruch, wirtschaftliche Freiheit ziehen dann halt noch mehr.

    Geld ohne Gegenleistung zu verteilen kommt bei der Jugend sehr schlecht an, Verständnis haben dafür die wenigsten.

  • Es empfiehlt sich gerade für TAZ-Autoren, solche Analysen genau anzuschauen und daraufhin auch mal eigene Annahmen in Frage zu stellen. Die letzten Jahre konnten TAZ-Leser den Eindruck bekommen, "die Jugend" bestünde nur aus FFF oder zumindest "ökosensiblen" Menschen.







    Das passte so gar nicht zu den Informationen, die ich aus meinem Kollegen- und Bekanntenkreis bekam. Fast alle deren Sprösslinge sind sehr mobil sowohl mit Auto wie mit Flugzeug.



    Über den Daumen gepeilt dürfte hier im wohlhabenden Süden der BRD der CO2-Fußabdruck der heute 25-Jährigen schon so hoch sein wie vor 25 Jahren der damals 35-Jährigen. Ist ja auch kein Wunder, denn Fliegen kostet ja im Vergleich zu den 90er Jahren fast nichts mehr. Und in den Familien ist inzwischen der Drittwagen Standard.

  • Vielleicht haben auch Erstwähler eher noch Träume. Für einige ist das die Sicherheit einer Zuknft ohne existenzielle Bedrohungen durch Umweltverschmutzung, für weitere die Überwindung des Kapitalismus ("Wennde mit 20 nich links warst..."), für wieder andere eben die Freiheit, endlich ohne fremde Bevormundung ihr Leben aufbauen zu können. In jedem Fall ist der Blick für die Komplexitäten einer pluralistischen Gesellschaft im Zweifel noch nicht so geschult. Was man für richtig hält, wird auch für möglich (und im Zweifel unschädlich) gehalten.

  • Mich wundert das gar nicht. Die FDP hatte im Wahlkampf einen Fokus auf Digitalisierung und insgesamt auf das Aufbrechen von alten Strukturen.



    Viele der anderen Parteien, wenn man mal genauer hinschaut, sorgen sich vor allem um die Bewahrung der Besitzstände der älteren Generation.



    Dies trifft nicht nur für die Union zu.



    Wer z.B. einen "Mietendeckel" fordert, der sorgt im Ergebnis (zum Beispiel in Berlin längst zu beobachten) dafür, daß Alt-Mieter auf günstigen Mietverträgen sitzen, dort nie mehr ausziehen mit dem Ergebnis, daß der Wohnungsmarkt für Jüngere noch viel schwieriger wird.



    Der Grundansatz der FDP, daß die Gesellschaft flexibel bleiben soll, daß Angebot und Nachfrage, Innovationen und Veränderung alte Strukturen aufbrechen, also die Grundidee der "kreativen Zerstörung", so wie Schumpeter es formuliert hat, entspricht daher wohl dem Lebensgefühl vieler junger Menschen.

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Paul Rabe:

      Wäre doch mal ein Vorschlag: jeder Mieter muss einmal in 5 Jahren aus-/umziehen, dass die jungen Leute (ich gönne ihnen wirklich günstigen Wohnraum) auch mal zum Zuge kommen. Allein, dass wird nicht passieren. Die Mieten würden noch schneller steigen, von Umzug zu Umzug.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Paul Rabe:

      Es gibt nicht die Jungen Leute. Aber zunehmend Wohlstandskinder, die Ansprüche haben, weil die Eltern sie befriedigen.



      Für die Summe, die meine Kinder für Smartphones ausgegeben haben, hätte man ihren Energiebedarf auf Solarstrom umstellen können.