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Leibspeisen der Kanz­ler­kan­di­da­t*innenSie vertrauen den Märkten

Alle kennen Helmut Kohls Liebe zum Saumagen. Aber was essen die aktuellen Kanz­ler­kan­di­da­t*in­nen eigentlich am liebsten? Wir haben nachgefragt.

Wer kocht sich in die Herzen der Deutschen? Illustration: Eléonore Roedel

Wie alles im Leben von Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz ist auch die Frage nach ihrem Lieblingsessen hochpolitisch. Schließlich wollen die Wäh­ler*in­nen wissen, von wem sie da bald regiert werden, und die Erzählung, dass man ist, was man isst, hat sich tief in uns festgesetzt.

Deshalb wollten die Antworten auf den Fragebogen, den wir den Spit­zen­kan­di­da­t*in­nen der Parteien mit Aussicht auf das Kanzleramt geschickt haben, gut überlegt sein. Denn seine Leibspeisen kann man sich zwar nicht aussuchen – aber welches Gericht man am Ende öffentlich zum Lieblingsessen erklärt, das schon. Dabei lohnt es sich, einen Blick auf die Lieblingsgerichte der vergangenen Kanz­ler*in­nen zu werfen. Bei Helmut Kohl war es der Saumagen, bei Gerhard Schröder ist es die Currywurst und bei Angela Merkel eine Pommersche Kartoffelsuppe.

Wie lautet also die erste Zutat für das Lieblingsessen einer Kanzlerin oder eines Kanzlers? Das Gericht muss zum Charakter passen! Kohl und der Saumagen: Man kriegte ihn aus der Pfalz, aber die Pfalz nicht aus ihm. Schröder und die Wurst: im Herzen immer bei den Bandarbeitern von VW. Merkel und die Kartoffelsuppe: bodenständig, ruhig, besonnen.

Die zweite Zutat ist die Heimatverbundenheit. Es soll ja bloß nicht der Eindruck entstehen, dass man im politischen Berlin an der durchschnittsdeutschen Volksbürgerin zwischen Odenwald und Oderbruch vorbeilebt. Bodenständigkeit kommt gut an. Auch das haben die Kan­di­da­t*in­nen bei ihrer Auswahl beherzigt.

Wahlen gewinnt man in der Mitte der Gesellschaft, und Herzen gewinnt man in der Mitte des Kantinenangebots. Alle drei bevorzugen klassisch deutsche Gerichte. Eine Poké Bowl oder ein Adana-Spieß ist nicht dabei, auch kein fancy Fleisch­ersatz – wobei, immerhin ist eines der Gerichte vegetarisch, raten Sie mal, von wem.

Außerdem kaufen Laschet, Baerbock und Scholz alle regional ein. Am liebsten auf dem Wochenmarkt in ihrer Heimat bzw. Wahlheimat. Da gibt es nämlich die besten Zutaten. Ist klar!

* * *

Illustration: Eléonore Roedel

„Dafür variiere ich ein Rezept von Tim Mälzer“

taz: Herr Scholz, Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Olaf Scholz: Königsberger Klopse.

Was verbindet Sie mit diesem Gericht?

Das schmeckt nach früher. Heute steht „Königsberger Klopse“ nur selten auf der Speisekarte eines Restaurants. Ab und zu kann ich dieses Gericht aber auch in der Kantine des Bundesfinanzministeriums essen.

Kochen Sie das manchmal selbst?

Ja, das koche ich sogar am liebsten und kriege es ganz passabel hin.

Wie ist Ihr Rezept?

Die Königsberger Klopse mache ich nach einem Rezept von Tim Mälzer, in kleinen Variationen.

Wann werden Königsberger Klopse im Hause Olaf Scholz am ehesten gegessen?

Am Wochenende.

Und wo finden Sie die besten Zutaten für Ihr Lieblingsgericht?

Mir ist es wichtig, regionale Produkte zu kaufen. Das geht sehr gut auf den zahlreichen Wochen- und Supermärkten in Potsdam.

* * *

Illustration: Eléonore Roedel

„… ganz klassisch mit Kartoffeln als Beilage“

taz: Frau Baerbock, was ist Ihr Lieblingsgericht?

Annalena Baerbock: Wenn ich mich auf eins festlegen muss, dann ist es Spargel, ganz klassisch mit Kartoffeln als Beilage. Und zum Nachtisch Banana Split mit Schoko- statt Vanilleeis.

Was verbinden Sie mit diesem Gericht?

Bodenständigkeit. Es ist schön, dass ich dieses Gericht aus meiner niedersächsischen Heimat nach Brandenburg „mitnehmen“ konnte und auf guten regionalen Spargel nicht verzichten muss, weil es mit der Region rund um Beelitz ja ein großes Anbaugebiet gibt.

Kochen Sie das manchmal selbst?

In der Spargelzeit durchaus.

Wie ist Ihr Rezept?

Schälen, schälen, schälen …

Wann wird Spargel im Hause Annalena Baerbock am ehesten gegessen?

In der Spargelsaison.

Und wo gibt es die besten Zutaten für Ihr Lieblingsgericht?

Auf dem Markt. Da findet sich zur Saison der gute Spargel aus Nienburg in Niedersachsen oder Beelitz in Brandenburg – und natürlich die Kartoffeln.

* * *

Illustration: Eléonore Roedel

„Es müssen Vollkornnudeln sein!“

taz: Herr Laschet, was ist Ihr Lieblingsgericht?

Armin Laschet: Der Brokkoliauflauf von meiner Frau Susanne.

Was verbinden Sie mit diesem Gericht?

Ich habe den Auflauf vor 30 Jahren zum ersten Mal gegessen. Ich verbinde damit sehr schöne Familienessen – lang, entspannt, mit viel Spaß. Meine Kinder mögen den Auflauf nämlich auch richtig gerne.

Kochen Sie das auch manchmal selbst?

Nein, meine Kochkünste beschränken sich auf das Allerwesentlichste.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Wie ist das Rezept?

Eine große Auflaufform bereitstellen. 500 Gramm Vollkornnudeln (Wichtig! Mit normalen schmeckt es nicht!) knapp gar kochen und in die Auflaufform geben. Hack mit Salz und Pfeffer krümelig braten und in die Auflaufform geben. Brokkoli gar kochen und zusammen mit einem Paket Frischkäse ebenfalls untermischen. Zwei Becher Sahne mit Salz und Pfeffer und mindestens drei Knoblauchzehen vermischen und über den Auflauf geben. Eine zweite Dose Frischkäse in kleinen Flöckchen auf das Gericht setzen und ca. 20 Minuten bei 200 Grad im Ofen überbacken.

Wann wird Brokkoliauflauf im Hause Armin Laschet am ehesten gegessen?

Wenn alle da sind.

Und wo gibt es die besten Zutaten für Ihr Lieblingsgericht?

Bei einem ordentlichen Metzger und in einem ordentlichen Supermarkt. Den Brokkoli kaufe ich am liebsten frisch auf dem Burtscheider Wochenmarkt in Aachen.

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7 Kommentare

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  • Auweia, muß ich jetzt Olaf Scholz wählen, weil ich Königsberger Klopse auch so gerne esse? Zum Glück nicht Laschet, denn Broccoli...? (abgesehen davon, daß ich weder L noch B mag, muß ich bei B immer an Star Trek-TNG denken... www.youtube.com/watch?v=IXI9MEp355k )

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Eléonore Roedel hat es treffend ins Bild gesetzt. Baerbock und Scholz kochen und Laschet ist schon beim Essen. Fehlt nur das Lätzchen.

  • @RERO:

    Beim Gendern soll es ja nicht darum gehen, perfekte Symmetrie in der Sprache einzuführen (was auch immer das sein mag), sondern darum, einen gesellschaftlichen Missstand ins Bewusstsein zu heben.

    Hätten wir diesen Missstand nicht, bräuchten wir das Gendern auch nicht.

    P.S: was meinen Sie genau mit "Logik", und was hat das hier zu suchen?

  • RS
    Ria Sauter

    Hoffentlich liest Laschets Arzt nicht mit.Das Lieblingsrezept von Armin L. ist gesundheitlich nicht zu empfehlen . Fett pur, da helfen auch die Vollkornnudeln nichts.



    Wi e war das noch mit dem Sprichwort " ein voller Bauch....."?

  • Ein Nebenaspekt, der mit dem Artikel inhaltlich nichts zu tun hat.

    Dafür aber mit Gendern.

    Es gibt eine Frau und zwei Männer, die die Kanzlerschaft anstreben.

    „Kanzlerkandidat*innen“ mit der weiblichen Form im Plural suggeriert, es gäbe mehrere Frauen mit diesen Ambitionen.

    Dem ist aber nun nicht so.

    Einfach immer nur Sternchen zu setzen, führt bei kleinen Gruppen schnell zu logischen Fehlern.

    • @rero:

      Wissen Sie denn, wie sich die drei selbst identifizieren?

      • @Kawabunga:

        Es gibt Hinweise... :-)