Jüdische Läuferin bei Olympia: Kein Marathon am Schabbat

Beatie Deutsch hätte gern am olympischen Marathon-Lauf teilgenommen, doch der findet an Schabbat statt. Die orthodoxe Jüdin zog unwillig zurück.

Verbesserung im Eiltempo: Beatie Deutsch beim Halbmarathon in Miami/Florida.

Beatie Deutsch beim Halbmarathon in Miami/Florida Foto: imago/Zuma Wire

Sie rennt nicht. Zumindest nicht im japanischen Sapporo, wo der milderen Temperaturen wegen am Samstagmorgen der Frauenmarathon gestartet wird. Weil es ein Samstag ist, Schabbat, läuft Beatie Deutsch nicht bei Olympia. Die 31-Jährige ist aktuell Israels beste Marathonläuferin, und für eine orthodox lebende Jüdin ist zwar Laufen am wöchentlichen Ruhetag gestattet, aber Deutsch ist ja Profisportlerin, und Arbeiten darf man am Schabbat nicht.

Deutsch wird seit April dieses Jahres von Adidas gesponsert, in Israel ist ihr Konterfei auf großen Werbetafeln zu sehen. „Wo einige eine orthodoxe Läuferin erblicken, sehe ich meinen Glauben, der mich antreibt“, wird ihr da in den Mund gelegt. Um den Olympiamarathon einen Tag vorzuverlegen, von Samstag auf Freitag, hatte sie sehr lange gekämpft. Der Weltverband winkte ab, und vom IOC bekam sie zu hören, man sei „leider nicht in der Lage, den Zeitplan an die besondere Situation jedes einzelnen Athleten anzupassen“.

„Ich weiß, dass meine Zeit kommen wird“, kommentiert Deutsch die gescheiterten Bemühungen. „Vielleicht war das nötig, um der Welt zu zeigen, dass man manchmal nicht die Ziele erreicht, die man sich gesetzt hat“, ordnete sie ihren Nichtstart als göttlichen Willen ein. Erst vor fünf Jahren fing sie mit dem Leistungssport an. „Davon habe ich nie geträumt“, sagt sie auf die Frage, ob sie nicht als Jugendliche Profiläuferin werden wollte.

„Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt.“ Ihren ersten Marathon lief sie erst vor fünf Jahren: 3:27 Stunden brauchte sie. Ein Jahr später war sie gerade mit ihrem fünften Kind im siebten Monat schwanger: 4:08 Stunden. „Ich bin eben ein bisschen extrem.“ Danach ging es los: 2018 lief sie 2:42 Stunden, 2020 waren es 2:36 Stunden, in diesem Jahr 2:32. Sie hat Sponsoren, und auch das Nationale Olympische Komitee Israels gibt ihr Geld.

Seit 2008 lebt Deutsch in Israel. Geboren und aufgewachsen ist sie in Passaic im US-Bundesstaat New Jersey. Ihr Mann ist Lehrer an einer Talmudschule und fährt genauso intensiv Rad wie seine Frau läuft. An sechs Tagen die Woche steht sie morgens um fünf Uhr auf – und läuft. Bis halb neun ist sie in ihrem überwiegend von Orthodoxen bewohnten Stadtteil von Jerusalem unterwegs. Daneben macht sie Krafttraining, schwimmt und kümmert sich um das Haus und ihre fünf Kinder. Nebenbei betreut sie diverse Social-Media-Kanäle. Auf Instagram hat Deutsch 13.000 Follower.

Laufend kann Beatie Deutsch ihren Glauben leben, sagt sie. „Hier lehre ich das Judentum durch den Sport.“ Sie will Vorbild sein. Jeder solle religiöses Leben und Leistungssport verbinden können. Nur an diesem Samstag hat das für sie noch nicht geklappt.

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