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Höherer Wasserverbrauch in HamburgBoom der Pools und Planschbecken

Der Wasserverbrauch in Hamburg ist während der Coronapandemie gestiegen. Die Ursachen sind Pools, Planschbecken und Regenduschköpfe.

Pandemiebedingte Reisebeschränkungen und Hitze: Die Folge sind immer mehr Gartenpools Foto: MIS/imago

Hamburg taz | Dem Versorger Hamburg Wasser macht eine Trendumkehr Sorgen: Nachdem die Ham­bur­ge­r*in­nen über viele Jahre hinweg pro Kopf immer weniger Trinkwasser verbraucht haben, steigt der Verbrauch seit sechs Jahren wieder an: pro Tag von 139 auf 144 Liter.

Um zu ergründen, woran das liegt, hat der städtische Versorger jetzt eine repräsentative Umfrage machen lassen. Ergebnis: Den Menschen ist zwar klar, dass der Verbrauch problematisch ist; trotzdem nutzen sie mehr Wasser zum Vergnügen. Der größte Mehrbedarf entstand allerdings durch den veränderten Alltag während der Pandemie.

Nathalie Leroy, die Geschäftsführerin von Hamburg Wasser, machte auf einer Pressekonferenz am Donnerstag morgen vor allem zwei Faktoren dafür verantwortlich: „Viele Menschen haben auf Reisen verzichtet und dann vielleicht eher in ihr Zuhause investiert.“ Wegen der heißer werdenden Sommer haben sich viele Ham­bur­ge­r*in­nen sich freistehende Pools und Planschbecken angeschafft.

Die Zahl privater Pools hat sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Allein elf Prozent der Befragten gaben an, freistehende oder eingelassene Pools zu besitzen, oder während der Coronapandemie eingebaut zu haben.

Die Umfrage

Hamburg Wasser hat eine repräsentative Online-Studie mit 1.002 Bürger*innen aus Hamburg im Alter von 18 bis 79 Jahren durchgeführt.

Vier von zehn Haushalten gaben dabei an, dass ihr Wasserverbrauch während der Pandemie gestiegen ist. 69 Prozent fanden, dass bei Pools zuerst gespart werden sollte. Unter Poolbesitzer*innen waren es nur 45 Prozent.

Insgesamt zeigten sich 25 Prozent aller Befragten überhaupt nicht über die Versorgungssicherheit beim Wasser besorgt.

Was dafür an Wasser verbraucht werde, sei enorm, sagte Leroy. In der Umfrage gaben 73 Prozent der Be­sit­ze­r*in­nen eingelassener Pools an, das Wasser mindestens einmal im Monat zu wechseln. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass alleine die Pools die jährlichen Wasserabgaben an Privathaushalte um bis zu sechs Prozent steigen lassen, selbst wenn sie nur zwei Monate effektiv genutzt werden.

Leroy sieht hier Aufklärungsbedarf. Wo es in den 90er-Jahren durch das Angebot von Wasserspareinrichtungen und Kampagnen noch ein stärkeres Bewusstsein für Wasser als begrenzte Ressource gegeben habe, fehle durch die Jahre in denen der Verbrauch wie von selbst sank, die nötige Sensibilisierung.

Ein Teil des Verbrauchs verschob sich von den Firmen in die Privatwohnungen, also ins Homeoffice. In den Haushalten zeige sich ein verändertes Verständnis von Wasser. So stieg etwa das Interesse für Wellness-Artikel wie Regenduschköpfe. 43 Prozent der Befragten gaben an, einen solchen Regenduschkopf zu besitzen, der laut Leroy einen drei mal so hohen Wasserverbrauch pro Minute aufweist als ein gewöhnlicher Duschkopf. „Da müssen wir die Hamburger für sensibilisieren.“

Generell zeichne sich ab, dass jüngere Menschen im Durchschnitt mehr Wasser verbrauchen als ältere. Das sei auch auf die Lebensumstände zurückzuführen. Gerade junge Familien würden durch die Pandemie vermehrt Freizeitangebote wie Pools zu Hause anbieten.

„Es geht aber nicht darum, verschiedene Nutzergruppen gegeneinander auszuspielen“, sagte der Wasserbedarfs-Experte Stefan Liehr vom Institut für sozial-ökologische Forschung, der die Studie wissenschaftlich begleitete. „Jeder Bedarf hat erst mal seine Berechtigung.“ Viel komme es darauf an, das Bewusstsein für eine knappe Ressource zu schärfen, sagte Liehr. „Wichtig ist es wirklich, die Sparpotenziale zu finden und dass man hier gemeinsam die Ressource schont.“

Das Potenzial liege vor allem in der Reflexion des eigenen Bedarfs. So gaben zwar drei Viertel der Befragten an, aus ökologischen Gründen Wasser sparen zu wollen, jedoch sehen sich über die Hälfte der 18- bis 39-Jährigen bereits am Limit. Unter den 65- bis 79-Jährigen sind es sogar 80 Prozent.

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11 Kommentare

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  • Die Lösung: Waschverbot für Wohlhabende: damit "stinkreich" wieder aus der Floskel-Ecke kommt.

  • Eine Regendusche kostet 39,50€, Eine 45l Mörtelwanne 9,90 € und die Duschgelegenheit wird mit Niederschlagswasser gespeist. Das "verduschte" Wasser füllt man in die Gießkanne und gibt es den Tomatenpflanzen oder den geheimen Kräutern im Garten. Die Mörtelwanne wird nach Jahren mittels Akkuschrauber durchlöchert und man nimmt sie dann die nächsten Jahre als Pflanzkübel für Zucchini oder Kürbisse. Mit einem Swimming-Pool habe ich mich noch nicht beschäftigt, aber bei größeren Grundstücken kann man ja auch mal über einen künstlichen Schwimmteich (plus Pflanzen und Tieren) nachdenken.

  • Jeden Monat Wasserwechsel?



    Wer das tut hat keine Ahnung von Poolpflege. Die billigen Aufstellpools haben alle keine Sandfilterpumpen sondern Kartuschenfilter. Man sollte den Verkauf davon abhängig machen das eine Sandfilteranlage Pflicht ist.Dann hält das Wasser sogar Jahre. Unser Pool hat 4000l und hält das ganze Jahr. Frischwasser bekommt er vom Regen den rest macht die Pumpe und das Chlor.

  • In allen Bereichen des Lebens ist es so: Begüterte Menschen nutzen oder verbrauchen erheblich mehr als nicht begüterte: Energie, Wasser, Wohnfläche, öffentlichen Raum. Das ist keine Frage von Aufklärung über Zusammenhänge zwischen Verbrauch, Klimawandel, Verknappung von Lebensgrundlagen und den negativen Folgen für die Mehrheit der Menschen. Wir tun, was wir können. Und für jeden und jede mit entsprechenden finanziellen Mitteln bietet der Markt Nischenprodukte, die entweder dem reinen Wunsch nach Vergeudung und persönlicher Befriedigung dienen, oder der Gewissensberuhigung.

    • @Christian Götz:

      AZ S 9 SO 3014/18 - Sozialgericht Freiburg. 60 Kubikmeter pro Jahr für einen Hartz-IV-Empfänger sind angemessen. Das sind pro Tag 164l. E scheint so, als würden auch "unbegüterte Menschen" mit den Ressourcen aasen, oder haben die auch einen Swimmingpool? Die Dame hat übrigens geklagt, weil sie regelmäßig noch mehr als das Zugestandene verbraucht hat und verbrauchen will. Wollen Klassenkämpfer aber nicht hören oder zur Kenntnis nehmen.

  • Was hier gar nicht erwähnt wird, ist die soziale Dimension: wer in Hamburg einen Garten hat, in dem er einen Pool aufstellen kann, ist sehr privilegiert. Es sind nicht die Hamburger, die zu viel Wasser verbrauchen, es sind mal wieder die Reichen und Privilegierten, die auf Kosten aller anderen unvernünftig mit kostbaren Ressourcen umgehen (während die Menschen ohne Gärten im Stadtpark nicht Mal mehr ein Bierchen trinken dürfen).

    • @Ruediger:

      Hamburg und Umland sind mit Sicherheit kein Gebiet mit knappen Wasserressourcen. Außer ein wenig Neid kann ich in Ihrem Beitrag nichts erkennen.



      Warum sollen die Kinder im Sommer nicht ein bisschen Spaß im Garten haben?

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Ist es denn so, das in Hamburg wirklich eine Wasserknappheit herrscht?



    In den nördlichen Mittelmeer-Anreinerstaaten ist das zweifellos so, aber in Hamburg?

    Trockene Böden haben auch viel mit nicht vorhandenem Wassermanagement zu tun.



    Was für den Kleingärtner die Regentonne ist, lässt sich auch im Großen umsetzen. In Brandenburg hat man das immer noch nicht kapiert. Bei Starkregen wird das Wasser nicht aufgefangen, sondern in den Gully geleitet. Husch, husch ises fuort, würde der Österreicher sagen.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Hamburg grenzt an Niedersachsen und in Niedersachsen wird Trinkwasser knapp. Die wenigen Niederschläge in den letzten Jahren reichten nicht um Grundwasserbestände aufzufüllen. Ein Landwirt hat mir erzählt das der geringe Niederschlag nur die obere Bodenschicht nässt. Die unteren, ab einen Meter bleiben trocken. Ein Problem für große Bäume. Auch die Talsperren im Harz haben oft Niedrigwasser.

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        de.statista.com/st...und-tag-seit-1990/

        Man kann sicher noch mehr tun hinsichtlich der Einsparung von Trinkwasser.

      • 1G
        17900 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        ...reicht nicht, um Grundwasserbestände aufzufüllen."

        Wenn man annimmt, das es genauso weitergeht, haben sie recht. Nur hält sich die Natur eindeutig nicht an solche Modelle.

        Was das Trinkwasser angeht, so ist der oberste Aquifer in weiten Teilen Deutschlands versaut, also kontaminiert. Da spielen die Bauern eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Rolle.Massentierhaltung ist oft der Grund. Einleitung von hochgiftigen Substanzen in den Boden seit den 60er Jahren ist ein anderer.

        Es gibt für Gemeinden zwei Möglichkeiten, Trinkwasser zu generieren.



        1. Man schließt sich an die Fernwasserleitung an. Das machen die Bürgermeister sehr gerne, weil sie dann keine Verantwortung haben. Ist teuer!



        2. Die eigenen Brunnen in der Region nutzen bzw. reaktivieren. Die Brunnen müssen aber "betreut" werden.

        Ein zentraler Punkt scheint mir, die verstärkte Nutzung von Regenwasser zu sein.



        Gerade bei Starkregen fließt das Regenwasser doch sehr oft völlig ungenutzt in die Kanalisastion (oder in die Keller).



        Hier wären Auffangbecken eine gute Idee, auch wegen der Sicherheit. In Berlin wird u.a. gerade eine große "Zisterne" unter dem Verfassungsschutz gebaut.

        Vom Auffangbecken zu den Äckern müssten natürlich Leitungen verlegt werden, sofern nicht schon vorhanden.



        Auch Architekten berücksichtigen mittlerweile die Trockenheit in manchen Regionen. In Neubaugebieten wird, um ständiges Gießen der Rasenflächen zu minimieren, der Untergrund entsprechend gestaltet.



        Man kann viel tun!