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Diversität beim Fernsehpreis EmmyUnd der Award geht an…

Beim US-Fernsehpreis Emmy ist erstmals eine trans Frau in der Kategorie „Schauspielerin“ nominiert – ein Fortschritt, doch weitere Fragen bleiben.

MJ Rodriguez als „Blanca“ in der FX-Serie „Pose“ Foto: Eric Liebowitz/FX

Es ist eine der schwierigsten Fragen beim Thema Gender: Einerseits ist eine Trennung in zwei Geschlechter problematisch. Viele Menschen passen einfach nicht in eine dieser beiden Kategorien. Auf der anderen Seite: Wenn man Mann und Frau neutralisiert, dann sind auch Ungleichheiten weniger sichtbar. Zweiteilung also abschaffen, oder doch lieber behalten?

Kein reines Theoriedebakel, das zeigt eine Diskussion über den Fernsehpreis „Emmy“. Die US-amerikanische Television Academy hat vergangene Woche die Nominierungen für den renommierten Award bekanntgegeben. Unter anderen ist die Schauspielerin MJ Rodriguez bei den Fernseh-Oscars nominiert. Für ihre Rolle in der FX/Netflix-Serie „Pose“ könnte sie als „best actress in a drama series“ ausgezeichnet werden. Die Serie über New Yorks Ballroom-Kultur in den Achtzigerjahren ist ein riesiger Fortschritt für die Sichtbarkeit von trans Personen. Fast der gesamte Cast besteht aus trans Frauen. Und MJ Rodriguez ist nun die erste trans Schauspielerin, die für den „best actress“-Emmy nominiert ist.

Bis hier ist das eine Showbiz-Erfolgsgeschichte. Aber es gibt auch Stimmen, die finden, dass die Veränderungen in der Filmbranche anders ablaufen sollten. Schau­spie­le­r:in Asia Kate Dillon meldete sich nach der Bekanntgabe der Nominierungen beim amerikanischen Hörfunksender National Public Radio (NPR) zu Wort. Dillon wies darauf hin, dass die Emmys eine andere Gruppe von Dar­stel­le­r:in­nen marginalisieren. Denn was soll man eigentlich machen, wenn man für einen Emmy nominiert wird, aber weder Schauspielerin noch Schau­spie­le­r ist?

Das hatte Dillon, nonbinär, im Jahr 2017 selbst erlebt. Dillon sollte als bes­te:r Ne­ben­dar­stel­le­r:in für die Serie „Billions“ nominiert werden. Xier blieb nichts anderes übrig, als sich in eine der beiden Genderkategorien einzuordnen, mit denen xie sich nicht identifiziert. Die Teilung der Preiskategorien in männlich und weiblich, sagte Dillon zu NPR, schließe Menschen anderer Gender aus. „Und sie erhält einen gefährlichen Geschlechterdualismus.“

„Was bedeutet es?“

Dillon setzt sich seit Längerem für eine inklusivere Filmwelt ein. Als die MTV-Awards 2017 ihre Preiskategorie genderneutral gestalteten und die Trennung in Männer und Frauen aufhob, präsentierte Dillon die neue Kategorie als Mo­de­ra­tor:in. Andere Preisverleihungen sind seitdem nachgezogen: Diesen März vergab die Berlinale ihre Preise zum ersten Mal an „Leistungen“.

Die Television Academy macht 2021 auch ein Zuge­ständ­nis an nichtbinäre Dar­stel­ler:in­nen. Emmy-Ge­win­ne­r:in­nen können sich auf ihrem Zer­ti­fikat ab jetzt genderneutral „perfor­mer“ nennen lassen. Die Gewinnkategorien bleiben aber binär. Mit der Begründung, dass das Geschlecht nie Voraussetzung dafür gewesen sei, sich als Schauspieler oder Schauspielerin um eine Nominierung zu bewerben.

Dillon zu NPR: „Also könnte sich Denzel Washington als Schauspielerin aufstellen lassen und Viola Davis als Schauspieler. Und was bedeutet es dann, dass diese Kategorien existieren?“

Bloß keine Ende-Vierzig-Georges

Das Ausschließen nichtbinärer Menschen spricht sicherlich dafür, Mann-Frau-Preiskategorien abzuschaffen. Es gibt aber auch Gegenargumente: Nämlich, dass eine Kategorie eigens für Frauen weiterhin nötig sei. Sonst könne es passieren, dass sich wieder vor allem Ende-Vierzig-Georges mit Dreitagebärten als Gewinner durchsetzen. Das wäre schlecht für Rodriguez und alle anderen Frauen. Für viele binäre trans Männer und Frauen ist es besonders wichtig, dass ihr wahres Geschlecht anerkannt wird. Eine Würdigung als beste Schauspielerin ist für eine trans Frau genau das. Es entsteht also ein Interessenkonflikt zwischen binären trans Personen und nichtbinären Menschen.

Eine Lösung könnte sein, in einer genderneutralen Kategorie gleich mehrere Dar­stel­le­r:in­nen auszuzeichnen und dabei darauf zu achten, dass die Gewinne gleichmäßig unter verschiedenen Geschlechtern verteilt werden. Zunächst aber werden die Emmy-Kategorien wohl binär bleiben. Im September klärt sich, ob Rodriguez als erste trans Frau beste Serienschauspielerin 2021 wird. Verdient hätte sie es.

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3 Kommentare

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  • Kategorien nach Geschlechter im Showbiz aufzuteilen macht wirklich keinen Sinn.

    Während es im Sport durchaus Vor- bzw. Nachteile durch das biologische Geschlecht gibt, mutet eine Einteilung nach Geschlechtern in der Film- und TV-Branche altbacken an.

    Es sollte nur die Leistung zählen, d.h. keine Zuordnung zu Geschlechtergruppen.

  • Es ist schon interessant das Trans-Gleichberechtigung immer auf Kosten von Frauen geht: Mehrere trans Frauen nehmen bei den Olympischen Spielen statt. Eine trans Frau wird für den Emmy nominiert. Wo bleiben die trans Männer? Ergebnis: Die cis Männer die schon immer nichts von Gleichberechtigung hielten lachen sich einen hoch...

    • @Christian Schmidt:

      So ist es.

      trans Männer haben im Sport keinerlei Chancen, auch nur in die Nähe der Leistungen von cis Männern zu kommen. cis Männer bleiben unter sich.

      cis Frauen dagegen bekommen Jahr für Jahr immer mehr Konkurrenz durch trans Frauen bei den Wettbewerben. Weil die körperlichen Vorteile immens sind, wenn jemand dem biologischen Geschlecht nach ein Mann ist und die männliche Pubertät durchgemacht hat.

      Vergleichbares ist übrigens auch bei Lesben und Schwulen zu beobachten. Mir ist nicht bekannt, dass es trans Männer in größerer Zahl zu Schwulenpartys etc. zieht. Veranstaltungen von und mit Lesben dagegen müssen sich verstärkt damit auseindersetzen, dass trans Frauen daran teilnehmen.